Gemeinsames Betriebssystem Gespräche gescheitert: harsche Abfuhr von Volkswagen an BMW

„Wir haben vor vier Monaten über ein gemeinsames Betriebssystem gesprochen“, sagte Cariad-Chef Dirk Hilgenberg. Quelle: dpa

Die Autobauer Volkswagen, BMW und Daimler haben über ein gemeinsames Betriebssystem für E-Autos verhandelt, sind nun aber nach vier Monaten gescheitert. Für eine gemeinsame Lösung scheint es zu spät.

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Volkswagen, Daimler und BMW haben im Frühjahr über die gemeinsame Entwicklung eines Betriebssystems für Elektroautos verhandelt. Das sagte Dirk Hilgenberg, Chef der VW-Software-Tochter Cariad, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „Wir haben vor vier Monaten über ein gemeinsames Betriebssystem gesprochen“, so Hilgenberg: „Wir haben uns gefragt: Gibt es ein Zeitfenster für eine gemeinsame Lösung und gäbe es eine Win-Win-Situation für alle beteiligen Autobauer?“ Die Hersteller konnten sich jedoch nicht einigen: „Das Ergebnis war, dass die Zeitfenster für die Entwicklung eines einheitlichen Betriebssystems für Autos von BMW, Daimler und VW schon vorbei sind, weil alle Autobauer bereits mit dem Aufbau eigener Betriebssysteme begonnen haben.“

BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber hatte auf der Automesse IAA Anfang September für ein gemeinsames Betriebssystem der drei deutschen Autohersteller geworben: „Es ist ein Fehler, wenn jeder ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das ist eine Sackgasse", sagte er in einem Interview. Hilgenberg zeigte sich überrascht darüber: „Bei den Gesprächen war Frank Weber persönlich dabei“, sagte Hilgenberg über die Verhandlungen der drei Hersteller im Frühjahr: „Es wundert mich, dass BMW das Thema nochmals aufgebracht hat“.

Hilgenberg erteilte BMW nun eine deutliche Abfuhr: „Vor zwei Jahren wäre ein gemeinsames Betriebssystem ein Thema gewesen. Aber jetzt können wir nicht mehr alles anhalten. Außerdem haben wir nicht den allerbesten Track-Record was Kooperationen zwischen den drei Häusern BMW, Daimler und Volkswagen betrifft.“ Anders als kleinere Autobauer wie BMW sei „Volkswagen groß genug“, so Hilgenberg, „um das Betriebssystem selbst zu programmieren“. Denn die Kosten ließen sich auf wesentlich mehr Fahrzeuge verteilen. Hilgenberg schloss nicht aus, das Betriebssystem später an BMW zu verkaufen: „In zwei Jahren können wir wieder drüber reden, ob BMW unser Betriebssystem übernehmen kann.“ Dieses Vorgehen sei mit Audi-Chef Markus Duesmann und Volkswagen-Chef Herbert Diess abgesprochen worden.

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