Höhere Preise Vorbild Netflix

Account-Teilen verboten: Netflix hat die Regeln verschärft – und Nutzer gewonnen. Quelle: REUTERS

Netflix schränkt das Account-Sharing ein – und die Abozahlen schießen in die Höhe. Daran sollten sich Onlinehändler und Medienhäuser dringend ein Beispiel nehmen. Ein Kommentar.

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Wenn es um Gehaltserhöhungen geht, geben Karriereberater gerne einen vermeintlich banalen Rat, der dennoch erstaunlich oft missachtet wird: Nur wer nach mehr Geld fragt, hat überhaupt eine Chance auf Erfolg. Tatsächlich gilt diese Weisheit nicht nur fürs individuelle Verhandeln, sondern auch fürs Geschäftemachen an sich, wie der Streamingkonzern Netflix gerade beweist. Vor einigen Monaten hat der Konzern die Regeln für das Teilen von Streaming-Zugängen deutlich verschärft, nicht wenige sorgten sich damals, ob der Konzern damit nicht genau das Element seines Geschäftsmodells opfere, das ihn groß gemacht hat.

Nun aber zeigt sich: Das Gegenteil ist der Fall. Die Abozahlen von Netflix steigen so schnell wie lange nicht mehr, im Jahresvergleich hat der Konzern deren Zahl um zehn Prozent auf nun 247 Millionen erhöht. Es scheint fast so, als merke das Unternehmen gerade selbst erst so richtig, wie wertvoll seine Produkte sind: Schon nämlich steht eine weitere Preiserhöhung im Raum – und wenig spricht dafür, dass Netflix dadurch Abonnenten verlieren könnte.

Kunden sind Opportunisten

Andere Unternehmen sollten daraus ihre Schlüsse ziehen – und ihre Preise für Waren und Dienstleistungen weniger an gelernten Gewohnheiten, vermuteten Schmerzgrenzen oder Branchenregeln orientieren. Sondern stärker nach dem wahren Wert eines Gutes suchen. Klar, die meisten Kunden sind opportunistische Wesen: Solange es die Möglichkeit gibt, ein Gut günstig oder gar umsonst zu nutzen, werden sie sich diese nicht entgehen lassen. Das aber bedeutet keineswegs, dass sie sich nicht darüber im Klaren wären, dass der wahre Wert womöglich ein viel höherer ist.

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Angesichts des Falls Netflix ist es deshalb unverständlich, dass etwa so viele Podcasts, die im Leben ihrer Nutzer längst einen festen und damit geldwerten Platz gefunden haben, immer noch kostenlos verfügbar sind. Oder dass sich so viele Onlinehändler immer noch dem vermeintlich unumstößlichen Gesetz verpflichtet fühlen, bei den Kunden habe nur der eine Chance, der seinen Kunden kostenlose Rücksendeoptionen bietet, egal wie absurd der Grund auch sein mag. Solche Leistungen auch zu bezahlen, dafür wären die allermeisten Kunden höchstwahrscheinlich bereit. Nur werden Unternehmen das nie erfahren, wenn sie nie darum bitten.

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