Elektromobilität So weit klafft die Kluft zwischen Ladesäulen und E-Autos auseinander

Quelle: dpa

Auf den Straßen sind immer mehr E-Autos unterwegs. Der Ausbau des Ladesäulennetzes geht hingegen nur schleppend voran. Wieso das alarmierend ist und warum Deutschland im EU-Vergleich noch gut dasteht.

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Während die Politik mit Umweltprämien jahrelang den Kauf von E-Autos förderte und die Zulassungen in den vergangenen Jahren stark anstiegen, blieb der Ausbau des öffentlichen Ladesäulennetzes insgesamt auf der Strecke.

So warnt der europäische Automobilverband (Acea) in einer neuen Studie vor einer wachsenden Kluft zwischen der Zahl öffentlicher Ladesäulen und neuer E-Autos. Nach der Wahrnehmung der Acea gebe es eine alarmierende Lücke zwischen der benötigten und der künftig vorhandenen Anzahl öffentlicher Ladesäulen.

So wurden zwischen 2017 und 2023 rund 1,7 Millionen E-Autos in Deutschland zugelassen. Im gleichen Zeitraum gingen jedoch lediglich 52.000 Ladesäulen in Betrieb. Insgesamt stehen Autofahrern in Deutschland derzeit rund 120.000 öffentliche Lademöglichkeiten zur Verfügung. Einen Grund zur Sorge sieht der Allgemeine Deutsche Automobil-Club zur Zeit nicht. „Der Ausbau des Ladenetzes hält mit der steigenden Zahl von E-Autos stand. Aktuell haben wir noch kein grundsätzliches Problem mit zu wenig Ladesäulen“, teilt eine Sprecherin auf Nachfrage der WirtschaftsWoche mit. Doch an neuralgischen Punkten wie Ballungszentren würden die Ladestationen zu Stoßzeiten die Kapazitätsgrenzen erreichen. Heißt: Autofahrer müssen häufiger hier mit Wartezeiten rechnen.



Bis 2030 sollen nach Plänen der Bundesregierung eine Million Ladesäulen errichtet werden. „Nach der Einschätzung von Fachleuten muss diese Zielmarke nicht unbedingt erreicht werden, hier gibt es unter Experten unterschiedliche Einschätzungen. Die Zahl allein sagt auch noch nichts über die regionale Verteilung der Ladesäulen aus, und wie das zahlenmäßige Verhältnis von DC-Schnelllade- und AC-Ladepunkten austariert sein sollte“, so die Sprecherin des ADACs. Wichtig seien für die Autofahrer vor allem eine gute Flächenabdeckung und Schnelllademöglichkeiten auf Reisen.

Doch wie kann der Ausbau gelingen? „Es ist essenziell, dass Bund, Länder und Gemeinden an einem Strang ziehen beim Ausbau des Ladenetzes und dass bürokratische und politische Hürden abgebaut werden, die den Ausbau behindern. Es geht weniger um konkrete Zahlen, wichtiger dabei ist, dass vor allem entlang der Hauptverkehrsstrecken das Ladenetz zügig verdichtet wird“, erklärt die Sprecherin.

Deutschlands Ladeinfrastruktur gehört zu den größten

Mit Blick auf die Zahlen der Europäischen Union (EU) zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Die Verkäufe von Elektroautos seien in der EU zwischen 2017 und 2023 dreimal schneller gewachsen als die Anzahl neuer Ladesäulen, wie der Acea mitteilt.

Verglichen mit weiten Teilen der EU verfügt Deutschland über verhältnismäßig großes Ladesäulennetz. Rund 19 Prozent der Ladestationen der EU befinden sich in Deutschland. Insgesamt verteilt sich etwa zwei Drittel des Ladenetzes der EU auf drei Länder: die Niederlande, Frankreich und Deutschland. Die EU-Schlusslichter bei dieser Statistik bilden Estland, Lettland, Zypern und Malta.



Der europäische Automobilverband sieht zwischen dem dichten Ladesäulennetz und der Anzahl der neu zugelassenen E-Autos eine positive Korrelation. Das heißt: Je mehr Elektroautos zugelassen werden, desto höher sei die Anzahl der öffentlichen Ladestationen ausgebaut. Denn: In Deutschland, Frankreich und die Niederlande gibt es nicht nur die meisten Ladesäulen, sondern es fahren auch die meisten Elektroautos auf den Straßen.

Das heißt jedoch nicht, dass das Ladesäulennetz dicht ist. Trotz der hohen Anzahl an Ladesäulen und E-Autos ist das Netz in der Bundesrepublik eher lückenhaft. Pro tausend Einwohner stehen nicht einmal zwei Ladepunkte zur Verfügung.

Anders sieht es in den Niederlanden aus: Knapp vier Prozent der zugelassenen Fahrzeuge auf niederländischen Straßen haben einen Elektromotor. Mit acht Stationen pro tausend Einwohner ist das Ladenetz verhältnismäßig dicht.

Insgesamt fahren rund drei Millionen BEV auf den Straßen der EU-Mitgliedländer. Damit lädt eine öffentliche Ladesäule etwa fünf E-Autos. Doch mit dem steigenden E-Autozahlen auf den Straßen, wächst die Nachfrage nach den Lademöglichkeiten und die Kapazitäten werden schneller ausgeschöpft.

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Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, müssen die Länder ihre Lademöglichkeiten ausweiten. Derzeit werden nach Acea-Angaben EU-weit rund 150.000 Ladesäulen pro Jahr installiert. Nach Schätzungen der EU-Kommission seien aber rund 440.000 pro Jahr notwendig, um die Mobilitätswende hin zur mehr Elektromobilität zu gewährleisten. Der Automobilverband geht sogar davon aus, dass 1,2 Millionen neue Landesäulen pro Jahr benötigt werden. Denn eine gute Ladeinfrastruktur sei entscheidend für die Mobilitätswende – ohne sie würde es schwierig werden, die Menschen von der Elektromobilität zu überzeugen.

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Mit Material der dpa

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