Millionen für Metallica Wie sich die Deag verkalkuliert hat

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Für manche Künstler gab es nicht mal unterschriebene Verträge

Dass CNG-Chef Schumacher insbesondere auf den Metallica-Vertrag einen genauen Blick werfen wollte, ist kein Zufall. Denn die Heavy-Metal-Legenden waren als Zugpferd des Festivals gebucht – mit insgesamt 7.333.332,00 US-Dollar für das Festival am Nürburgring sowie die Zwillingsveranstaltung Rockavaria in München verschlangen die US-Rocker laut Deag-Klage auch den Löwenanteil des Gagenbudgets.

Andere Top-Acts kassierten ebenfalls Millionenbeträge. Die britische Rockband Muse durfte sich laut Deag-Klage über 3.162.500,00 britische Pfund für die geplanten Auftritte am Nürburgring und in München freuen, die Alternative-Rocker von Incubus über 1.100.000,00 US-Dollar. Immerhin sechsstellige Beträge sprangen noch für Faith No More (840.000,00 Dollar) und The Hives (220.000,00 Euro) heraus. Und bei solchen Summen hat die Deag Schwierigkeiten, für alle Bands gegengezeichnete Verträge vorzulegen?

Anlegerschützer kritisieren Deag

Daniel Bauer kommt das merkwürdig vor. „Um eine Auszahlung in der Größenordnung leisten zu können, müssen unterschriebene Verträge vorliegen“, sagt der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). „Telefonische Absprachen und E-Mails mit den wesentlichen Daten reichen in diesem Falle aus meiner Sicht nicht aus.  Alleine aus Dokumentationszwecken führt kein Weg an einer schriftlichen vertraglichen Vereinbarung vorbei.“ Das Vorgehen sei für eine Gesellschaft von der Größe der Deutschen Entertainment AG, die auch noch börsennotiert ist, „nicht angebracht“. In ihr jüngst veröffentlichtes „Schwarzbuch Börse“, in dem die SdK „Skandale, Missstände und Pleiten“ des Kapitalmarkts festhält, hat sie auch die Deag aufgenommen.

Am Kapitalmarkt sind die Berliner abgestraft worden. 2015 ging es für die Deag-Aktie gut 40 Prozent nach unten. Den Jahreshöchststand von 8,08 Euro im Februar halbierte die Deag bis Jahresende sogar und schloss 2015 mit einem Kurs von nur noch vier Euro ab. Am Donnerstag verlor die Deag-Aktie zweistellig. Mit 3,33 Euro (Stand: 12:40 Uhr) verzeichnete sie zeitweilig einen Tagesverlust von 12,16 Prozent.

An der Festivalstrategie hält Schwenkow aber unbeirrbar fest. Obwohl sich die bisherigen Einschätzungen des Deag-Vorstands nicht erfüllt haben, bleibt er weiterhin optimistisch. Ende Mai finden Rockavaria in München und Rock im Revier in Gelsenkirchen wieder statt. Bei Vorlage der Halbjahreszahlen schrieb Schwenkow seinen Aktionären, dass die Investitionen in den Festivalbereich zwar höher ausgefallen seien als erwartet. „Ich rechne aber damit, dass sie sich kurzfristig auszahlen und bereits im kommenden Jahr zu positiven Ergebnisbeiträgen führen werden.“ Wie der Ticketverkauf diesmal läuft, will er jedoch nicht sagen.

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