Lange waren Rüstungshersteller in der öffentlichen Meinung geächtet. Mit aktuellen Krisen und Kriegen, wie etwa in der Ukraine, werden diese aber nun anders wahrgenommen. Für die Rüstungshersteller weltweit ist das eine profitable Entwicklung.
Wer die größten Akteure auf dem Waffenmarkt sind und wer die meisten Waffen exportiert beziehungsweise einführt, ermittelt das Stockholmer Institut für internationale Friedensforschung (Sipri) regelmäßig. Die Studie konzentriert sich allerdings auf große Waffen wie etwa Flugzeuge, Luftverteidigungssysteme, Artillerie oder auch Panzer und nicht auf kleine Waffen wie Pistolen oder Gewehre.
Was angesichts besagter Krisen und Kriege allerdings verwunderlich ist: Laut des Instituts hat das insgesamte Volumen des Waffenmarktes von 2019 bis 2023 gegenüber dem Zeitraum von 2014 bis 2018 abgenommen. Um immerhin gut drei Prozent. Wer allerdings auf die Zahlen auf nationaler oder kontinentaler Ebene blickt, erkennt auch gegenteilige Entwicklungen: Europa etwa importiert fast doppelt so viele Waffen wie noch vor einigen Jahren.
Das hänge mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine zusammen – denn die Ukraine wurde so laut der Studie zum größten europäischen Waffenimporteur und sogar zum viertgrößten weltweit. Die Waffen beziehe die Ukraine seit Februar 2022 aus mindestens 30 verschiedenen Staaten.
Dass diese Zahlen zurückgehen, halte man bei dem Institut für unwahrscheinlich. „Weil viele hochwertige Waffen erst in Auftrag gegeben wurden, darunter fast 800 Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber, werden die europäischen Waffenimporte wahrscheinlich auf einem hohen Niveau bleiben“, sagt Sipri-Forscher Pieter Wezeman. „In den letzten zwei Jahren ist die Nachfrage nach Luftverteidigungssystemen in Europa deutlich gestiegen, was durch Russlands Raketenangriffe auf die Ukraine begünstigt wurde“.
Europa liefert fast ein Drittel aller Waffen
Größter Waffenexporteur Europas sei Frankreich – und nun sogar der zweitgrößte der Welt. Die Franzosen steigerten laut der Studie die Exporte im Zeitraum von 2019 bis 2023 um fast 50 Prozent gegenüber dem Zeitraum von 2014 bis 2018. Ziel der Lieferungen seien vor allem Staaten in Asien, Ozeanien und dem Mittleren Osten gewesen. Frankreichs größter Abnehmer von Waffen sei demnach Indien. Fast ein Drittel aller Waffen gingen dort hin.
Insgesamt seien europäische Staaten für rund ein Drittel der weltweiten Waffenexporte verantwortlich. Über die Hälfte der Waffen, die wiederum in den vergangenen Jahren nach Europa importiert wurden, stammen aus den USA. Im Zeitraum zwischen 2014 und 2018 war es noch knapp über ein Drittel.
Die USA behält damit die Vormachtstellung in Sachen Waffenhandel: Ihr Anteil am Gesamtmarkt beträgt laut Sipri-Institut 42 Prozent, damit stieg der Anteil seit 2018 um acht Prozentpunkte. Nach der Studie beliefert die USA mindestens 107 andere Staaten mit Waffen – mehr als jemals zuvor und weit mehr als jeder andere Staat. Auch Deutschland bezieht laut der Studie über 60 Prozent seiner Waffenimporte aus den USA.
Deutschland zählt auch zu den Staaten, die die meisten Waffen exportieren. Wobei laut des Sipri-Instituts die deutschen Ausfuhren zuletzt um 14 Prozent gesunken sind. Deutschland liefere vor allem nach Ägypten, in die Ukraine und nach Israel. Weitere Top-Exporteure sind Italien, Südkorea, China, Großbritannien, Spanien und Israel.
Indien ist der größte Abnehmer
Und Russland? Obwohl sich Russlands Waffenexporte zuletzt halbiert hätten, belegt das Land hier immer noch den dritten Platz hinter Frankreich. Laut der Studie schickte Russland 2023 Waffen in zwölf Länder. Zum Vergleich: 2019 seien es noch 31 Länder gewesen. Der Großteil der russischen Waffen gehe nach Asien und Ozeanien, der größte Abnehmer ist auch hier Indien, gefolgt von China.
Indien ist laut der Studie ohnehin der größte Abnehmer für Waffen weltweit. Fast jede zehnte Waffe gehe dorthin. Neun der zehn größten Waffenimporteure befinden sich darüber hinaus in Asien, Ozeanien und dem Nahen Osten. Pakistan etwa steigerte seine Waffeneinfuhren laut der Studie um 43 Prozent und rangiert nun auf Platz fünf der größten Importeure weltweit.
Schneller schlau: Bundeswehr
Die Streitkräfte der Bundeswehr bestehen aus den drei Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine sowie den drei militärischen Organisationsbereichen Streitkräftebasis, Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr und Cyber- und Informationsraum.
Im Frieden hat der Bundesminister der Verteidigung als Mitglied der Bundesregierung die Befehls- und Kommandogewalt (IBuK) über die Streitkräfte. Sie geht im Verteidigungsfall auf den Bundeskanzler über. Dies regeln die Artikel 65a und 115b des Grundgesetzes.
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee und benötigt daher für Einsätze die Zustimmung des Deutschen Bundestags. Auslandseinsätze der Bundeswehr finden grundsätzlich im Rahmen von Mandaten der Nato, EU oder UN statt.
„Hinter der Bundeswehr steckt mehr als Waffen und Gerät, mehr als Befehl und Gehorsam. Werte, Normen und das Grundgesetz geben ihren Soldaten und Soldatinnen, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Orientierung für ihr Handeln und bestimmen so das Selbstverständnis“, heißt es bei der Bundeswehr. Neben Pflichtbewusstsein, Kameradschaft, Disziplin und Loyalität gehören laut der deutschen Armee auch Toleranz, Gerechtigkeit und Vielfalt dazu. Das Selbstverständnis der Bundeswehr formuliere einen hohen Anspruch an ihre Angehörigen und bringe diesen in drei Worten auf den Punkt: „Wir. Dienen. Deutschland.“
Stand: August 2023
Die meisten Waffen bekäme Pakistan demnach aus China – über 80 Prozent. Chinas eigene Waffenimporte schrumpften dagegen um 44 Prozent, was laut der Sipri-Forscher vor allem damit zu tun habe, dass importierte Waffen, die zumeist aus Russland kamen, nun stattdessen in China produziert würden.
Ein Drittel des internationalen Waffentransfers entfällt auf den Nahen Osten, immerhin gehören mit Saudi-Arabien, Katar und Ägypten gleich drei Staaten zu den größten Importeuren. Saudi-Arabien steht hier auf dem zweiten Platz – obwohl die Lieferungen dorthin im Zeitraum zwischen 2019 und 2023 um fast 30 Prozent zurückgingen. Katar hingegen hat seine Waffenimporte im selben Zeitraum fast vervierfacht.
Über die Hälfte dieser Waffen stammen laut der Studie aus den USA, aber rund sieben Prozent auch aus Deutschland. Viele dieser Waffen kamen laut der Sipri-Forscher in den letzten zehn Jahren in zahlreichen regionalen Konflikten zum Einsatz, etwa in Gaza, dem Libanon oder in Jemen.
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