Fluglinie Wieso vier Top-Lufthansa-Manager gehen müssen

Hessen, Frankfurt/Main: Das Lufthansa-Aviation-Center. Quelle: dpa

Bei der Lufthansa scheiden gleich vier von sechs Vorständen aus – Lufthansa-Chef Carsten Spohr bleibt allerdings im Amt. Das sind die Hintergründe.

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Der Lufthansa-Konzern baut um. Gleich vier von sechs Vorstandsmitgliedern sollen in den kommenden Monaten gehen, der Vorstand wird um einen Posten verkleinert und nach einem neuen Finanzchef oder einer neuen Chefin wird erst noch gesucht.
Was nach Krise klingt, scheint zumindest auf dem Papier keine zu sein: Dem Konzern geht es dank hoher Ticketpreise und ausgebuchter Flugzeugen wirtschaftlich gut, Lufthansa-Chef Carsten Spohr wird am 7. März erneut einen der höchsten Gewinne in der Unternehmensgeschichte präsentieren.

„Zwei der vier Vorstände, die jetzt gehen, kratzten schon an der Altersgrenze von 60 Jahren, über der nach ungeschriebenen Konzern-Vorgaben eigentlich kein Vorstandsmitglied mehr tätig sein soll“, sagt Branchenexperte Heinrich Grossbongardt. Damit enden Ende Juni die Amtszeiten des Lufthansa-Urgesteins Harry Hohmeister, bislang zuständig für „Globale Märkte und Netzmanagement“, und des früheren McKinsey-Beraters Detlef Kayser, Vorstand für „Flotte und Technologie“, turnusgemäß. Überraschend kam vor allem der Abschied des erst vor drei Jahren aus der Schweiz angeheuerten und fachlich unangefochtenen Finanzchefs Remco Steenbergen, den es dem Vernehmen nach zu einem anderen, höher bezahlten Job zieht.

Mit Christina Foerster geht die einzige Frau des Gremiums. Das dürfte mit den gehäuften Negativ-Erfahrungen der Kunden auf Lufthansa-Flügen zu tun haben. Die von ihr verantwortete „Customer Experience“ wurde während und nach der Corona-Krise auf harte Belastungsproben gestellt – durch dauerbesetzte Hotlines, Flugausfälle, veraltete Kabinenausstattung und IT-Schwierigkeiten. „Das Bild, das der Konzern gerade abgegeben hat, hat der Marke geschadet“, sagt Branchenexperte Grossbongardt.

Auch die Streiks könnten ein Grund for die Umstrukturierung sein. „Die Streiks sind bitter für die Kunden und kratzen auf Dauer an deren Loyalität“, sagt Grossbongardt. Es sei ein klares Zeichen, dass der Aufsichtsrat den Chef der Muster-Tochter Swiss, Dieter Vranckx, als neues Vorstandsmitglied ernannt hat. „Swiss ist einfach die bessere Lufthansa und hat einen Kundenservice, bei dem die Lufthansa nicht mithalten kann“, so Grossbongardt, „vielleicht kann Vranckx das Ganze wieder auf ein vernünftiges Niveau bringen.“

Außerdem ernannt wurde die frühere Airbus-und Rolls-Royce-Managerin Grazia Vittadini. Die Luftfahrt-Ingenieurin gilt als Vertraute des aufstrebenden Lufthansa-Aufsichtsrats Tom Enders und soll als Technikchefin das Ressort „Technik und IT“ übernehmen. Ihre Aufgabe zur Harmonisierung der konzernweiten IT gilt wegen der zahlreichen unterschiedlichen Systeme als „Höllenjob“, der mit der geplanten, aber bislang nicht von der EU genehmigten Übernahme der italienischen ITA noch ein Stückchen komplizierter werden dürfte. Auch die Suche nach einem neuen Finanzchef hat bereits begonnen, denn Steenbergen geht zum 7. Mai.

In der Pressemitteilung ist die Rede davon, dass die Interaktion mit Kunden, Investoren, Partnern, aber auch die Zusammenarbeit innerhalb der Lufthansa-Gruppe mehr denn je „ein ausgeprägtes Teamverständnis“ verlangten. Das könne ein Zeichen dafür sein, dass es innerhalb des Teams zu Reibungen kam, so Grossbongardt. Gerade Harry Hohmeister sei jemand, der auf ein eigenes Profil setze.

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Der Experte kann sich als Konsequenz vorstellen, dass die Ressorts im Konzern neu zugeschnitten werden. Vor allem das ehemalige Ressort von Christina Foerster, welches sich auf Markenführung und Nachhaltigkeit. „Das ist eine ganz komische Kombination, die keine klaren Zuständigkeiten erlaubt“.

Mit Material der dpa.

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