DIW-Präsident Ukraine-Krieg kostet deutsche Wirtschaft bis zu 200 Milliarden Euro

DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Quelle: imago images

Nach Angaben des DIW-Präsidenten kostet der Krieg in der Ukraine die deutsche Wirtschaft mehrere Milliarden Euro – die wirtschaftliche Belastung wird noch für Jahre zu spüren sein.

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Der seit einem halben Jahr andauernde Krieg Russlands gegen die Ukraine wird die deutsche Wirtschaft nach den Worten von DIW-Präsident Marcel Fratzscher noch über Jahre belasten. „Der Ukraine-Krieg hat massiven Schaden für die deutsche Wirtschaft verursacht“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Von dem zu Jahresbeginn für möglich gehaltenen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 4,5 Prozent in diesem Jahr könnte bestenfalls ein Plus von anderthalb Prozent übrig bleiben, was größtenteils an den ökonomischen Folgen des Krieges liege, der am 24. Februar begann.

„Und das ist jetzt nur der Einfluss auf dieses Jahr.“ Das werde sich die nächsten zwei, drei Jahre fortsetzen – „so lange, bis wir wirklich unabhängig von russischem Gas sind“, sagte Fratzscher. Das werde bis mindestens 2025 dauern. „Wir reden grob geschätzt über drei Jahre hinweg von vier bis fünf Prozentpunkten des Bruttoinlandsproduktes, die verloren gehen“, sagte Fratzscher. „Das sind 150 bis 200 Milliarden Euro weniger Wirtschaftsleistung.“

Fratzscher hält die Gefahr einer Rezession im Winterhalbjahr für „hoch und steigend“. Es könnte schon im laufenden Sommerquartal eine schrumpfende Wirtschaftsleistung geben. „Das könnte sich im Herbst und auch Anfang kommenden Jahres fortsetzen“, warnte der Ökonom. Im Augenblick sehe er aber keine tiefe Rezession. Es werde nicht so dramatisch werden wie zu Beginn der Corona-Pandemie. „Wir könnten eine ungewöhnliche Rezession erleben, in der wir keinen Anstieg der Arbeitslosigkeit haben werden, aber einen deutlichen Rückgang des privaten Konsums und damit des Lebensstandards ungewöhnlich vieler Menschen“, sagte Fratzscher. Gegen größere Probleme am Arbeitsmarkt spreche der massive Fachkräftemangel. Die Unternehmen hätten aktuell fast zwei Millionen offene Jobs.

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Der Treiber Nummer eins für eine Rezession seien die höheren Energiepreise. „Das führt dazu, das Unternehmen weniger investieren und vor allem Verbraucher weniger konsumieren“, sagte der DIW-Chef. „Wir sehen schon jetzt eine massive Schwäche bei den privaten Konsumausgaben. Denn diese Krise geht durch die hohe Inflation mit einem massiven Kaufkraftverlust der Menschen einher.“ So gesehen würden die Kosten dieser Rezession zwar auf viel mehr Schultern verteilt als üblich. Das Problem daran sei, dass es Menschen mit geringen Einkommen ungewöhnlich stark treffe. „Sie haben das Drei- bis Vierfache an Inflation im Vergleich zu Menschen mit hohen Einkommen“, so der Ökonom. „Daher erfahren Menschen mit geringen Einkommen einen höheren Kaufkraftverlust und müssen ihren Konsum stärker reduzieren, zumal viele von ihnen keine Ersparnisse haben.“

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