Fitnessgruppe Kieser „Die Jungen brauchen eben noch zwanzig, dreißig Jahre, bevor sie zu uns kommen“

Kieser bietet in seinem Studio in Dortmund auch Physiotherapie an. Quelle: PR

Die Fitnessgruppe Kieser zielt auf ältere Menschen ab. „Studios ohne Schnickschnack“, sagt CEO Michael Antonopoulos. Künftig will er seine Kunden mit Nährstoffberatung, Physiotherapie und einer neuen App locken.

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WirtschaftsWoche: Herr Antonopoulos, wie häufig trainieren Sie bei Kieser?
Michael Antonopoulos: Zweimal die Woche. Ich habe es auch nicht so weit – wir haben hier eine Etage unterhalb unserer Zentrale in Zürich ein Fitnessstudio eingerichtet.

Sie sind 52 Jahre alt – und passen damit perfekt zur Kieser-Zielgruppe.
Stimmt, bei uns trainieren die schon etwas Älteren, für die Nutzen und Effizienz im Vordergrund steht. Lifestyle-Ambiente, eine Saftbar oder sonstigen Schickschnack suchen Sie bei uns vergebens. Unsere Studios sind bewusst eher spartanisch eingerichtet.

Vielen jungen Menschen ist Kieser kein Begriff. Wollen Sie das ändern?
Wir sind absolut zufrieden mit unser älteren Zielgruppe – dies bedeutet aber nicht, dass jüngere Menschen nicht auch Probleme am Bewegungsapparat haben und bei uns trainieren. Die Zahl der über 50-Jährigen wächst aufgrund der demografischen Entwicklung überproportional. Die Jungen brauchen eben noch zwanzig, dreißig Jahre, bevor sie zu uns kommen. Wir bleiben derweil unserer Linie treu.

Michael Antonopoulos. Quelle: PR

Zur Person

In anderen Fitnessstudios können die Kunden ihre aktuellen Vitalwerte gleich digital ablesen. Bei Kieser laufen Kunden mit Klemmbrettern durchs Studio, um die Trainingswerte einzutragen. Außerdem müssen sie die Kraftmaschinen selbst von Hand einstellen. Soll das so bleiben?
Also, die Maschinen werden sich auch künftig nicht von selber einstellen. Die Tatsache, dass jeder Trainierende seine Maschinen selbst einstellt, erzeugt einen positiven kognitiven Nebeneffekt. Man stellt sich mental auf das Training ein und macht sich mit der Maschine vertraut. Möglicherweise ersetzen wir die Klemmbretter aber in ein bis zwei Jahren durch Apps. Wir investieren so in Digitalisierung, dass unser Fachpersonal dadurch noch mehr Zeit für unsere Kunden gewinnt.

Wäre es angesichts ihrer Zielgruppe nicht eine gute Idee, mit Kieser in Alten- und Pflegeheime zu gehen?
Darüber haben wir tatsächlich schon nachgedacht und hatten in der Vergangenheit auch schon verschiedenste Anfragen. Das muss sich aber auch wirtschaftlich rentieren, denn zu unserem Konzept gehört ein enorm hoher personeller Betreuungseinsatz, dem eine gewisse Mindest-Nutzerzahl an Kunden zugrunde liegt. Ein weiterer zu beachtender Faktor ist, dass ein großer Teil unserer Fitnessstudios Franchisenehmern gehört. Denen hat Kieser natürlich einen gewissen Gebietsschutz zugesichert. Das schränkt die Möglichkeiten für etwaige Standorte in Alten- und Pflegeheimen zusätzlich ein.

Viele Menschen melden sich mit guten Vorsätzen Anfang Januar in einem Fitnessstudio an, verlieren dann die Lust und sind an Ostern wieder weg. Wie ist das bei Kieser?
Natürlich kennen wir auch solche Abbrecher. Aber wir können unsere Kunden mehrheitlich ganzjährig halten. Wir tun auch einiges dafür. Wir bieten unseren Kunden insbesondere in den ersten Wochen mehrere betreute Trainingsstunden durch unser Fachpersonal. Und wer länger nicht beim Training war, bekommt Post von uns. Da haken wir nach, woran es liegt. Im Gegensatz zur gängigen Meinung, dass die besten Kunden die sind, die weg bleiben, liegt es uns am Herzen, dass unsere Mitglieder Erfolge haben und wir ihre Probleme lösen, wegen derer sie zu uns kommen. Dafür müssen sie am Ball bleiben – und dabei helfen wir ihnen. Deswegen ist die Abbrecherquote bei uns womöglich geringer, als bei unseren Wettbewerbern.

Wie haben sich ihre Mitgliederzahlen insgesamt entwickelt?
Die gesamte Fitnessbranche hat im zweiten Corona-Lockdown, als auch die Fitnessstudios geschlossen waren, etwa dreißig Prozent der Kunden verloren. Bei uns waren es zwanzig Prozent – das haben wir bis heute nicht ganz aufgeholt. Unsere Mitglieder waren nach dem Corona-Lockdown vorsichtiger und sind nicht so schnell zurückgekommen, wie die Jungen, die relativ schnell wieder die Fitnessstudios bevölkert haben. Wir haben in der Corona-Pandemie auch viele langjährige Mitarbeiter verloren, denen die Perspektiven zu unsicher waren und die in andere Branchen gewechselt sind. Während der Corona-Zeit konnten wir zudem keine Neukunden akquirieren, was grundsätzlich in der gesamten Branche ein enorm wichtiger Faktor ist.

Der Höhepunkt der Pandemie ist seit über zwei Jahren überschritten – da müsste es jetzt doch wieder besser laufen.
Das passiert ja auch. Aber die aktuelle Inflation und Preiseerhöhungen infolge wirtschaftlicher Einflüsse, haben zu einer zurückhaltenden Konsumentenstimmung geführt, die auch wir spüren. Viele Menschen müssen ihr Geld zusammenhalten und überlegen sich ein Fitness-Abo gut. Wir haben eine, wie ich finde, sehr moderate Preiserhöhung zwischen vier und zehn Euro vorgenommen und sind ja im Gegensatz zu herkömmlichen Fitness-Studios medizinisch-gesundheitlich ausgerichtet. Das ist ein großer Vorteil für uns und spricht oft für Kieser, da Menschen bei uns ihre Probleme behoben bekommen und größtenteils wieder schmerzfrei werden.

Mit einem Mitgliedsbeitrag von rund 70 Euro pro Monat liegt Kieser im oberen Segment. Ist Ihr Unternehmen profitabel?
Ja. Zur Höhe des Gewinns kann und will ich aber keine Angaben machen. Die Profitabilität ist von Studio zu Studio durchaus unterschiedlich. Insgesamt sind wir gut aufgestellt und gestärkt aus der Pandemie herausgekommen.

Großes Wachstum gab es zuletzt zumindest nicht: Vor Jahren hat sich Kieser aus Märkten wie England und Spanien zurückgezogen sowie China-Pläne ad acta gelegt. Nehmen Sie jetzt noch einmal Anlauf, haben Sie neue Märkte im Visier?
Wir haben in Australien 26 Studios; wir wollen das in wenigen Jahren verdoppeln. Auch die Kapazitäten in den deutschsprachigen Ländern wollen wir kontinuierlich ausbauen. Weitergehende Pläne für Länder außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es aktuell nicht.

Was wollen Sie ihren hiesigen Kunden künftig bieten?
Bei Kieser in Dortmund können Sie seit zwei Wochen auch Physiotherapie auf Kassenkosten machen. In unseren australischen Studios gibt es dieses Angebot seit zehn Jahren, auch in der Schweiz haben wir schon Erfahrungen gesammelt und gerade erfolgreich unsere ersten eigenen Praxen eröffnet. In Dortmund – und auch unseren Standorten in der Schweiz – wird das Angebot sehr gut angenommen. Hier sind wir gerade dabei, unsere Teams zu erweitern. Natürlich überlegen wir, das Physiotherapie-Angebot auch auf weitere deutsche Standorte auszuweiten. Neben dieser Erweiterung unseres Konzeptes wollen wir auch unseren Kunden in ganz Deutschland eine Nährstoffberatung anbieten, wie wir sie gerade in der Schweiz gestartet haben. Aktuell sind wir in den letzten Zügen, unser Personal in Deutschland entsprechend flächendeckend auszubilden.

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