Tech-Champions
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Die Mutmacher in diesem Land

Quelle: Jann Höfer für WirtschaftsWoche
Horst von Buttlar Chefredakteur WirtschaftsWoche

Die kleinen Durchbrüche bei technologischen Lösungen und Innovationen, sie gibt es – in Deutschland. In Zeiten, in denen das große Ganze grau wirkt, sollten wir sie nicht aus den Augen verlieren.

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Oft starrt die Welt auf die großen Durchbrüche, dass die kleinen Durchbrüche fast untergehen. Das Heureka in der Nische, die Pionierarbeit in Laboren und Firmen, von denen kaum ein Mensch gehört hat. Bisweilen entstehen dort Ideen und Produkte, die später groß werden und unseren Alltag prägen, verändern und verbessern.

Wir alle kennen ChatGPT und erkunden noch immer seinen Nutzen; künstliche Intelligenz ist allerdings leicht als Durchbruch zu feiern, wenn sie jeden Tag in neuen Superlativen und grundstürzenden Formeln bejubelt wird. Unsere Welt lebt auch von Erfindungen, die ein spezielles oder eher verborgenes Problem lösen – in einer Branche, für ein Produkt, einen Prozess –, deren Nutzen wir spüren, selbst wenn er uns nicht immer bewusst ist. Es ist wichtig, diese unscheinbaren Disruptionen früh zu erkennen, bevor sich die ganze Welt darauf stürzt.

An all diese kleinen, feinen Durchbrüche musste ich denken, als die WirtschaftsWoche am Dienstag erstmals den „Best of Technology Award“ verlieh. Mit dem Preis zeichnen wir, in Zusammenarbeit mit der Beratung Capgemini, dem Fraunhofer ISI und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), technologische Lösungen und Innovationen aus, die irgendwo einen konkreten Nutzen bringen und das Spiel verändern.

Intelligente Stromnetze, 3D-Vermessung, smarte Mitarbeiter-App: Diese und mehr Innovationen haben sich beim Best-of-Technology-Award durchgesetzt, den die WirtschaftsWoche zum ersten Mal verliehen hat.
von Andreas Menn

Solche Preise sind, wenn man sich durch zahlreiche Bewerbungen wühlt, wie Entdeckungsreisen. Sie sind Expeditionen zu Pionieren und Lösungssuchern, man hüpft über Inseln der Hoffnungen, weil man spürt: Ja, die Probleme der Menschheit sind groß. Aber die Fähigkeit des Menschen, sie zu lösen, ist es auch.

Da sind Start-ups wie Envelio, die mit digitalen Zwillingen unser Stromnetz intelligent machen. Da ist die Firma Blickfeld, deren Sensoren detaillierte 3-D-Abbildungen der Umwelt erstellen – und in jeder Halle und auf jeder Baustelle einen Haufen Kies, Getreide oder Futtermittel vermessen können. (Ja, manchmal beginnt eine Verbesserung mit einem Haufen – wenn man bedenkt, wie viele Haufen in der Welt herumliegen.)

Was zunächst klein klingt, kann später groß werden: Vor vielen Jahren verbesserten drei Münchner Studenten beim Bayerischen Rundfunk Serviceprozesse; daraus wurde das Start-up Celonis, das inzwischen mit 13 Milliarden Dollar bewertet wird und 3000 Mitarbeiter beschäftigt, ein Techchampion, der führend ist beim sogenannten Process Mining. Eine Technologie, die die Gründer als „Röntgengerät für Unternehmensdaten“ oder „Google Maps für Firmenprozesse“ bezeichnen.

Wir sollten diese kleinen Durchbrüche nie aus den Augen verlieren, insbesondere in Zeiten, in denen das große Ganze gerade eher grau wirkt. Diese Pioniere bleiben nicht stehen, sie bleiben dran, sie forschen weiter, oft unter großen Entbehrungen. Sie zeigen, dass Probleme lösbar sind.

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