Ampeers Energy Solarunternehmen Solaredge investiert in Münchener Start-up

Mit Hilfe der Ampeers-Energy-Software hat die Gesellschaft Rheinwohnungsbau dieses Wohnquartier in Duisburg-Ungelsheim mit Wärmepumpen und Fotovoltaik-Anlagen dekarbonisiert. Quelle: PR

Bei Mehrfamilienhäusern ist die Energiewende bisher kaum angekommen. Das Münchener Start-up Ampeers Energy will das ändern – und hat nun einen internationalen Partner gewonnen.

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Beim Blick auf deutsche Städte fällt Karsten Schmidt vor allem eines auf: „Es ist traurig, wie wenig Fotovoltaik-Anlagen ich auf den Dächern sehe“, erzählt der Co-Gründer des Start-ups Ampeers Energy. Die Mehrzahl der Solaranlagen sind bisher auf Eigenheimen installiert und liegen damit häufig auch außerhalb der städtischen Zentren. „Warum aber“, fragt Schmidt, „sollen nicht auch Mehrfamilienhäuser von preiswertem Solarstrom profitieren?“ 

Mit seinem Start-up will er genau diese Frage angehen. Ampeers Energy, 2019 als Spin-off der Fraunhofer-Gesellschaft gegründet, will die Dekarbonisierung größerer Immobilienbestände erleichtern. Die eigens entwickelte Software-Plattform des Start-ups richtet sich an Immobiliengesellschaften. Sie soll ihnen bei der Modernisierung ihrer Gebäude helfen, bei der energetischen Sanierung und Umstellung auf erneuerbare Energien. „Wir unterstützen die Wohnungswirtschaft auf dem Weg zu einem klimaneutralen Immobilienportfolio“, sagt Gründer Schmidt.

Dabei haben die Gründer nun einen internationalen Partner gewonnen: Das Solarunternehmen Solaredge führt eine Series-C-Finanzierungsrunde an, die Ampeers Energy einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag einbringt. Für den Solarkonzern sei das ein strategisches Investment, sagt Jaron Schächter, Vice President Strategy bei Solaredge. „Wir haben Mehrfamilienhäuser als neues Wachstumsfeld für die Energiewende ausgemacht“, sagt Schächter.

„Die Eigentümer stehen vor einem riesigen Modernisierungsberg, der teilweise gesetzlich vorgeschrieben ist“, sagt Schächter. „Und auch der Aufwand für die Integration von Solaranlagen, Speichern und Ladelösungen hält viele von der Energiewende im Haus zurück.“ Die Paketlösungen von Solaredge erleichtern das bereits in Einfamilienhäusern und Gewerbebetrieben. Mit dem Investment in Ampeers Energy will das Unternehmen nun auch stärker in der Wohnungswirtschaft in Deutschland präsent sein.

Digitaler Zwilling für Wohngebäude

Der Zeitpunkt ist günstig: In Kürze wird der Bundestag das sogenannte Solarpaket 1 beschließen. Das Gesetzespaket soll helfen, den Ausbau von Fotovoltaik in Deutschland zu beschleunigen. „Wer Mieterstrom angeboten hat, musste bisher fast so hohe Auflagen erfüllen wie ein Energieunternehmen“, sagt Solaredge-Manager Schächter. „Diese bürokratischen Anforderungen fallen nun hoffentlich bald weg.“ 

Gerade auch die Stromversorgung vom Dach auf Mehrfamilienhäusern soll vereinfacht werden. Zum Beispiel, in dem der Strom nicht mehr den Umweg über das allgemeine Netz nehmen muss, sondern direkt an die Mieter weitergegeben werden darf. „Es wird für Immobilieneigentümer bald viel leichter, eine Fotovoltaikanlage wirtschaftlich aufs Dach zu bringen“, sagt Ampeers-Energy-Gründer Schmidt. Genau dabei will sein Start-up helfen. Typische Kunden von Ampeers Energy sind Wohnungsbaugesellschaften, die mehrere tausend Wohneinheiten verwalten.

Mit der Software der Gründer können die Unternehmen den Zustand ihrer Gebäude dokumentieren und eine Art digitalen Zwilling erstellen: Welche Heizungen sind installiert? In welchem Zustand ist die Gebäudehülle? Wie sind die Energieverbräuche und die CO2-Emissionen heute? „Die Immobilienbesitzer bekommen dadurch einen Überblick über den Zustand ihres Portfolios“, sagt Schmidt.

Dann geht es an die Simulation der Zukunft: Wie viele Fotovoltaikanlagen passen auf die Dächer? Können Luftwärmepumpen installiert werden oder wäre das zu laut für Nachbargebäude? Ist der Untergrund frei, um dort Geothermie zu erwägen? „Unsere Software rechnet die Optionen für 365 Tage im Jahre durch“, sagt Schmidt, „und vergleicht unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten, welches Konzept die CO2-Emissionen der Gebäude zu den geringsten Kosten senkt.“ 

CO2 wird zum Kostenfaktor

Denn das Klimagas wird zum wachsenden Kostenfaktor für die Gebäudewirtschaft. Vermieter müssen sich an den Kosten für die CO2-Emissionen der Heizung beteiligen – 45 Euro pro Tonne CO2 wird aktuell fällig, in den kommenden Jahren dürfte der Preis deutlich steigen. „Auf eine Wohnungsbaugesellschaft kommen dann schnell Kosten von mehr als einer halben Millionen Euro zu“, sagt Schmidt.

Das macht den Umstieg auf Wärmepumpen, Solarenergie, Batterien und Ladestellen für Elektroautos attraktiver – einerseits. Andererseits verteuern die hohen Zinsen aktuell solche Sanierungsprojekte, gleichzeitig sinken die Bewertung vieler Immobilien. „Die Gesamtgemengelage macht es für Immobiliengesellschaften aktuell nicht einfach, Modernisierungsprojekte durchzuführen“, sagt Schmidt.

Mit der Ampeers-Software soll es leichter werden, die preiswertesten CO2-Vermeidungsstrategien zu entwickeln und Synergien bei den Sanierungsprojekten zu heben, indem mehrere Gebäude in einem Rutsch auf erneuerbare Energien umgestellt werden. „Statt kleinteilig zu sanieren, sollten Wohnungsunternehmen immer das gesamte Portfolio im Blick haben“, sagt Schmidt.

100 Gigawatt Potenzial auf deutschen Dächern

Das Solarunternehmen Solaredge soll den Gründern nicht nur als Investor helfen. Der Anbieter unter anderem von Fotovoltaikmodulen, Wechselrichtern, Batteriespeichern und Ladelösungen für Elektroautos bringt auch ein starkes Partnernetzwerk mit, das Ampeers Energy nutzen kann. „Wir arbeiten mit mehr als 10.000 Solarteuren in Deutschland“, sagt Schächter. Die Solarprodukte von Solaredge dürften so auch häufiger in Mehrfamilienhäusern zum Einsatz kommen. Für den Konzern sei Deutschland einer der drei wichtigsten Märkte weltweit, sagt Schächter.

Rund 150 Kunden aus der Immobilienwirtschaft hat Ampeers Energy bereits gewonnen. Die verwalten mehr als 150.000 Immobilien mit der Software der Gründer. Beim Start wird eine Beratungsgebühr fällig, danach eine Nutzungsgebühr für die Software. Mit dem Investment von Solaredge und mehreren anderen Investoren will das Start-up nun weiter wachsen.

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Dafür ist reichlich Spielraum: Das Potenzial für Solaranlagen auf den Dächern deutscher Mehrfamilienhäusern liege bei 100 Gigawatt Spitzenleistung, sagt Schmidt. „Es gibt ein gewaltiges Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist.“ Zum Vergleich: Ende 2022 waren in ganz Deutschland Fotovoltaikanlagen mit 67 Gigawatt Leistung installiert. Die Energiewende in Gebäuden, sie hat hat gerade erst begonnen.

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