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Fed-Chef Jerome Powell. Quelle: REUTERS

Never fight the Fed!

Hauke Reimer
Hauke Reimer Stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche

Die Notenbanken wollen die Inflation drücken. Anleger sollten ihren Willen, die Zinsen noch kräftig anzuheben, nicht unterschätzen. Eine Kolumne.

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Never fight the Fed! Stell dich nie gegen die Notenbank, so die oft getestete Börsenregel. Doch viele scheinen jetzt an ihr zu zweifeln. Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, und Christine Lagarde von der Europäischen Zentralbank mögen noch so oft betonen, sie seien mit Zinserhöhungen noch nicht am Ende, die Inflation sei noch lange nicht besiegt: Vielen fehlt der Glaube.

Nach Drohungen von Notenbankern und nach Zinsanhebungen steigen die Kurse – und bestätigen Anleger darin, die Notenbanken meinten ihre harte Tour nicht so ernst. Doch die positiven Kursreaktionen rühren von den Derivatemärkten, wo Anleger sich gegen Überraschungen absichern – letztlich: verkaufen. Bleiben die Überraschungen aus, lösen sie die Sicherung auf. Kurz treibt das die Kurse und bestätigt andere in der Ansicht, dass die Notenbanken einknicken.

In der Folge rennt die Herde weiter in eine Richtung. Der Effekt ist auch bei privaten Bauherren zu sehen: Die Quote derjenigen, die Baukredite nicht zum Festzins, sondern zu einem variablen Zins abschließen, ist kräftig gestiegen. Selbst in Deutschland hat sich der Anteil der variablen Kredite auf 20 Prozent verdoppelt. Schuldner wetten so auf fallende Zinsen. Sollten die weiter steigen, bekämen erst sie und dann ihre Banken Probleme.

Ein prominenter Anleihemanager warnt vor der „Rache der Juristen“: Notenbanken waren immer von Ökonomen dominiert. Deren Modelle aber haben bei der Prognose der Inflation vollständig versagt. Lagarde und Powell sind Juristen – und rächen sich jetzt an den Ökonomen, indem sie deren Prognosemodelle ignorieren. Stattdessen schauen sie nur noch auf aktuelle Wirtschaftsdaten und entscheiden dann spontan, wie hart sie reagieren. Das macht die Märkte zur Geisel der jeweils neuesten Preissteigerungs-, Arbeitsmarkt- oder Wachstumsdaten.

Nachdem sie die Inflation zu lange unterschätzt haben, werden die Notenbanken nicht zu früh deren Ende verkünden. Das sollte im Hinterkopf haben, wer auf fallende Zinsen setzt. „Ihr habt das Geld, aber ich habe die Jungs mit den Gewehren“, bejubelt US-Politiker Francis Underwood in „House of Cards“ einem Konzernmanager gegenüber die Vorzüge staatlicher Macht.

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Notenbanken können nicht nur am Zins drehen, sondern ihre Anleihekaufprogramme einfrieren oder wieder ausweiten, um in Not geratene Regierungen zu stützen. Das sind höchst wirksame Instrumente – auch wenn sie am Ende mehr Schaden als Nutzen anrichten.

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