Verzichts-Debatte Ohne Porsche, Louis Vuitton und Yacht wird der Klimaschutz scheitern

Motivator Porsche 911 – der Klimaschutz braucht auch materielle Anreize wie diesen.  Quelle: AP

Es braucht nur ein einziges Argument, um zu erklären, warum der Verzicht auf Luxusgüter das Klima nicht retten, sondern ihm schaden würde. Ein Kommentar.

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Mein Haus, mein Auto, mein Boot! Die zwei Männer, die in einer Sparkassen-Werbung der 1990er-Jahre mit ihren Reichtümern prahlten, indem sie sich Fotos davon vorlegen, mögen ins Klischee übertrieben gewesen sein. Doch auch heute sind ein röhrender Porsche, das große Eigenheim, die Fernreise nach Bali oder Luxusartikel aus feinem Leder klassische Güter, die vermögende Menschen sich gönnen, um für alle sichtbar zu demonstrieren, dass sie es zu etwas gebracht – oder etwas geerbt – haben.

Die Wahrnehmung aber hat sich geändert: Zog ein erfolgreicher Unternehmer vor 30 Jahren mit einer Yacht oder einem Privatflugzeug noch neidische Blicke auf sich, soll er sich heute dafür schämen. Zumindest, wenn es nach den radikaleren Teilen der Klimaschutzbewegung geht, die zuletzt etwa Privatjets in rote Farbe tauchten. Und es stimmt ja auch: All diese Dinge schaden in irgendeiner Form dem Klima. Und je wohlhabender jemand ist, desto klimaschädlicher ist im Durchschnitt sein Lebenswandel: So emittiert Statistiken zufolge ein Durchschnittsbürger in Deutschland rund 11 Tonnen CO2 pro Jahr. Ein Millionär kommt schon auf 100 Tonnen und sogenannte Superreiche mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Euro stoßen 2000 Tonnen CO2 und mehr aus.

Diesen Materialismus aber deshalb zum Feind zu erklären, funktioniert in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft einfach nicht. Materielle Anreize sind schließlich der wichtigste Treibstoff, der Menschen zu Leistung anspornt. Nun sollen genau jene Anreize, die seit 100 Jahren und länger funktioniert haben, plötzlich inakzeptabel sein. Alternativen, die dem Klima nicht schaden, gibt es wenige. Kein Wunder, wenn so mancher in den Klimaaktivisten etwa der Letzten Generation ein verkapptes sozialistisches Weltbild wittert.

Daran scheiterte schon die DDR

Das Shaming von Wohlstandsprodukten führt nicht nur zu einer Abwehrreaktion bei jenen Bevölkerungsgruppen, die sich solche Güter und Privilegien erarbeitet haben und stolz drauf sein wollen. Es bringt auch das Anreizgefüge in der gesamten Gesellschaft durcheinander, wie etwa der Niedergang der DDR zeigt. Dort hatte man zwar durchaus die eine oder andere Mark, nur konnte man sich dafür keine schönen Dinge kaufen. Die Bevölkerung war unzufrieden, begehrte auf. 

So die Klimakrise anzugehen, ist deshalb von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es schwächt auch unsere westliche Gesellschaft gegenüber aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften wie China. Hier sind Statussymbole wie das eigene Auto, eine Fernreise und die Taschen von Louis Vuitton oder Gucci akzeptierter Ausdruck von beruflichem Erfolg (auch wenn dort bereits deutlich mehr Elektroautos gekauft werden als hierzulande) . Das befeuert den Ehrgeiz in der Bevölkerung, macht diese Gesellschaften zurzeit deutlich leistungsorientierter als unsere. 

Kein Solarpark ohne materiellen Anreiz

Das materielle Anreizsystem ist am Ende sogar dringend notwendig, um den Klimawandel aufzuhalten. Denn es braucht Menschen, die unternehmerisches Risiko eingehen – wenn sie in Solarparks investieren oder Start-ups gründen, die an Direct Air Capture oder E-Fuels arbeiten. Wenn sie sich damit eine goldene Nase verdienen, ist das gut so, und sie müssen sich dafür auch etwas gönnen können. 

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Das alles entlässt Vermögende zugleich natürlich nicht aus der Verantwortung, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen – und sich im Zweifel, aus freiem Willen, für die klimafreundliche Art der Dekadenz zu entscheiden. Und das Geld statt in den Lamborghini oder die Yacht in ein veganes Michelin-Sterne-Abendessen oder teure Kunstwerke zu investieren. Auch damit kann man schließlich protzen – und muss zugleich weniger Angst vor Farbbeutelattacken haben. Doch am Ende entbindet uns als Gesellschaft nichts davon, technisch klimaneutrale Lösungen für die Klimakrise und für viele der Wohlstandsprivilegien zu finden – und diese zu skalieren.

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