TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 schiebt Verkauf von Töchtern Verivox und Flaconi an

Der Konzern beginnt mit dem von MFE geforderten Verkauf von Beteiligungen. Konzernchef Habets bekräftigte, dass Vorstand und Aufsichtsrat die Vorschläge von MFE zur Hauptversammlung ablehnen.

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Quelle: REUTERS

Pro Sieben Sat 1 startet den auch vom italienischen Großaktionär MFE geforderten Verkauf von Beteiligungen. „Wir haben die Rentabilität unserer E-Commerce Unternehmen verbessert und mit Banken einen Verkaufsprozess für zwei unserer größten Assets Verivox und Flaconi angestoßen, um maximalen Wert zu generieren“, erklärte Konzernchef Bert Habets am Mittwochabend.

Er bekräftigte, dass Vorstand und Aufsichtsrat die Vorschläge von MediaForEurope (MFE) zur Hauptversammlung ablehnten. Denn dies würde die Handlungsmöglichkeiten einschränken und keinen Wert für alle Aktionäre schaffen. Rückendeckung erhielt Pro Sieben Sat 1 am Donnerstag von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die sich gegen sämtliche MFE-Anträge positionierte. Die Aktie lag derweil gut zwei Prozent im Plus.

Der Machtkampf zwischen der italienischen Holding und Pro Sieben Sat 1 steuert auf einen Showdown auf der Hauptversammlung der Bayern am 30. April zu. MFE hält fast 30 Prozent am Konzern und plädiert dafür, eine Abspaltung des Dating- und E-Commerce-Geschäfts zu prüfen und vorzubereiten. Die von der Familie Berlusconi dominierte Holding MFE ist größter Aktionär und will einen Beschluss erwirken, die Segmente Dating & Video und Commerce & Ventures mit einem eigenständigen Management an die Börse zu bringen.

„Größter Anteilseigner MFE ergreift feindselige Maßnahmen“

Das würde es für MFE attraktiver machen, ProSiebenSat.1 zu übernehmen. Die Italiener sind nur am Fernseh-Kerngeschäft interessiert und fordern seit längerem, Beteiligungen wie das Dating-Portal Parship, den Online-Parfümhändler Flaconi oder das Vergleichsportal Verivox loszuschlagen. Ein konkreter Kommentar von MFE zum Start der Verkaufsprozesse war zunächst nicht erhältlich.

Ein Sprecher verwies allerdings auf jüngste MFE-Stellungnahmen. Die Italiener hatten diese Woche etwa erklärt, das Pro Sieben Sat 1-Management könne „weiterhin versuchen, das Nicht-Kerngeschäft zu veräußern und das Dating-Geschäft an die Börse zu bringen“.

Pro Sieben Sat 1 hat auf der Website https://www.stimme-fuer-prosieben.com/ seine Position zusammengefasst und wirbt zur Hauptversammlung um die Stimmen der Anteilseigner. „Die Aufspaltung erreicht weder das Ziel der Wertmaximierung noch der Entschuldung und ist damit weder für Pro Sieben Sat 1 noch für seine Aktionäre attraktiv“, heißt es dort. „Vielmehr würde sie MFE im Ergebnis eine Übernahme von Pro Sieben Sat 1 zu einem unter dem inneren Wert des Unternehmens liegenden Preis und ohne nennenswerte Prämie ermöglichen.“

Der Konzern fügte hinzu: „Unser größter Anteilseigner MFE ergreift feindselige Maßnahmen, um die Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen, ohne eine Prämie zu zahlen und zerstört dabei den Shareholder Value.“

Die Anlegervereinigung DSW lehnt die Vorschläge von MFE ebenfalls ab. „Wenn man einmal kritisch auf die Pläne schaut, wirkt es, als wolle der Großinvestor MFE hier eine Art Bad Bank schaffen, in der Unternehmen eingebracht werden, um sie schnell zu veräußern“, sagte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt. „Mit diesem Vorgehen aber werden die Preise der Beteiligungen gedrückt, es werden schlicht Werte für alle Aktionäre vernichtet.“

Dies könne niemals im Sinne der Anteilseigner sein. Die DSW appelliere an alle Aktionäre, ihr Stimmrecht auf der Hauptversammlung auszuüben, „um den aus Sicht der DSW unternehmensschädlichen Plänen der MFE entgegenzutreten“, betonte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Aufgrund der Aktionärsstruktur von Pro Sieben Sat 1 zähle dabei jede Stimme. MFE könnte aufgrund der Erfahrungen der vorigen Jahre bei üblicher Präsenz die Mehrheit der Hauptversammlung stellen.

In einer Mitteilung kündigte MFE an, innerhalb der nächsten zwölf Monate womöglich weitere Stimmrechte an Pro Sieben Sat 1 zu erwerben. Dies sei abhängig „von den Marktverhältnissen, dem Aktienkurs und möglichen strategischen Optionen“.

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