Elbtower-Projektgesellschaft Das Insolvenzdomino bei Signa und Galeria geht weiter

Die Auswirkungen der Signa-Krise beschäftigen in Österreich und Deutschland gleich mehrere Insolvenzverwalter, unter anderem bei Galeria Karstadt Kaufhof.  Quelle: dpa Picture-Alliance

Im Signa-Reich ist nun auch die Elbtower-Projektgesellschaft insolvent. Und mit dem Shopping-Dienst Kisura hat ein Tochterunternehmen von Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz angemeldet.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Das Insolvenzdomino bei Signa und Galeria geht weiter: Die Eigentümerin des Elbtower-Grundstücks, die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, hat nach Angaben der Stadt Hamburg einen Insolvenzantrag gestellt. Damit könne die Stadt nun ihr Wiederkaufsrecht sowie die Übernahme aller Planungs- und Bauverträge geltend machen, teilte die Stadtentwicklungsbehörde am Freitag mit. Die Gesellschaft gehört zum Reich des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko und seiner Signa-Gruppe. Dort gab es seit Oktober 2023 bereits zahlreiche Insolvenzanträge. Und ein Ende ist nicht absehbar.  

Erst am Donnerstag hatte mit der Kisura CS GmbH nach Informationen der WirtschaftsWoche auch ein erstes Tochterunternehmen von Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Essen setzte den Juristen Stefan Denkhaus als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Er hat auch bei Galeria das Sagen.

Kisura ist ein Online-Shoppingportal, das individuell zusammengestellte Mode-Boxen für Frauen anbietet. Der „Curated-Shopping“-Spezialist wurde in Berlin gegründet und gehört seit 2018 zu Galeria Karstadt Kaufhof. Kisura habe sich „in den letzten Jahren einen Kundenstamm von über 100.000 Kundinnen aufbauen“ können, heißt es auf der Unternehmenshomepage. Das reichte allerdings nicht aus, um profitabel zu arbeiten. Im Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2021/22 wies Kisura einen Jahresfehlbetrag von 1,2 Millionen Euro aus. Schon zum 31. Dezember 2023 – also vor dem Insolvenzantrag – war der Kisura-Service eingestellt worden.  

„Es handelt sich um eine inaktive, in Abwicklung befindliche Gesellschaft, die keine Arbeitnehmer hat“, teilte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters dazu mit. Andere Tochtergesellschaften - wie die Galeria Reisebüros - würden dagegen normal weiterarbeiten und sind nach Konzernangaben solvent. 

Signas Sport- und Immobilienpleiten 

Insgesamt aber gibt es inzwischen eine ganze Serie an Folgeinsolvenzen, die durch den Kollaps der Signa-Gruppe ausgelöst wurden. Den Anfang machte im Oktober 2023 der Online-Sporthändler Signa Sports United, nachdem der Großaktionär Signa eine Kapitalzusage gekappt hatte. In der Folge mussten Gesellschaften wie der Tennisausstatter Tennis-Point und die Internetstores GmbH, die den Onlinehandel mit Bike-Produkten abdeckt, Insolvenz anmelden. Für Tennis-Point konnten die Insolvenzverwalter Christian Gerloff und Stefan Meyer zuletzt bereits eine Lösung verkünden: Ein Investorenkonsortium mit Tennis-Point-Gründer Christian Miele und unter Führung der Beteiligungsgesellschaft Orlando übernimmt den Geschäftsbetrieb.

René Benkos Nähe zur Politik war Teil seines Geschäftsmodells. Auch in deutschen Rathäusern und Ministerien waren die Drähte zu Benko und seiner Signa eng. Zu eng! Ein Kommentar.
von Henryk Hielscher

Unklarer ist die Lage bei den Immobilienkerngesellschaften und der Signa Holding. Letztere hatte am 29. November 2023 in Wien einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Wenig später folgten Gesellschaften des Sporthändlers und Signa-Holding-Ablegers SportScheck, nachdem ein Notverkauf an die britische Frasers Group geplatzt war. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Sportscheck-Gesellschaften hat das Amtsgericht München Axel Bierbach von Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen ernannt. 

Im Dezember traten mit der Signa Prime und der Signa Development die beiden Flaggschiffe der von René Benko gegründeten Gruppe den Gang vor das Insolvenzgericht an. Zur Signa Prime gehören die wichtigsten Immobilien der Gruppe, darunter das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg, das Oberpollinger in München sowie der im Bau befindliche „Elbtower“ in Hamburg. Die Verfahren über die Hauptgesellschaften Signa Holding, Prime und Development werden in Österreich geführt. 

Viele operativ tätige Immobilienprojektgesellschaften haben ihren Sitz und ihre wirtschaftlichen Interessen aber in Deutschland und fallen damit unter deutsches Insolvenzrecht mit teils strengeren Antragsfristen. 

So hatte schon wenige Tage vor der Signa Holding die Signa Real Estate Management Germany GmbH beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg Insolvenzantrag gestellt. In der Folge wurde hier ein Gruppengerichtsstand begründet. Das heißt: Alle deutschen Signa-Insolvenzverfahren werden nun von Berlin aus gemanagt. Als vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Jurist Torsten Martini, Partner der Wirtschaftskanzlei Görg, inzwischen bei einer Vielzahl insolventer Signa-Töchter im Einsatz. Darunter: die SCAx GmbH, die Signa Financial Services GmbH und die Signa Re Transactions GmbH & Co. KG. 

Hinzu kommen Immobilienprojektgesellschaften wie die „München, Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG“, die „Hamburg, Flüggerhöfe Immobilien GmbH & Co. KG“ und die „Berlin, Schönhauser Allee 9 Immobilien GmbH & Co. KG“. Seit Januar kümmert sich Martini auch um etliche Immobiliengesellschaften von Galeria-Standorten. Dazu zählen etwa die Kaufhof Aachen GmbH, die Kaufhof Heilbronn GmbH, die Kaufhof Mainz GmbH, die Kaufhof Nürnberg GmbH, die Kaufhof Würzburg GmbH sowie die Kaufhof Ulm GmbH. Dass nun weitere Projektgesellschaften – wie der Hamburger „Elbtower“ – folgen, überrascht daher nicht. Verwundert sind Beobachter eher darüber, dass angesichts der im Insolvenzrecht verankerten Fristen erst jetzt Insolvenzantrag gestellt wurde. Im Fall des Hamburger Elbtowers geht die Stadtentwicklungsbehörde davon aus, dass im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine privatwirtschaftliche Lösung für die zeitnahe Wiederaufnahme der seit Oktober ruhenden Bautätigkeit gefunden werden kann.

Frauenförderung à la Siemens Siemens-Managerin klagt an: Nutzt der Konzern Compliance als Mitarbeiter-Entsorgungstool?

Der Fall einer Siemens-Managerin, die schwanger wurde und nun um ihren Job kämpfen muss, erschüttert den Dax-Konzern. Nun droht der mit ihr verheiratete Personalchef in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Zugewinnausgleich Wie viel können sich Eheleute steuerfrei vererben?

Ein Paar ist seit gut 40 Jahre verheiratet. Jetzt machen sich die Eheleute Gedanken über die Erbschaftsteuer – und sind auf einen besonderen Steuervorteil gestoßen. Eine Fallanalyse.

Wärmepumpen Um den Heizungsmarkt zu erobern, kommt es nicht auf die Qualität der Wärmepumpe an

Asiatische Hersteller, hieß es vor einem Jahr, würden bald den deutschen Markt fluten mit ihren Wärmepumpen. Jetzt zeigt sich: Es ist so weit.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Bei Galeria will der vorläufige Insolvenzverwalter Denkhaus in den kommenden Wochen insbesondere über die Mietzahlungen von jenen Warenhäusern verhandeln, die bislang Signa gehören und bei denen besonders teure Verträge vereinbart worden sein sollen. Es dürften interessante Gespräche werden – zwischen einem Insolvenzverwalter und dem anderen.

Lesen Sie auch: Kann dieser Mann Galeria retten?

Transparenzhinweis: Der Text erschien zuerst am 18. Januar und wurde nach dem Insolvenzantrag der Elbtower-Projektgesellschaft aktualisiert. 

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%