WIRTSCHAFT VON OBEN #214 – Luxus in Nordkorea Bilder zeigen: So luxuriös lebt Nordkoreas Elite

Bequem einlochen – der Pjöngjang-Golfplatz wurde unter anderem mit Wegen erweitert, die ihn mit Golfmobilen befahrbar machen.  Quelle: LiveEO/Planet Labs PBC SkySat

Während das Volk hungert, genießen die Eliten um Kim Jong Un Luxus und Annehmlichkeiten. Satellitenbilder zeigen Villen, westliche Yachten – und Penthäuser. Dieser Luxus hat zuletzt zugenommen. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Rationierter Strom, bittere Armut, politische Unterdrückung. Das ist das Bild, das viele Menschen von Nordkorea haben. Die Vereinten Nationen schätzen, dass inzwischen 10,7 Millionen Nordkoreaner, das sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung, unterernährt sind. Doch es gibt auch eine andere Seite, einen Geldadel im Land. Der besteht unter anderem aus korrupten Funktionären, Schmugglern, aber auch aus privaten Händlern und Kredithaien. 

Vor allem wenn es um den üppigen Lebensstil von Machthaber Kim Jong Un und seinem engen Zirkel geht, sind Informationen dürftig. „Auch wenn wir heute weitaus mehr über Nordkorea wissen als gemeinhin angenommen, so bleiben die Entwicklungen im innersten Führungszirkel für die Wissenschaft eine Grauzone“, sagt etwa Eric J. Ballbach, Koreaexperte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Satellitenbilder von LiveEO geben nun zumindest einen Eindruck, wie es sich die Reichen und Mächtigen in Nordkorea gut gehen lassen.  

Statt die lahmende Wirtschaft aufzupäppeln, hat das nordkoreanische Regime um Kim sie in den vergangenen Jahren weitgehend der militärischen Aufrüstung geopfert. Doch: Der Machthaber und seine Eliten wohnen selbst prächtig, spielen Golf, fahren Luxusautos, verbringen Zeit auf teuren Yachten.



So besitzt Machthaber Kim Jong Un offenbar gleich mehrere Anwesen – neben dem offiziellen Präsidentenpalast, der Ryongsong Residenz in Pjöngjang, die auch Residenz 55 genannt wird. Eines der Anwesen liegt an der Ostküste Nordkoreas, in Wonsan. Es ist ein Sommerdomizil am Japanischen Meer. 

Das Areal soll Berichten zufolge über mehrere Gästevillen, einen Privatstrand, einen Bahnhof und eine Reitbahn verfügen. Auch beherbergt ein Bootshaus in der Nähe Kims Luxusyacht Princess 95. Das Anwesen in Wonsan gilt als einer der liebsten Aufenthaltsorte des Diktators. Er soll dort zu großen Teilen aufgewachsen sein.


Ein weiteres Anwesen, das Kim und seinem elitären Kreis zugeschrieben wird, liegt auf der Halbinsel Hodo. Der Villenkomplex befindet sich ganz an der Südspitze. Das Anwesen ist neu: So berichtete das Portal „NK Pro“ im Jahr 2020 über die Baufortschritte. Auch Satellitenbilder belegen das: Darauf ist zu sehen, wie ab 2017 Gebäude und Straßen entstehen, zudem zwei große Hauptgebäude und oberhalb davon drei kleinere Villen.


Strand und Yachturlaub scheinen bei Nordkoreas Elite vor allem im Monat Juli angesagt zu sein. Eine Analyse niedrig aufgelöster, aber regelmäßiger Satellitenaufnahmen der vergangenen Jahre zeigt, dass vor allem dann Luxusyachten und mobile Anleger vor den Strandvillen auftauchen. Im Pandemiejahr 2020 allerdings war das nicht der Fall. Und auch danach scheinen den Bildern nach nur sehr vereinzelt Boote vor den Domizilen nördlich von Wonsan oder auf der Halbinsel Hodo fest zu machen.


Fünf Kilometer südöstlich des opulenten Wonsan-Komplexes liegen einige der mutmaßlichen Luxusyachten das Jahr über in einem Hafenbecken. Darunter sind zwei fast 50 Meter lange Exemplare. Auch taucht hier auf einem Bild vom November 2018 eine 30 Meter lange Motoryacht der britischen Princess-Werft auf, die indirekt zum französischen Luxuskonglomerat LVMH gehört.

Diese Princess-Yacht wird inzwischen recht sicher Kim Jong Un zugeschrieben. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA hatte den Machthaber 2013 neben dem Schiff fotografiert. Im Sommer 2019 taucht es dann auch an einem Steg vor dem Wonsan-Komplex auf. Ein Indiz, dass Kim zu jener Zeit hier residierte.


Im Wonsaner Hafenbecken finden sich zudem mehrere mobile Bootsstege sowie eine kleine 20-Meter-Motoryacht. Ein solcher mobiler Steg, das zeigt die Satellitenbildanalyse, lag im Sommer 2018 und im Sommer 2019 für einige Tage am Strand von Hodo. 2019 ist zudem eine kleine 20-Meter-Yacht vor der Halbinsel zu sehen, die der vom Hafenbecken auffallend ähnelt.

Gerade um die Stadt Wonsan hat sich die Elite eine Region aufgebaut, in der sie sich wohlfühlen kann. Östlich ist ein gewaltiges Tourismus-Resort entstanden – vermutlich für ausländischen Reisende, die Devisen ins Land bringen sollen. Im Norden daran schließt sich der Wonsan Palace an, der ebenfalls Kim und seinem engeren Kreis als Urlaubsresidenz dienen soll. 


In Nordkorea werden jene Menschen, die viel Geld haben, „Donju“ genannt, was soviel wie „Gelddinge“ heißt. In Pjöngjang geben sie der südkoreanischen Rundfunkanstalt KBS zufolge hunderte Dollar am Tag aus, genießen ein üppiges Leben, besuchen Karaokebars, Restaurants, Schießstände. In der Hauptstadt gelten Menschen mit mehr als 100.000 Dollar Vermögen als Donju. In der armen Provinz reichen dazu schon 5000 Dollar.

Die Quelle ihres Wohlstands ist ganz unterschiedlich. Manche bekommen Geld von wohlhabenden Verwandten aus Japan, andere werden mit dem Tausch von Devisen reich, oder mit dem Handel von Waren auf den privaten Märkten des Landes, den Jangmadang. Wieder andere schmuggeln Ware. Auch hochrangige Funktionäre gehörten der Donju-Schicht an, berichtet KBS, weil sie Schmiergelder annehmen. Und Kredithaie verdienen daran, dass Einzelpersonen sich kein Geld von Banken leihen können. 


Nordkoreas Geld-Elite lebt meist in der Hauptstadt: In Pjöngjang gibt es Luxusviertel, in der es sich die Wohlhabenden offenbar gut gehen lassen. Unter Kim gab es einen regelrechten Bauboom – große Hochhäuser wuchsen, deren Apartments vor allem an die Eliten verteilt wurden. Das Vorzeigeprojekt ist die Ryomyong-Straße im Norden Pjöngjangs. 2017 eröffnete Kim mit großem Tamtam die ersten neugebauten Wolkenkratzer, weitere folgten, mit bis zu 80 Stockwerken. Das Viertel wurde von der Presse deshalb auch „Pjönghattan“ genannt.

Viele der Wohnungen gingen laut einem Bericht der in Südkorea ansässigen Newsplattform „Daily NK“ zufolge an Mitarbeiter von verschiedenen Ministerien und dem Wachkommando, dass die Kim-Familie beschützt.



Jedoch sollen mittlerweile einige der luxuriösen Penthäuser Pjöngjangs unbeliebt werden. Laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ führten Mängel an den Aufzügen, bei der Elektrizität und Wasserversorgung sowie eine insgesamt schlechte Bauqualität dazu, dass nun neben den Reichen auch ärmere Menschen vor allem in den oberen Stockwerken der Bauten wohnen.

Ein Anlaufpunkt der nordkoreanischen Elite ist auch der Pjöngjang Golfplatz. Schon in den 1980er-Jahren gebaut, soll hier dem früheren Machthaber Kim Jong Il das Unmögliche gelungen sein, und das bei seiner ersten Runde Golf überhaupt: Elf Hole-in-one – also das Einlochen mit einem Schlag. Das zumindest behauptete ein regelmäßiger Spieler des Platzes gegenüber Journalisten.

Der 18-Loch-Golfplatz wurde den Satellitenbildern zufolge zwischen 2018 und 2020 um zehn Villen und ein Hauptgebäude erweitert. Ein neu errichteter Damm sorgt dafür, dass die Bauten vor Überschwemmungen geschützt sind, die es an jener Stelle wohl häufiger gibt. Auch wurden feste Wege auf dem Platz angelegt, sodass der nun komplett mit Golfmobilen befahrbar ist. Dass die Anlage nach wie vor bespielt wird, davon zeugt der gepflegte Rasen, der gut aus dem All zu erkennen ist.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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