Chinesische E-Autos Dieses Schiff ist eine Kampfansage an Deutschlands Autoindustrie

Der Autofrachter

In Bremerhaven entlädt der erste Autofrachter des chinesischen Autobauers BYD 3000 E-Fahrzeuge. Bis 2026 werden in China 200 solche Schiffe gebaut, um die Welt mit Autos aus dem Land zu fluten.

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Das erste eigene Autotransportschiff des chinesischen Autobauers BYD hat bei seiner Jungfernfahrt in Bremerhaven angelegt. Seit Montag würden die ersten Fahrzeuge an Land gebracht, sagte eine Sprecherin des Logistik-Dienstleisters BLG, der ein Autoterminal in Bremerhaven betreibt. Rund 3000 Fahrzeuge werden bei dem Stopp an Land gebracht, der größte Teil davon E-Fahrzeuge. Die „Explorer No. 1“ ist das erste von zukünftig acht eigenen Schiffen, die BYD für den Autotransport von China nach Europa einsetzen will. Der Konzern hat den brandneuen Frachter gechartert.

Zuvor hatte das 200 Meter lange Schiff in Vlissingen in den Niederlanden angelegt. In Bremerhaven soll es der Sprecherin zufolge bis Donnerstag bleiben. Von dort aus geht es nach Seebrügge in Belgien und dann wieder zurück nach China. Die BLG-Sprecherin sagte, noch sei unklar, ob Bremerhaven künftig regelmäßig von BYD angelaufen werde. „Aber wir gehen davon aus“, sagte sie. 

Dieser neue Autofrachter ist nur eine Art Vorgeschmack auf das, was deutschen Autobauern rund um den Globus derzeit droht. Hersteller wie BYD, Chery, Geely und Nio bauen seit Jahren reihenweise riesige Autofabriken in der Heimat. Teilweise so groß, dass sie Werke von Volkswagen & Co. in den Schatten stellen. Dadurch sind im Land riesige Überkapazitäten vor allem bei Elektroautos entstanden. Daheim bekommt Chinas Industrie die Menge an Fahrzeugen nicht los. Und um sie zu exportieren, fehlen ihr derzeit sogenannte Ro-Ro-Schiffe, wie die Explorer No. 1 eines ist (Ro-Ro steht für Roll on, Roll off).

Auch Chery und andere bauen an eigenen Flotten

Auf einem Ro-Ro-Schiff in den vergangenen Monaten einen freien Platz für ein Auto zu ergattern, war praktisch unmöglich. Die Frachtraten waren um mehr als 800 Prozent gestiegen. Weltweit gibt es zwar mehr als 700 solcher Schiffe. Davon werden aber weniger als 100 von chinesischen Firmen betrieben. Und nur etwa zehn sind hochseetauglich. Deshalb sahen sich die Konzerne in China zuletzt sogar gezwungen, Frachter, die eigentlich Holz transportieren, mittels spezieller Stahlgestelle zu Autotransportern umzufunktionieren.

Derweil aber arbeiten Industrie und Politik in China mit Hochdruck daran, den Engpass zu beseitigen. Bis 2026 stehen rund 200 solche Ro-Ro-Schiffe in den Orderbüchern chinesischer Werften – etwa die Hälfte davon sind für chinesische Kunden bestimmt. So entwickeln auch andere Autobauer wie Chery derzeit eigene Flotten. Und auch der staatliche Schifffahrtskonzern Cosco baut eine solche auf.

Eine Recherche der WirtschaftsWoche vom vergangenen Herbst hatte zudem ergeben, dass China zurzeit riesige Kapazitäten für den Autoexport an seinen Häfen schafft – beispielsweise in Shanghai, Ningbo oder in Guanzhou. Schon ohne die neuen Schiffe hat China Deutschland und Japan als größte Autoexporteure abgelöst. Und auch mit seinen Patenten ist es an der bislang innovativsten Autonation Deutschland vorbeigezogen.

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BYD ist einer der größten Automobilproduzenten Chinas und gilt als führend beim Absatz von E-Fahrzeugen. Den Angaben zufolge will BYD mit der eigenen Charterflotte den Export chinesischer Pkw nach Europa beschleunigen. Der Ro-Ro-Carrier „BYD Explorer No. 1“ war Mitte Januar von Shenzhen zur Jungfernfahrt aufgebrochen. Der BLG-Autoterminal Bremerhaven gehört mit mehr als 1,7 Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen pro Jahr zu den größten Autoterminals der Welt. 

Mit Material der dpa

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