Wirtschaft von oben #244 – Fehmarnbelt-Tunnel So bauen Deutschland und Dänemark den größten Absenktunnel der Welt

Fehmarnbelt: Auf der dänischen Seite werden unter anderem die Tunnelelemente hergestellt. Quelle: LiveEO/SPOT

Im Fehmarnbelt entsteht ein riesiger Tunnel. Neueste Satellitenbilder zeigen den Fortschritt der Megabaustelle am und im Meer: Arbeiter haben zwei Häfen errichtet, einen 18-Kilometer-Graben im Meer – und die weltgrößte Betonfabrik. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Es soll die schnellste Verbindung zwischen Mitteleuropa und Skandinavien werden: Im Fehmarnbelt, einer Wasserstraße zwischen der deutschen Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland, errichten Bauarbeiter seit 2020 einen 18 Kilometer langen Tunnel. Wo bisher Fähren die Inseln verbinden, sollen künftig Autos und Züge binnen Minuten unter dem Meer hindurchsausen.

Es ist ein Bauprojekt, das Rekorde bricht – Berichten zufolge handelt es sich um die derzeit größte Baustelle in Nordeuropa. Tausende Arbeiter sind über Jahre damit beschäftigt. Sie haben zwei Häfen und die weltgrößte Betonfabrik errichtet, in der die Elemente der Tunnelröhre gefertigt werden. Sie sollen zusammengesetzt den längsten Absenktunnel der Welt bilden, wie die Röhren am Meeresboden genannt werden.

Satellitenbilder von LiveEO zeigen den Stand des Megaprojekts am und im Meer: Beim Dorf Puttgarden auf Fehmarn haben die Arbeiten im November 2021 begonnen. Bauarbeiter haben einen Arbeitshafen errichtet und bauen derzeit das Portal für den Tunnel. Eine Schnellstraße und eine Zugverbindung sollen von hier aus direkt hinein führen.

Bilder: LiveEO/Pleiade, GoogleEarth/CNES/Airbus

Das Portal in Puttgarden ist die deutsche Seite des Fehmarnbelttunnels. Auf dänischer Seite, beim Fährhafen Rødbyhavn, gehen die Arbeiten in weit größerem Stil voran: Hier wurde in den vergangenen Jahren ein fünf mal größerer Arbeitshafen als in Puttgarden gebaut.

Darin ist eine ganze Fabrik zur Fertigung der Tunnelteile entstanden. Zudem gibt es eine Wohnanlagen, die 1300 Arbeitern Unterkunft bietet – Einzelzimmer mit Toilette und Dusche inbegriffen.

Bilder: LiveEO/Spot, GoogleEarth/CNES/Airbus

Der Arbeitshafen in Rødbyhavn ist das Herzstück der Tunnelbaustellen. Bis zu 70.000 Tonnen Baumaterial liefern Schiffe hier pro Woche an – Sand, Zement, Stahl, Kies. Material, ist dem in der Fabrik die Elemente des Tunnels gebaut werden.

In der Tunnelfabrik werden 89 Betonelemente für den Tunnel hergestellt. Die meisten davon sind je 217 Meter lang und 73.000 Tonnen schwer. Sie bestehen aus zwei Röhren für Autos, zwei für Züge und einer für Wartungsarbeiten.

Produktionshallen, Rødbyhavn, Dänemark

08.05.2023: In drei Produktionshallen mit sechs Fertigungslinien entstehen Stück für Stück die Betonelemente für den Absenktunnel.

Bilder: LiveEO/Google Earth/CNES/Airbus

Die Tunnelfabrik auf Lolland ist die größte Betonproduktionsanlage der Welt. Neun Wochen dauert es, ein Segment für den Fehmarnbelttunnel zu fertigen. Die fertigen Betonelemente werden in ein Trockendock geschoben.

Dort werden sie an beiden Enden mit Stahlschotts luftdicht verschlossen. Dann werden die Trockendocks geflutet. Jedes der rund elf Meter tiefen Becken fasst rund 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser – so viel wie 640 olympische Schwimmbecken.
Spezialschiffe schleppen die Tunnelelemente daraufhin zu ihrer Position entlang der Tunnelstrecke. Dort haben in den vergangenen Jahren verschiedene Spezialschiffe bereits einen 18 Kilometer langen Graben am Meeresboden ausgehoben.

Tieflöffelbagger Simson

25.04.2022: Der Tieflöffelbagger Simson hebt den Graben für den Tunnel am Meeresboden aus. Die Schaufel der Simon fasst 34 Kubikmeter Erde.

Bilder: LiveEO/Google Earth/CNES/Airbus

19 Millionen Kubikmeter Sand und Steine haben die Spezialschiffe insgesamt aus dem Meer geholt. Das ausgehobene Material wurde auf Schuten verladen und an Land gebracht. Dort wird es verwendet, um neues Land an der Meeresküste aufzuschütten. So entstehen an der Küste Lollands rund 300 Hektar neues Land.

Spülleitung, Rødbyhavn, Dänemark

28.09.2021: Arbeitsschiffe montieren im dänischen Hafen eine Spülleitung. Sie dient dazu, Erdreich an Land zu pumpen, das so genannte Laderaumsaugbagger zuvor ähnlich wie ein Staubsauger vom Meeresboden aufgesogen haben.

Sind die Betonelemente an ihrem Bestimmungsort angekommen, werden ihre Ballasttanks mit Wasser gefüllt und sie sinken in den künstlich ausgehobenen Meeresgraben. Sie erreichen ihre Position dort auf 15 Millimeter genau. Nebeneinander liegende Elemente werden dann dicht aneinander gezogen und wasserdicht miteinander verbunden. Schließlich wird der gesamte Betontunnel mit einer schützenden Schicht aus Steinen bedeckt.

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Umweltschützer haben das Bauprojekt kritisiert und fürchten Folgeschäden für das Ökosystem. Der Betreiber Fermern A/S dagegen verweist auf Ausgleichsmaßnahmen, so würden unter anderem Steinriffe wieder hergestellt, die durch jahrzehntelange Fischerei zerstört worden seien.

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Wenn das größte Bauprojekt Nordeuropas im Jahr 2029 laut Plan abgeschlossen ist, sollen Züge von Hamburg nach Kopenhagen nur zweieinhalb statt fünf Stunden unterwegs sein; Autos sollen den Belt in nur zehn Minuten queren können. Bis dahin aber haben hunderte Bauarbeiter noch jede Menge zu tun.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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