Soll das jetzt der große „Befreiungsschlag“ sein, von dem Galeria-Chef Olivier Van den Bossche immer wieder sprach? Deutschlands letzte große Warenhauskette könne sich endlich aus der Umklammerung des früheren Eigentümers Signa befreien, hatte Van den Bossche argumentiert, als er im Januar den Insolvenzantrag für Galeria Karstadt Kaufhof stellte. Und: „Es gibt heute schon eine ganze Reihe von ernsthaften Interessenten“, wusste er zu berichten.
Drei Monate sind seither vergangen – und von den „ernsthaften Interessenten“ sind nicht viele übriggeblieben. Am Ende sollen nur der frühere Karstadt-Manager Helmut Merkel mit der Beratungsfirma Brook Valley im Rennen gewesen sein. Sowie ein Bietergespann, das nun den Zuschlag erhielt: Ex-Handelsmanager Bernd Beetz und der US-Geschäftsmann Richard Baker mit seinem Family Office National Realty and Development Corp. (NRDC).
Anfang vom Ende
Richard Baker? Als die WirtschaftsWoche vergangenen Freitag über das Interesse des Investors berichtete, reagierten frühere Kaufhof-Mitarbeiter fassungslos. Baker war über sein Unternehmen Hudson’s Bay Company schon einmal Eigentümer von Kaufhof. Es war eine Phase, die Galeria-intern inzwischen als „Anfang vom Ende“ beschrieben wird. Zu gründlich haben die „Baker Boys“ die stolze Warenhauskette damals gegen die Wand gefahren. Und ausgerechnet Baker soll nun bei Galeria wieder das Kommando übernehmen?
Nicht nur für die verbliebenen 12.800 Beschäftigten des Konzerns ist das bitter. Auch Lieferanten, Dienstleister, Vermieter und Warenkreditversicherer dürften sich fragen, ob und wie lange es diesmal gut geht bei Galeria.
Stimmen die Berichte, dass das Investoren-Duo 70 der 92 bestehenden Galeria-Häuser weiterführen will, für die kommenden Jahre aber lediglich Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat, sieht es tatsächlich finster aus. Selbst der ehemalige Eigentümer René Benko hatte nach der letzten Insolvenz zugesagt, 200 Millionen Euro zu investieren.
Hoffen müssen die Mitarbeiter nun auf Bernd Beetz. Der frühere Chef des Parfümkonzerns Coty verfügt über viel Erfahrung im Handelsgeschäft, die er nun aktiv einbringen will. „In der Vergangenheit wurden Fehler gemacht“, räumte er bei der Vorstellung der Pläne in Essen ein. Aber nun sei man „einfach besser“ geworden. Es wird sich zeigen, ob das für einen echten Befreiungsschlag ausreichen wird.
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