Sparprogramm Volkswagen zahlt bis zu 454.700 Euro Abfindung

Düstere Zeiten: Volkswagen muss Personal abbauen. Quelle: imago images

Volkswagen befeuert seinen Personalabbau mit hohen Abfindungen. Tarifmitarbeiter können über 400.000 Euro bekommen – und dazu eine Turboprämie von 50.000 Euro. Bei Managern werden die Abfindungen noch höher ausfallen. 

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Volkswagen hat begonnen, die Mitarbeiter über die Höhe der Abfindungen zu informieren, die im Rahmen des neuen Sparprogramms gezahlt werden. Nach Informationen der WirtschaftsWoche liegt die kleinste mögliche Abfindung im Tarifbereich bei 17.700 Euro. Sie gilt für alle, die im Tarif bis zu fünf Jahre bei Volkswagen beschäftigt sind. Die höchste mögliche Abfindung beträgt 404.700 Euro. Diese Abfindung gilt für alle, die mindestens 20 Jahren bei Volkswagen beschäftigt sind und die in der höchsten Tarifstufe „Tarif plus“ eingruppiert sind. Zusätzlich gibt es eine Turboprämie von 50.000 Euro, die für alle gilt, die länger als fünf Jahre bei Volkswagen sind und die sich innerhalb von zwei Wochen melden, um das Abfindungsangebot anzunehmen. 

Für die Abfindungen gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit. Das bedeutet, dass sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter einer Trennung zustimmen müssen. Das Arbeitsverhältnis muss zudem ungekündigt sein. Die Abfindungsregeln gelten für Tarifmitarbeiter. Wie sich die Konditionen für Manager gestalten, ist bislang nicht bekannt. Hier werden die Abfindungen nach Angaben von Insidern noch höher ausfallen. Volkswagen wollte sich zu den Abfindungen nicht äußern.

Volkswagen hatte in der vergangenen Woche den Startschuss für die Umsetzung eine groß angelegten Personalabbauprogramms gegeben. Auf einer internen Veranstaltung informierte der Konzern die Führungskräfte über einen Beschluss des Konzernvorstands und die weiteren Schritte zum Personalabbau. Im Mittelpunkt des Sparprogramms steht die Ausweitung der Altersteilzeit sowie das Abfindungsprogramm, das am 29. April starten soll.

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„In der ersten Phase, der sogenannten Turbophase, bietet das Unternehmen eine Sonderprämie für die Beschäftigten“, heißt es dazu in einer internen Managementinformation, die der WirtschaftsWoche vorliegt. Wer sich in der Turbophase bis zum 31. Mai für den Aufhebungsvertrag entscheidet, soll  50.000 Euro zusätzlich zur normalen Abfindung erhalten. Dies soll für Tarifangestellte ebenso gelten wie für Manager. Voraussetzung für die Sonderprämie ist, dass man sich bis Ende Mai für den Weggang entscheidet, das Unternehmen dem Mitarbeiter einen Aufhebungsvertrag vorlegt – und der Mitarbeiter diesen binnen zwei Wochen unterzeichnet.

„Im Gegensatz zum pauschalen Aufhebungsvertrags-Programm aus dem Jahr 2006, basiert das Angebot aus 2024 auf dem Prinzip der doppelten Freiwilligkeit. Zudem gilt es ausschließlich für den Verwaltungsbereich, in dem die Senkung der Personalkosten angestrebt wird“, heißt es in der internen Managementinformation. 

Volkswagen gehe „den Weg der Restrukturierung der Volkswagen AG ganz bewusst und gezielt an“, sagte Konzernpersonalvorstand Gunnar Kilian dem internen Schreiben nach. Darauf habe man sich mit dem Betriebsrat verständigt. „Gemeinsam wollen wir unser Unternehmen schlagkräftig aufstellen. Mit der Umsetzung der Maßnahmen und Anwendung der Personalinstrumente gehen wir dazu die nächsten entscheidenden Schritte“, sagte er.

Aufhebungsverträge können Beschäftigte in den Tarifen „Tarif Plus“, „AT a.M.“ und „Management“ annehmen. Volkswagen beschäftigt rund 120.000 Mitarbeiter an den sechs westdeutschen Standorten Wolfsburg, Hannover (Nutzfahrzeuge), Emden, Kassel, Salzgitter und Braunschweig (Komponenten).

„Wir orientieren uns an Kosten, nicht an Köpfen“

Offenbar gibt es für das Programm keine feste Laufzeit, sondern Budgets für einzelne Vorstandsbereiche. Ein festes Ziel, wie viele Mitarbeiter gehen müssten, gebe es nicht, sagte ein mit den Vorgängen vertrauter Insider. „Wir orientieren uns an Kosten, nicht an Köpfen.“ Das Performance-Programm der Marke VW, zu dem weit mehr als ein Personalabbau gehört, soll bereits im laufenden Jahr einen Ergebnisbeitrag von bis zu vier Milliarden Euro bringen. Bis 2026 strebt die Marke Volkswagen einen positiven Ergebnisbeitrag in Höhe von insgesamt zehn Milliarden Euro an.

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In der internen Managementinformation ist zudem von einer „maximalen Nutzung der demographischen Kurve“ die Rede. Um das Ziel von 20 Prozent weniger Personalkosten in der Verwaltung ab 2026 zu erreichen, habe das Unternehmen bereits 2023 einen Einstellstopp sowie die nachhaltige Stabilisierung der höchsten tariflichen Entgeltstufen „Tarif Plus“ entschieden. So hat der Konzernvorstand der Volkswagen AG neben der Öffnung des Jahrgangs 1967 jetzt auch die Wiedereröffnung des Jahrgangs 1965 sowie die Meldeverlängerung des Jahrgangs 1966 beschlossen.

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„Wir sehen aktuell ein großes Interesse an unserer attraktiv ausgestalteten Altersteilzeit. Mit durchschnittlich 85 Prozent des Entgelts in der aktiven sowie passiven Phase bieten wir unseren Kolleginnen und Kollegen den Übergang in einen finanziell gesicherten Ruhestand. Gleichzeitig bietet die Alterssteilzeit dem Unternehmen die Möglichkeit, Personal nachhaltig sozialverträglich abzubauen“, erklärte Konzernpersonalvorstand Kilian laut der Managementinformation. Die großen Altersteilzeit-Potentiale seien „der entscheidende Hebel für eine nachhaltige Personalkostensenkung in der Volkswagen AG. Das ist das Ergebnis unserer Demographie-Konferenzen“, so Kilian. 

Vertrauliche Planungsrunde

Wie schwierig die Lage im Konzern ist, zeigte sich bereits im vergangenen Herbst. Üblicherweise findet bei Volkswagen im November eine Aufsichtsratssitzung statt, in der die Investitionen für die nächsten fünf Jahre festgelegt und über die Werksbelegung - also wo welche Modelle gebaut werden – entschieden wird. „Planungsrunde“ heißt dieses Treffen. Erstmals in der Geschichte des Unternehmens haben Management und Betriebsrat im vergangenen Jahr Stillschweigen über die Ergebnisse der Planungsrunde vereinbart. Das machte deutlich: Die Ergebnisse haben es in sich.

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Ein Grund, warum die anstehenden Milliardeninvestitionen nicht kommuniziert wurden: Sie sind an Bedingungen geknüpft. Nur wenn der Konzern beim Sparen wie geplant vorankommt, sollen die Gelder uneingeschränkt fließen. Gelingt das nicht, werden die Investitionen gekürzt.
Mitte März meldete Volkswagen erste Fortschritte bei den Sparbemühungen: Der Betriebsgewinn der Markengruppe Core, zu der die Kernmarke Volkswagen, die Nutzfahrzeugtochter, Skoda und Seat/Cupra gehören, sei im abgelaufenen Jahr um 80 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro gestiegen, vor allem dank eines steigenden Absatzes.

Die Rendite lag mit 5,3 Prozent um 1,7 Prozentpunkte höher als 2022 – allerdings noch deutlich unter dem Ziel von acht Prozent. Bei der Marke Volkswagen allein waren es 4,1 Prozent, 0,5 Prozentpunkte mehr als vor Jahresfrist. Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer sagte, die engere Zusammenarbeit in der Markengruppe greife.



Weitere Impulse aus dem Sparprogramm seien im laufenden Jahr zu erwarten, so beteuerten die Wolfsburger. Das Ergebnis solle steigen und auch der Absatz zulegen, vor allem durch eine bessere Versorgung mit Rohstoffen und Bauteilen. Zugleich stellt sich die Markengruppe auf einen starken Wettbewerb ein. 

Kosten um zehn Milliarden Euro reduzieren

Bei der Kernmarke VW will der Konzern bis 2026 die Kosten um zehn Milliarden Euro reduzieren, im laufenden Jahr allein sollen es vier Milliarden Euro sein. Damit soll die Rendite bis 2026 auf 6,5 Prozent erhöht werden. Für die gesamte Markengruppe hat sich der Konzern sogar acht Prozent vorgenommen. „Das ist mit Abstand das größte Programm, das die Marke VW jemals gefahren hat“, sagte VW-Markenchef Thomas. Die nötigen Maßnahmen für die drei Jahre seien definiert, jetzt gelte es, diese Maßnahmen umzusetzen.

Einsparungen verspricht sich Volkswagen zum Beispiel durch den Abbau von Stellen im indirekten Bereich, also in der Verwaltung, oder durch den Wegfall von Nachtschichten. Finanzvorstand Patrik Mayer sagte, die Kapazitäten würden flexibel angepasst, etwa bei den Schichtsystemen. Niedrigere Kosten erwartet Volkswagen auch im Vertrieb oder in der Entwicklung, wenn etwa Abläufe vereinfacht, weniger Prototypen gebaut oder Entwicklungszeiten verkürzt werden sollen. Außerdem sollen die verschiedenen Marken bei Produktion, Entwicklung und Vertrieb der Autos noch enger zusammenarbeiten.

E-Krise setzt VW zu

Der Absatzrückgang bei Elektroautos in einigen Ländern macht Volkswagen allerdings zu schaffen. In besonders umkämpften Märkten wie China oder Deutschland muss Volkswagen den Absatz mit Preisnachlässen stützen, worunter die Profitabilität leidet. Laut dem Electromobility Report des Center of Automotive Management (Bergisch Gladbach) konnte der Marktanteil von E-Autos im ersten Quartal nur noch in China deutlich zulegen, in Europa und USA stagnierte er. Den Volkswagen-Konzern, der stark auf E-Autos setzt, trifft die Entwicklung besonders: Der E-Auto-Absatz der Wolfsburger ging in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent zurück, obwohl die Produktionskapazität viel größer war. 

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