China Immobilienriese Evergrande beantragt Gläubigerschutz in den USA

Das Unternehmen ist hoch verschuldet. Quelle: REUTERS

Der chinesische Immobilienmarkt steckt in einer tiefen Krise. Nun versucht sich der Konzern Evergrande vor Forderungen aus den USA zu schützen.

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Was wie eine Randnotiz wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Hiobsbotschaft ungeahnten Ausmaßes. Der hoch verschuldete chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat in den USA Gläubigerschutz beantragt.

Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, beantragte das Unternehmen am Donnerstag in Manhattan Gläubigerschutz nach Kapitel 15. Damit will es sich in den USA vor Forderungen schützen, während anderswo die Verhandlungen weitergehen.

Der chinesische Konzern steckt in einer tiefen Krise und gilt als das am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen der Welt. Evergrande hat Schulden von mehr als 300 Milliarden Dollar angehäuft. Im Januar 2022 kündigte der Konzern einen Restrukturierungsplan an. Wie die britische „Financial Times“ berichtet, sollen noch in diesem Monat Verhandlungen mit Gläubigern in Hongkong stattfinden.

Evergrande schwankt nicht erst seit kurzem und steht beispielhaft für die massiven Probleme des chinesischen Immobiliensektors. Dieser befindet sich seit geraumer Zeit in einer schweren Krise, welche sich nun auch auf andere Wirtschaftssektoren auswirkt. Die Erholung der Wirtschafts nach der Corona-Pandemie fällt schwächer aus als von der chinesischen Regierung erhofft.

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Infolge der schlechten Nachrichten erhöhte sich der Druck auf die chinesischen Börsen weiter. Seit ihrem Höchststand im Januar haben die chinesischen Aktien 10 Prozent an Wert verloren. Laut Jonas Goltermann, stellvertretender Chefvolkswirt bei Capital Economics, ist die chinesische Wirtschaft zu Jahresbeginn noch auf dem Vormarsch gewesen, mittlerweile sehe es jedoch „ziemlich düster aus“. Im Kern dieser Entwicklung steht der Immobiliensektor, denn sein Anteil am Bruttoinlandsprodukt wird auf 30 Prozent geschätzt.

Country Garden stürzte an der Börse ab

Zuletzt wuchs die Sorge um einen weiteren großen chinesischen Immobilienentwickler. Das Unternehmen Country Garden stürzte an der Börse ab, nachdem es zwei Kuponzahlungen für US-Dollar-Anleihen verpasst hatte. Zwar handelt es sich nur um Zinszahlungen in Höhe von 22,5 Millionen US-Dollar. Dennoch wurden sofort Erinnerungen an Evergrande wach, wo die Probleme ähnlich begonnen hatten. Immerhin droht dem Konzern im September die Insolvenz, sollten die Kuponzahlungen weiter ausbleiben.

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Im Juni sind die Immobilienverkäufe laut Daten des Immobilienforschungsinstitut CRIES um fast 30 Prozent eingebrochen. Entsprechend zeigen sich die Probleme auch bei einigen weiteren Immobilienentwicklern wie der Yango Group oder Shanghai Shimao Co. Ltd.

Nachdem sich die „drei roten Linien“ zur Reduzierung der Verschuldung des Sektors durch die chinesische Regierung als zu hart erwiesen, soll nun die chinesische Zentralbank den Immobiliensektor stützen. Dafür wurden bereits Ende letzten Jahres Finanzhilfen ermöglicht, welche auch noch bis Ende 2024 weiter bestehen sollen. Außerdem hat Chinas Zentralbank den Zinssatz für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit um 15 Basispunkte auf 2,5 Prozent gesenkt.

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Für Yi Xiong, Chinachefvolkswirt der Analyseabteilung Deutsche Bank Research in Hongkong, ist diese Abkehr vom restriktiven Kurs im Augenblick essenziell: „Ohne ausreichende politische Lockerungen, um den Immobiliensektor zu beleben, läuft China Gefahr, in eine vollwertige Immobilienkrise zu geraten“. Er befürchtet sogar umfangreiche Zahlungsausfälle bei Bankkrediten, sollten die Verkaufszahlen nicht steigen. Dann bestünde das Risiko, dass immer mehr Immobilienentwickler in Liquiditätsengpässe geraten“.

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