Berliner Luxuskaufhaus Asiatische Milliardärsfamilie kauft das KaDeWe

Vor einem Eingang vom KaDeWe ist vor Ladenöffnung ein Gitter. Quelle: dpa

Das KaDeWe wird von der „Central Group“ übernommen, hinter der die Milliardärsfamilie Chirathivat steht. Nach dem Kauf der Flaggschiff-Immobilie dürften die Thailänder auch nach dem operativen Warenhausgeschäft greifen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die Rettung kommt aus Thailand: Die thailändische Central Group hat die Immobilie des Luxus-Kaufhauses KaDeWe in Berlin gekauft, die zur insolventen Signa-Gruppe des Tiroler Investors René Benko gehörte.

Die Immobilientransaktion gilt als Vorentscheidung für den Erwerb KaDeWe Group und damit von derjenigen Gesellschaft, die auch das operative Warenhausgeschäft betreibt. Neben dem KaDeWe-Flaggschiff in Berlin gehören dazu das Alsterhaus in Hamburg sowie das Münchner Warenhaus Oberpollinger.

„Central Group ist in Gesprächen mit dem Management der KaDeWe Group sowie den Gläubigern und ist zuversichtlich, sich als neuer Eigentümer der Berliner Immobilie über den Erwerb weiterer Vermögenswerte zu einigen und damit einen geordneten Ausstieg aus dem Insolvenzverfahren einzuleiten“, teilte das Unternehmen dazu mit. Vittorio Radice, Vorstandsmitglied von Central Group Europe, sagte: „Der Erwerb des KaDeWe-Gebäudes ist für uns der erste wichtige Meilenstein der Sanierung und Restrukturierung der KaDeWe.“

„Project Prestige“

Schon vor einigen Wochen war die Beratungsgesellschaft Roland Berger damit beauftragt worden, Kaufinteressenten für die KaDeWe Group zu suchen. In einer Präsentation mit dem Titel „Project Prestige“ ist von einer „einzigartigen Chance“ die Rede. Wegen der Premiumlage der Häuser, wegen der mehr als zwölf Millionen Besucher im Jahr und der 800.000 Kundenkarten. Der Bruttoumsatz der KaDeWe-Gruppe habe zuletzt bei 863 Millionen Euro im Jahr gelegen. Zudem gebe es weiteres Potenzial, wenn erst einmal der Umbau des Carsch-Hauses in Düsseldorf abgeschlossen und das im Bau befindliche Lamarr in der Wiener Innenstadt fertig sei. Bevorzugt werde ein Paketverkauf aller Standorte. Einzelne Häuser abzugeben, werde aber nicht ausgeschlossen.

Die KaDeWe-Gruppe war in den Insolvenzstrudel des österreichischen Immobilien- und Handelskonzerns Signa geraten und hatte im Januar beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.

Showdown für René Benko und seine Signa-Gruppe: Platzen die Milliardenwetten des Immobilienkönigs?
von Melanie Bergermann, Volker ter Haseborg, Henryk Hielscher

Bei der auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzvariante bleibt die Geschäftsführung im Amt, wird aber von einem erfahrenen externen Sanierer unterstützt. Ein vom Gericht eingesetzter vorläufiger Sachwalter kontrolliert und überwacht die Rettungsmission. Im Fall der KaDeWe-Gruppe setzte das Gericht den Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff als vorläufigen Sachwalter ein. Die Geschäftsführung wird derweil durch ein Team der Rechtsanwaltskanzlei Finkenhof unterstützt mit Stephan Strumpf als Generalbevollmächtigtem. Zudem hatte im März der Sanierer Josef Schultheis als Chief Restructuring Officer den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen.

Dass Central nun das KaDeWe-Gebäude übernimmt und sich damit in Stellung bringt für den Kauf des operativen Geschäfts, ist nicht überraschend. Schon seit 2015 ist die Gruppe, hinter der der chinesisch-thailändische Milliardärsclan Chirathivat steht, mehrheitlich an der KaDeWe Group beteiligt. Gemeinsam mit Signa-Gründer René Benko hatte die Central Group auch die Globus-Warenhäuser in der Schweiz sowie die britische Kaufhauskette Selfridges übernommen. Auch jenseits von Europa verfügt die Central Group über breite Erfahrungen im Einzelhandel – sie betreibt in Thailand zahlreiche Einkaufszentren und Märkte.

Das bekannteste Warenhaus Deutschlands

Central-Chef Tos Chirathivat zeigte sich denn auch erfreut, „das KaDeWe Berlin in unser Portfolio an traditionellen Flaggschiff-Luxusimmobilien aufzunehmen“. Die zusätzliche Kapitalinvestition zeige „das Engagement unserer Familie für die KaDeWe Group“. Man werde sich darum bemühen, „mit allen Beteiligten die bestmögliche Lösung zu finden, damit unsere Department Stores ihren normalen Betrieb wieder aufnehmen können – besser und stärker als zuvor und so schnell wie möglich“, kündigte Chirathivat an.

Das „Kaufhaus des Westens“ ist das bekannteste Warenhaus Deutschlands. Es wurde am 27. März 1907 eröffnet – in einer damals großbürgerlichen Wohngegend abseits der Einkaufsmeile am Potsdamer Platz. 1927 verkaufte Gründer Adolf Jandorf an die jüdische Kaufmannsfamilie Hermann Tietz. In der Nazi-Zeit wurden die Eigentümer aus der Geschäftsleitung verdrängt, aus dem Namen der Kaufmannsfamilie entstand „Hertie“.

1943 stürzte ein amerikanisches Flugzeug ins KaDeWe, das Gebäude lag in Trümmern. 1950 kam der Neuanfang, in der Adenauer-Ära wurde das Warenhaus zum Sinnbild für Konsum und Kaufkraft. Zur Geburtstagsfeier zum 100. stürmten die Berliner im März 2007 das Haus und holten sich Stücke von einer 6,50 Meter hohen Riesentorte ab.

Goldhandel Bekommt das Finanzamt vom Goldverkauf etwas mit?

Können Privatanleger ihr Gold auch steuerfrei verkaufen, wenn es keinen Nachweis zum Kauf gibt? Würde das Finanzamt überhaupt etwas mitbekommen? Das rät ein Experte.

Klage gegen Erwin Müller Ein Drogerie-Milliardär, seine Jagdfreunde und der große Streit ums Millionen-Erbe

Vor fast zehn Jahren hat der Ulmer Unternehmer Erwin Müller drei Jagdfreunde adoptiert. Sie hatten ursprünglich auf ihren Pflichtteil beim Erbe verzichtet – jetzt ziehen sie dagegen vor Gericht. 

Jobwechsel Wenn das hohe Gehalt zum Fluch wird

In seinem aktuellen Job verdient unser Leser zwar gut, ist aber unglücklich. Vergleichbare Stellen sind deutlich schlechter bezahlt. Wie kann er dieser Zwickmühle entkommen?

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Heute verfügt das KaDeWe über 60.000 Quadratmeter Einkaufsfläche mitten in der Hauptstadt – das entspricht etwa acht Fußballfeldern mit hochwertigen Kleidern, Schuhen, Handtaschen und Feinkost. Neben Freunden von Luxuswaren machen sich täglich auch Tausende Touristen auf den Weg in das renommierte Gebäude. Zuletzt wurde das Kaufhaus von 2016 an jahrelang für zig Millionen Euro umgebaut.

Lesen Sie auch: Glamour, Luxus, Insolvenz

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%