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Autozubehör-Spezialist
Kamei: Eine von Deutschlands ältesten Marken für Autozubehör ist insolvent

Mit seinem Unternehmen Kamei entwickelte der Wolfsburger Ingenieur und Autofan Karl Meier einst Vorläufer von Spoilern, Kopfstützen und Dachboxen. Jetzt hat der traditionsreiche Zubehörspezialist Insolvenz angemeldet.

18.08.2023| Update: 18.08.2023 - 10:16 Uhr | Exklusiv von Henryk Hielscher

Quelle: PR

Der Wolfsburger Dachboxenhersteller Kamei ist insolvent. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die Kamei GmbH & Co. KG beim Amtsgericht Wolfsburg Insolvenzantrag gestellt. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Jurist Justus von Buchwaldt, Partner der auf Sanierungs- und Insolvenzverfahren spezialisierten Kanzlei BBL, eingesetzt. Das bestätigte von Buchwaldt der WirtschaftsWoche. „Der Geschäftsbetrieb geht auch im vorläufigen Insolvenzverfahren vollumfänglich weiter“, betonte von Buchwaldt. „Alle Aufträge werden wie gewohnt weiterbearbeitet, es wird weiter gefertigt und ausgeliefert.“ 

Kamei gehört zu den bekanntesten und ältesten Marken für Autozubehör. Das Unternehmen bietet insbesondere ein breites Dachboxensortiment an sowie Komfortzubehör wie nachrüstbare Armlehnen oder Kleiderbügelhalterungen fürs Auto. Aber auch Schaltknäufe in Golfballoptik gehören zum Sortiment. 

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Der Wolfsburger Familienbetrieb in dritter Generation wurde 1952 von Karl Meier, ehemals Konstrukteur für Innenausstattung bei Volkswagen, gegründet. Kamei spezialisierte sich zunächst auf Interieur-Zubehör, unter anderem auf die Herstellung der „Schlummerrolle“, die schnell zur weltweit ersten Sicherheitskopfstütze weiterentwickelt wurde. Weil Meier die Hecklastigkeit des VW-Käfers und dessen unruhiges Fahrverhalten bei höheren Geschwindigkeiten störte, konstruierte er zudem ein „Tiefensteuer“ – ein Hilfsmittel, heute besser bekannt als: Spoiler. 

Dachboxen als Bestseller

Auch den Vorgänger der heutigen Dachbox entwickelte der Wolfsburger Ingenieur. Kamei konstruierte eine flatterfreie Schutzhülle mit Gepäckträger – und erschuf so „den Vorgänger der heutigen Dachbox“, wie es auf der Unternehmens-Homepage heißt. Die Gepäckträger-Nachfrage sei „überwältigend“ gewesen. Bis heute sind die in der Folge entwickelten Dachboxen die wichtigste Produktgruppe für Kamei. Zuletzt erzielte das Unternehmen mit 42 Mitarbeitern rund sechs Millionen Euro Umsatz, größter Kunde ist der Volkswagen-Konzern.

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Als Gründe für die Schieflage nennt das Unternehmen vor allem die infolge des Krieges in der Ukraine gestiegenen Materialkosten. Diese hätten nicht an die Kunden weitergereicht werden können. Zudem verzögerte sich die Einführung eines neuen Produktes und auch die Preisverhandlungen mit den Automobilherstellern liefen schleppend. Zuletzt soll sich die Situation durch eine schwache Auftragslage verschärft haben. Die üblicherweise sehr hohe Nachfrage in der Sommersaison sei bisher ausgeblieben. Eine möglicher Grund: die Kaufzurückhaltung infolge der Inflation.

Aufgabe des vorläufigen Insolvenzverwalters von Buchwaldt und seines Team-Kollegen Nikolas Otto ist es nun, zunächst den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und konkrete Sanierungsmöglichkeiten auszuloten. Denkbar sind etwa der Einstieg eines Investors oder ein Insolvenzplan, der dem Unternehmen den Weg aus der Krise bahnt. „Unser Ziel ist ganz klar eine Sanierung“, sagte von Buchwaldt gegenüber der WirtschaftsWoche.

In den vergangenen Monaten hatten bereits mehrere bekannte Markenhersteller Insolvenz angemeldet. Darunter das Keramikunternehmen Römertopf und Traditionsunternehmen Weck, Hersteller, der Weck-Einmachgläser. 

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