Vor allem Familien haben den Rückruf von einigen Lastenrad-Modellen des niederländischen Herstellers Babboe mit Argusaugen verfolgt. Nachdem die Marktaufsicht im Februar wegen Sicherheitsrisiken eingeschritten war, folgen nun erstmals gute Nachrichten. Die deutschen Behörden haben ihre Prüfung der Modellpalette abgeschlossen, Babboe gibt in einer Mitteilung nun Entwarnung für die meisten Modelle. Jedoch nicht für alle, rund 15 Prozent aller Räder in Deutschland sollen ausgetauscht werden.
Vorausgegangen war Mitte Februar eine Untersuchung der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA), die einen sofortigen Verkaufsstopp für den Lastenradhersteller Babboe in den Niederlanden nach sich gezogen hatte. Das Unternehmen habe Berichte über Rahmenbrüche bei Fahrrädern der Marke nicht ernst genommen und nicht wie gesetzlich vorgeschrieben verfolgt und gemeldet. „Die Lastenfahrräder dürfen wieder verkauft werden, wenn ihre Sicherheit hinreichend nachgewiesen ist, unter anderem durch eine vollständige technische Dokumentation“, teilte die Behörde damals mit.
Was Lastenrad-Besitzer nun wissen müssen:
Babboe-Prüfung in Deutschland: Diese Lastenräder sollten nicht genutzt werden
In Deutschland war das Unternehmen auch ohne behördliche Anordnung tätig geworden, hatte einen Verkaufsstopp erlassen und die Rückholung bestimmter Räder in Abstimmung mit den Behörden eingeleitet. Nun heißt es: „Nach dem Rückruf der Modelle City (E) und Mini (E) werden noch das Modell City Mountain (Produktion vor 2020) sowie die Versionen des Modells Pro Trike/Transporter zurückgerufen.“
Besonders ärgerlich für das Unternehmen dürfte sein, dass es bereits 2019 eine ähnliche Aktion gab, bei der Räder umgerüstet werden mussten. Damals wurden Schweißfehler bemängelt, die zu sogenannten Haarrissen führen können. Betroffen war das Modell City.
Für alle anderen Modelle gab der Hersteller jedoch Entwarnung. Unter anderem:
- Babboe Curve/ Curve-E/ Curve Mountain
- Babboe Big/ Big-E
- Babboe Dog/Hund-E
- Babboe Max-E
- Babboe Carve-E/ Carve Mountain
Trotz der Freigabe gibt Babboe den Kunden einen Rat mit auf den Weg: „Wir raten aber allen dringend, ihre Lastenräder überprüfen zu lassen. Sicherheit geht vor“, sagte Babboe-Direktor Gerard Feenema. Dies soll ab Ende April möglich sein und in mehreren Phasen umgesetzt werden. Hierfür soll es für alle Besitzer eines Babboe-Rads einen Gutschein geben.
Warum ist ein Rahmenbruch gefährlich?
Sollte ein Rahmenbruch bei der Fahrt auftreten, kann dies dazu führen, dass das Fahrrad unkontrollierbar wird und schließlich ei Sturz die Folge wäre. Je nach Geschwindigkeit und Umgebung kann das natürlich schweren Verletzungen führen. Deshalb sollten Babboe-Besitzer ihren Rahmen regelmäßig auf Anzeichen von Rissen oder Schwachstellen prüfen.
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Der Fall Babboe ist jedoch aus Expertensicht kein Grund, an der Branche insgesamt zu zweifeln. So gebe es viele Hersteller von qualitativ sehr hochwertigen Lastenrädern, die keinerlei Rahmenprobleme hätten. Arndt Graeve, Mitgründer des Lastenrad-Start-ups Ca Go, zufolge handelt es sich auch um einen der ersten unfreiwilligen Rückrufe in der Fahrradindustrie.
Babboe-Rückruf und Austausch
Diejenigen, die weiterhin von einem Rückruf betroffen sind, bittet das Unternehmen um Geduld. Leider werde die Umsetzung des Rückrufs viel Zeit in Anspruch nehmen. „Wir verstehen, dass dies für unsere Kunden unangenehm ist, aber unsere Priorität ist es, alle wieder sicher auf die Straße zu bringen“, so Feenema. In Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft Accell will Babboe alle vom Rückruf betroffenen Räder abholen und von einer spezialisierten Stelle demontieren lassen.
Beim Austausch der Räder macht der Hersteller jedoch einen Unterschied, je nachdem ob das Lastenrad älter oder jünger als fünf Jahre ist. Besitzern jüngerer Modelle bietet Babboe zum Austausch ein neues Lastenrad an. Hierbei darf auch auf eine höherwertige Version oder ein Rad mit E-Antrieb zurückgegriffen werden.
Wer ein älteres Lastenrad besitzt, für den ist das Angebot nicht ganz so großzügig. Hier plant Babboe den aktuellen Restwert des Rades beim Kauf eines neuen Produkts vom Kaufpreis abzuziehen. Statt einem Lastenrad sollen die Kunden auch ein normales Fahrrad wählen können.
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Transparenzhinweis: Dieser Artikel ist erstmals im März 2024 erschienen. Der Text wird fortlaufend aktualisiert.