EM 2024 Jeder dritte Bahnmitarbeiter fühlt sich auf der Arbeit nicht sicher

Viele Mitarbeiter bei der Bahn fühlen sich auf der Arbeit nicht sicher. Die EVG fordert, das Sicherheitspersonal aufzustocken und mit Bodycams auszustatten. Quelle: dpa

Beschimpfungen oder sogar Gewalt: In einer Umfrage geben Beschäftigte der Bahnunternehmen einen Einblick in ihren Arbeitsalltag und fordern mehr Sicherheitspersonal. Die Bahn sagt: Zur Fußball-EM wird aufgestockt.

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Mitarbeiter von Bahnunternehmen sehen sich laut einer Umfrage vielfach Gewalt und Beschimpfungen ausgesetzt. 64 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt oder Anfeindungen erlitten zu haben, wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mitteilte, die die Umfrage in Auftrag gab. Der „Tagesspiegel“ berichtete am Donnerstag darüber. 38 Prozent beklagten, sie seien mehrfach im Monat beschimpft worden. Mehr als jeder Dritte fühlt sich der Umfrage zufolge bei der Arbeit unsicher.

In der Online-Umfrage der EVG äußerten sich im Februar demnach knapp 4000 Zugbegleiter, Servicekräfte im Bahnhof und Hotline-Mitarbeiter zu ihren Gewalterfahrungen. „Diese Studie bestätigt klar und drastisch, dass unsere Kolleginnen und Kollegen schon jetzt tagtäglich wachsenden Gefahren ausgesetzt sind“, sagte der Gesamtbetriebsratschef der Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio, Ralf Damde, laut Mitteilung der Gewerkschaft.

Die Deutsche Bahn verzeichnete nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 3144 Übergriffe auf ihre Beschäftigten. Im Jahr zuvor waren es 3161 Vorfälle. Knapp zwei Drittel der Angriffe betrafen den Angaben zufolge das Zugpersonal im Regionalverkehr. Das Unternehmen kündigte als Konsequenz an, den Einsatz von Bodycams auszuweiten. Diese Geräte hätten sich im Einsatz bei Sicherheitskräften und Zugbegleitern sehr gut bewährt.



Mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft verlangte Damde Sofortmaßnahmen von der Bahn. Er sehe drohende Sicherheitsgefahren im Kontakt des Bahn-Personals mit Fans. „Wir fordern Personalplanung nach Gefahrenlage durch rivalisierende Fanmassen in Bussen und Bahnen“, sagte er. Nötig sei eine Doppelbesetzung und ausreichend Sicherheitspersonal für die Monate Juni und Juli 2024. Gewalt auf dem Weg zum und vom Stadium müsse wirksam begegnet werden.

Sollte die Bahn nicht handeln, schloss die Gewerkschaft Arbeitsniederlegungen während der EM nicht aus. Die EVG bezieht sich dabei auf das Leistungsverweigerungsrecht und argumentiert, dass Betriebsräte ihre Zustimmung zu den Dienstplänen zurücknehmen könnten, wenn von einem erhöhten Gefahrenpotenzial auszugehen sei.

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Eine Bahnsprecherin erklärte am Donnerstag, die Bahn arbeite seit Monaten eng mit der Bundespolizei und der Europäischen Fußball-Union UEFA mit Blick auf die EM zusammen. „Anlässlich der EM stocken wir unseren Pool an Sicherheitskräften an unseren Bahnhöfen und in unseren Zügen um rund 20 Prozent (oder um rund 900 Sicherheitskräfte) auf. Davon profitieren während der Spiele insbesondere die zehn Bahnhöfe der Host Cities und die Züge zu diesen Austragungsorten.“ Aktuell sind laut Mitteilung „rund um die Uhr knapp 6000 Beamte der Bundespolizei und rund 4500 Sicherheitskräfte für die DB im Einsatz“.

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