Lieferservice Aktien von HelloFresh fallen nach schwachem Ausblick ins Bodenlose

Die Aktie von HelloFresh befindet sich im Sinkflug. Quelle: dpa

2023 verlief schleppend, der Ausblick ist nicht besser: Der Essenslieferant HelloFresh erwartet 2024 weniger Gewinn und streicht die Mittelfrist-Ziele. Ein Schockmoment für Anleger.

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Die Aktien von HelloFresh sind wegen enttäuschender Wachstumsaussichten des Lebensmittel-Lieferdienstes an der Börse abgestürzt. Das Berliner Unternehmen, das während der Coronapandemie mit seinen Kochboxen einen Höhenflug erlebte, hat sich von seinem Ziel verabschiedet, im nächsten Jahr auf zehn Milliarden Euro Umsatz und einen operativen Milliardengewinn zu kommen. Das sei „unwahrscheinlich“, teilte der Vorstand mit.

Zwar wächst das Geschäft mit Fertigmahlzeiten rasant, das HelloFresh vor allem in den USA hochfährt, doch kostet das viel Geld für Werbung und den Ausbau der Produktion. Deshalb rechnet HelloFresh für das laufende Jahr mit einem Rückgang des operativen Gewinns - Analysten hatten dagegen einen Zuwachs erwartet.

Damit schockierte HelloFresh die Aktionäre zum zweiten Mal nach der Gewinnwarnung im Herbst: Die Aktie brach am Freitag um bis zu 48 Prozent auf 6,13 Euro ein, den tiefsten Stand seit mehr als fünf Jahren. HelloFresh, vor eineinhalb Jahren noch im deutschen Leitindex Dax gelistet, ist damit an der Börse noch 1,1 Milliarden Euro wert, 900 Millionen weniger als am Donnerstag.

Binnen eines halben Jahres hat die Aktie mehr als 80 Prozent ihres Wertes verloren. JPMorgan-Analyst Marcus Diebel macht einen Vertrauensverlust aus: Das Management habe sich in den vergangenen sechs Monaten schwer getan, eine realistische Prognose zu geben. „Die Anleger werden nun wahrscheinlich abwarten, bis die Zahlen wieder besser werden.“

Die Korrektur der Prognose für 2025 sei überfällig gewesen, schrieb Stifel-Analyst Benjamin Kohnke. Doch dass der Vorstand kein neues Ziel geben könne, sei enttäuschend. „Wer als Anleger in das fallende Messer greifen will, sollte wirklich viel Appetit auf Kochboxen und Risiko mitbringen“, kommentierte Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Im abgelaufenen Jahr trat HelloFresh beim Umsatz mit 7,59 (2022: 7,61) Milliarden Euro auf der Stelle, währungsbereinigt lag das Plus bei 2,8 Prozent und damit am unteren Rand der im Herbst gesenkten Prognosen. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) ging um sechs Prozent auf 448 Millionen Euro zurück, prognostiziert hatte der Vorstand zuletzt 430 bis 470 Millionen Euro. Das Kerngeschäft mit Kochboxen, in denen die Kunden alle Zutaten für ein Rezept zum Selberkochen finden, bröckelte um fast zehn Prozent ab - noch stärker als von Analysten erwartet -, während das Geschäft mit Fertigmahlzeiten um fast 50 Prozent zulegte. Doch ist letzteres bisher deutlich weniger lukrativ.

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Für das laufende Jahr rechnet der HelloFresh-Vorstand daher mit einem weiteren operativen Gewinnrückgang auf 350 bis 400 Millionen Euro, bei einem Umsatzwachstum von zwei bis acht Prozent. Analysten waren laut dem Unternehmen bisher im Schnitt von sieben Prozent Wachstum und einem bereinigten Ebitda von 568 Millionen Euro ausgegangen.

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