Galeria Karstadt Kaufhof Keinen Cent Staatshilfe mehr!

 Passanten fahren auf einer Rolltreppe an dem Schriftzug einer Karstadt Filiale in der Innenstadt vorbei. Quelle: dpa

Der dauerkriselnde Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut einen staatlichen Hilfskredit in dreistelliger Millionenhöhe beantragt. Geht’s noch? Zuerst steht der österreichische Eigentümer in der Pflicht. Ein Kommentar.

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Miguel Müllenbach, Chef von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), zeigte sich erleichtert, nachdem der klamme Warenhauskonzern Ende Januar die Zusage für einen staatlichen Hilfskredit über 460 Millionen Euro erhalten hatte. Der Überbrückungskredit werde dem Konzern die nötige Liquidität in den nächsten Wochen und Monaten der Pandemie sichern, schrieb Müllenbach an seine Mitarbeiter und beteuerte: GKK werde das Darlehen mit Zinsen zurückzahlen. „Der Steuerzahler hat durch diesen Kredit weder ein Risiko noch einen Nachteil.“ 

War Müllenbachs Aussage schlicht naiv? Oder schon bewusst irreführend? Jeder Kredit birgt ein Risiko, erst recht, wenn er an ein chronisch absturzgefährdetes Unternehmen wie Karstadt-Kaufhof vergeben wird. Auch Ende Januar war klar, dass die Bekämpfung der Pandemie noch Monate in Anspruch nehmen würde und sich die Umsätze bis dahin kaum erholen würden. Im Gegenteil: Seit Beginn des Corona-Lockdowns verbrennt GKK  Unsummen. Zuletzt war von monatlichen Beträgen in einer Größenordnung von rund 100 Millionen Euro die Rede. Kurzum: Es war schon vor Monaten absehbar, dass dem Konzern unter Lockdown-Bedingungen das Geld rasch ausgehen würde.

Nun – Überraschung! – drängt GKK erneut auf einen staatlichen Hilfskredit des Wirtschaftsstabilisierungsfonds in dreistelliger Millionenhöhe. Finanz- und Wirtschaftsministerium müssen  entscheiden, ob sie den Bürgern weitere Risiken aufhalsen und Steuergeld in ein Unternehmen pumpen wollen, dessen Aussichten überschaubar sind, die Schulden irgendwann zurück zu zahlen. Zu wenig hat der Konzern dem strukturellen Wandel im Handel entgegen zu setzen. Zu viel liegt bei Karstadt und Kaufhof im Argen. Es sind ja nicht nur die Lockdown-Einschränkungen, die dem Unternehmen zu schaffen machen: Vom Kampfgeist, den andere Firmen in der Krise entwickelt haben, fehlt jede Spur. Im Onlinehandel hat das Unternehmen den Anschluss verpasst. Und selbst das Interesse, die eigene Strategie zu erläutern, scheint kaum vorhanden: Zumindest bei Presseanfragen taucht GKK gern mal ab und liefert Schweigen statt Erklärungen.



Warum also sollte der Staat einem solchen Unternehmen unter die Arme greifen? Die Antwort liegt nahe: Wegen der Tausenden Mitarbeiter, die sonst bald auf der Straße stünden. Doch ist das wirklich so? Immerhin ist der Eigentümer des Konzerns bislang blendend durch die Coronakrise gekommen. So zumindest lassen sich die Veröffentlichungen der vom Unternehmer René Benko gegründeten österreichischen Immobiliengruppe Signa interpretieren, zu der GKK gehört.

So schwoll das Immobilienvermögen von Signa im Coronajahr 2020 weiter an – auf nunmehr 20,6 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern soll mit über 800 Millionen nur knapp hinter den 1,1 Milliarden des Rekordjahrs 2019 gelegen haben. Kurzum: Vertraut man Benkos Zahlenwerk, sollte Signa GKK locker aus eigener Kraft über Wasser halten können.

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Die österreichische Gruppe hat zugleich das größte Interesse daran, GKK nicht kollabieren zu lassen. Denn neben dem operativen Betrieb gehören noch immer etliche Warenhausimmobilien zum Signa-Fundus. Glaubt Benko also wirklich noch an die Zukunft seiner Warenhäuser? Dann sollte er die Wette auch selbst bezahlen.  

Mehr zum Thema: Rettungsanker E-Commerce? Nicht bei Galeria Karstadt Kaufhof. Im Onlinegeschäft gibt es massive Probleme. Das rächt sich im Lockdown – und für eine echte Aufholjagd fehlt das Geld.

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