Autohersteller Der wahre Preiskrieg ums E-Auto kommt erst noch

Wieviel teuerer darf ein Elektroauto sein? Quelle: dpa Picture-Alliance

Wird Trump US-Präsident, könnte das zum Verstärker der Rabattschlacht bei E-Autos werden. Die erste Stufe des Preiskriegs wurde bereits in Deutschland losgetreten. Ein Gastbeitrag.

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Ab dem 5. November wird es für die Elektroauto-Pläne der deutschen Autobauer richtig schwer. Mit den US-Vorwahlkämpfen zeichnet sich ab, dass Donald Trump als nächster US-Präsidenten gewählt werden könnte. Für das Elektroauto verheißt das nichts Gutes. Donald Trump dürfte die Unterstützung für Elektroautos in den USA drastisch zusammenstreichen. Ein neuer Siegeszug des Verbrenners steht auf der Agenda. Nicht nur für Elon Musk und Tesla wird die Zeit schwierig. Mit großen Werken wie in Austin Texas sitzt Tesla auf hohen Produktionskapazitäten. Musk wird gezwungen sein, mehr US-Produktion nach Europa zu lenken. Zu den Importen der Chinesen kommen dann voll beladene Schiffe mit Tesla-Elektroautos nach Europa. Die Rabattschlacht um die wenigen Kunden erreicht dann ein neues Niveau.

Zusätzlich dürften mit einem US-Präsidenten Donald Trump die Verteidigungsausgaben in der EU steigen. Die Verteidigung gegen Putins Russland wird stärker zur Sache der Europäer. Warum sollte der US-Steuerzahler dafür geradestehen? Zwischen Europa/Russland und den USA ist der Atlantik, argumentiert Donald Trump. Also werden auch die Bürger in Europa mehr Geld für Verteidigung ausgeben müssen. Die finanziellen Mittel, um neue Autos oder gar teure Elektroautos zu kaufen, werden damit dünner. Weniger Autokäufer bei bestehenden Fabriken, das verstärkt den Preiskampf. Da Elektroautos teurer sind als Verbrenner und Kunden zurückhaltender, steht das Elektroauto stärker unter Druck.

Diese günstigen E-Autos kommen ab 2024 auf den Markt
Citroen e-C3Aus dem zuletzt als Budget-Kleinwagen positionieren C3 wird Anfang 2024 ein charmantes Mini-SUV, das mit vollelektrischem Antrieb und 320 Kilometer Reichweite nur 23.300 Euro kosten soll. Sitze und Fahrwerk sind auf Komfort ausgelegt, was den neu entdeckten Marken-Charakter der Stellantis-Tochter stärken soll. Quelle: Citroën
Renault 5Nachdem die Franzosen mit dem Zoe elektrische Pionierarbeit geleistet und mit dem Mégane E-Tech eine eher teure Ergänzung nachgelegt haben, wollen sie 2024 mit dem Renault 5 endgültig in den Massenmarkt. Der im Retro-Stil gehaltene Kleinwagen ist mit einem Basispreis von 25.000 Euro vergleichsweise günstig, trotzdem sind Batterie und E-Antrieb auf neuestem Stand. Je nach Variante sollen bis zu 400 Kilometer Reichweite möglich sein. Quelle: Renault
Nissan MicraWie Renault beim technisch eng verwandten Fünfer, greift auch Nissan bei Design seines Ablegers auf die reiche Modellhistorie zurück, wie sich unter anderem an den auffälligen Rundscheinwerfern zeigt. Technik und Preise dürfen ähnlich ausfallen: mindestens rund 25.000 Euro und maximal gut 400 Kilometer. Nissan zeigt bislang nur Details des Micra. Quelle: Nissan
Dacia Spring Die aktuelle Version des Micro-Crossovers ist mit knapp 23.000 Euro ein Preisbrecher, wirkt aber bei Technik und Ambiente entsprechend günstig. Die für 2024 erwartete grundlegende Überarbeitung soll wieder mehr Wertigkeit ausstrahlen – und trotzdem nicht viel teurer werden. Quelle: Dacia
Renault TwingoMit dem ersten Twingo hat Renault 1993 das Kleinstwagen-Segment modernisiert. Die für 2025 angekündigte Elektro-Variante soll das nun beim E-Auto wiederholen. Äußerlich greift der Neue auf das bekannte ikonische Monocab-Design des Urmodells auf, das Innenleben ist bis auf weiteres noch geheim. Der Preis hingegen nicht: Er soll unterhalb von 20.000 Euro liegen. Quelle: Renault
VW ID.2Weil das modernistische Design von ID.3 und Co. bislang bei den Kunden nicht so recht ankam, schlägt VW bei der Gestaltung seiner kommenden E-Autos wieder einen klassischeren Weg ein: Der für Ende 2025 erwartete ID.2 dürfte daher stark an Verbrenner-Modelle wie den Polo gemahnen, den er langfristig beerben könnte. Angedacht ist zudem eine Reichweite bis zu 450 Kilometern in der Spitzenvariante – und ein Preis unter 25.000 Euro beim Basismodell. Quelle: Volkswagen
Cupra RavalDer spanische Bruder des ID.2 dürfte ab 2026 bei ähnlicher Technik auf die Emotions-Karte setzen. Die Vorab-Studien Urban Rebel und Dark Rebel zahlten auf jeden Fall bereits kräftig auf das Hot-Hatch-Konto ein. Erwartet werden kann eine Art GTI mit Crossover-Elementen für das E-Zeitalter. Entsprechend dürften die Preise oberhalb von 25.000 Euro beginnen. Quelle: Cupra

Die zweite Stufe des Preiskriegs um das Elektroauto startet mit dem 5. November. Die wichtigen Economies of Scale oder auch Volumenvorteile in der Produktion liegen bei Tesla und den Chinesen. Das Risiko wird größer, aus dem Markt gedrängt zu werden. Derzeit erleben wir die erste Stufe des Preiskriegs. Die Ampel-Regierung und Wirtschaftsminister Robert Habeck haben vor Weihnachten die staatlichen Prämien zum Kauf von E-Autos komplett gestrichen, mit der Folge, dass es bei der Nachfrage nach Elektroautos sehr still in den Autohäusern geworden ist. Wegen des höheren E-Auto-Preises greifen die Menschen zum Benziner. Gleichzeitig schwindet das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Ziele der Bundesregierung. Warum sollte ein Autokäufer sich ein Elektroauto kaufen, wenn er durch die plötzliche Streichung der Umweltprämie das Signal vermittelt erhält, das Elektroauto sei politisch nicht mehr auf der Agenda? Warum sollten Ladesäulenbetreiber neue Schelllader aufstellen, wenn sie erkennen, dass die Kunden für die zusätzlichen Säulen fehlen? Es ist eine Teufelsspirale, die Wirtschaftsminister Habeck losgetreten hat.

Wie groß die finanzielle Bürde der ersten Stufe des Preiskriegs ist, zeigt die große Rabattaktion für Elektroautos von VW. Zum Beispiel das Modell VW ID.4 Pro, das im Oktober letzten Jahres mit 46.335 Euro in der Preisliste stand. Abzüglich des damaligen Herstelleranteils an der staatlichen Umweltprämie wurde von VW damals 44.835 Euro Umsatz pro verkauftem Modell erzielt. Bei einer operativen Marge von vier Prozent entspricht das einem dünnen Gewinn von 1500 Euro pro Auto. Mittlerweile wurde der Preis des Autos reduziert und auf den reduzierten Preis gibt es jetzt nochmals 7735 Euro Nachlass. Der VW ID4.Pro wird zum Verlustgeschäft. Nach unserer Rechnung fallen gut 3500 Euro Verlust pro Fahrzeug an.

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Wie sich das auf die Bilanz von VW auswirkt, kann man sich anhand der Verkaufszahlen des letzten Jahres ausmalen. VW hat im vergangenen Jahr in Deutschland 58.623 Fahrzeuge der Modelle VW ID3, ID4 und ID 5 abgesetzt. Im Jahr 2024 dürfte das wegen des Einbruchs bei den Elektroautos deutlich weniger werden. In den ersten drei Monaten 2023 waren es 12.067 Fahrzeuge. Unterstellen wir 11.000 Verkäufe der VW ID3, ID4 und ID 5 im ersten Quartal, dann ergibt sich nach unserer Modellrechnung ein Verlust von 38,5 Millionen Euro. Hält die Rabattaktion übers gesamte Jahr an, werden bei geschätzten 50.000 Verkäufen von VW ID3, ID4 und ID 5 Verluste von 175 Millionen Euro eingefahren.

Dabei sind andere europäische Märkte, bei denen ebenfalls Rabattaktionen denkbar sind, noch nicht berücksichtigt. Nicht berücksichtigt sind auch die hohen Preisabschläge, die in China beim Verkauf eingesetzt werden. Weltweit wurden im Jahre 2023 etwa 363.900 Fahrzeuge der Modellen VW ID3, ID4 und ID 5 verkauft. Würde im Jahr 2024 ebenfalls 363.900 Fahrzeuge der Modelle ID3, ID4 und ID 5 verkauft und ähnlich subventioniert wie derzeit in Deutschland, müsste mit 1,3 Milliarden Euro Verlust kalkuliert werden.

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Wie zu erwarten, ziehen andere Autobauer nach. So hat BYD, der mächtige Wettbewerber aus China, bei seinen Modellen nach Preiskürzungen zusätzlich Rabatte von 3000 Euro bis 17.000 Euro ausgelobt. Die Streichung der staatlichen Umweltprämie und die Import-Offensiven lösen eine ruinöse Preisspirale aus. Nicht umsonst warnt Caros Tavares, der Vorstandsvorsitzende von Stellantis, vor einem „Blutbad“ in der Autobranche. Tesla und BYD sind mit ihren Elektroautos in Scale-Economies und verdienen selbst bei diesen Preisen noch Geld. Im letzten Quartal hat Tesla einen Gewinn-Marge von 8,2 Prozent oder rund 3280 Euro Gewinn beim einem 40.000 Euro Auto erzielt.

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Die großen Chinesen und Tesla sind gut für den Preiskrieg gerüstet, auch weil im Markt China dank staatlicher Kaufprämien das Elektroauto boomt. Tesla und die Chinesen haben die Volumenvorteile, die in Deutschland durch die Politik vereitelt werden. Die zweite Stufe der Preisschlacht um die wenigen Kunden für das Elektroauto in Europa und den USA kommt mit der Wahl des US-Präsidenten. Tesla wird Europa fluten. Kein schönes Szenario für die deutsche Autoindustrie. Die Autobauer haben Milliarden in die Elektromobilität gesteckt. Durch die Instabilität der Politik wird man einen großen Teil dieser Investitionen „abschreiben“ müssen. Wechselhafte Politik ist zum größten Risiko für die deutsche Autoindustrie geworden

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