Konjunkturkrise Villeroy & Boch meldet erneut Kurzarbeit an

Geschirr des Keramik-Herstellers Villeroy & Boch. Foto: dpa Quelle: dpa

Das Traditionsunternehmen Villeroy & Boch aus dem Saarland reagiert mit Kurzarbeit auf sinkende Umsätze – und schließt weitere Schritte nicht aus.

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Die schlechte gesamtwirtschaftliche Stimmung in Deutschland sowie die maue Konjunktur in zahlreichen anderen Weltregionen schlagen auch auf das Traditionsunternehmen Villeroy & Boch durch. Am Standort im saarländischen Merzig ist ab dem 22. März für zwei Wochen Kurzarbeit geplant. Das erfuhr die WirtschaftsWoche am Freitag auf Nachfrage beim Unternehmen. In Merzig produziert Villeroy & Boch für den Geschäftsbereich Dining & Lifestyle, der neben Geschirr auch Wohnaccessoires und Geschenke umfasst. 

Bereits im Mai 2023 waren in Merzig rund 200 Beschäftigte in Kurzarbeit, im August insgesamt etwa 500 Beschäftigte in Merzig und am Produktionsstandort Mettlach. Dort werden Toiletten hergestellt. Nach einem deutlichen Einbruch bei Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr deutete die neue Chefin Gabi Schupp die Maßnahme bereits im Interview mit der WirtschaftsWoche an. „Die wirtschaftliche Lage ist nach wie vor herausfordernd,“ sagte sie. „Wir müssen daher die Entwicklung aufmerksam verfolgen. Kurzarbeit kann ein Thema werden.“

Weitere Entwicklung ungewiss

Wie viele Beschäftigte diesmal in Kurzarbeit gehen werden, teilte das Unternehmen zunächst nicht mit. Dass es bei den beiden Wochen am Standort Merzig bleiben wird, ist nicht gewiss. Auch der Geschäftsbereich Bad & Wellness, der für rund zwei Drittel der Umsätze steht, sei unter Beobachtung, sagte Schupp im Interview. „Es kommt dabei aber wirklich auf die Entwicklung an.“ 

Gabi Schupp muss Villeroy & Boch durch die Krise führen – und eine große Übernahme stemmen.
von Karin Finkenzeller

2023, als Villeroy & Boch 275-jähriges Bestehen feierte, fehlte der Glanz am Jubiläumstisch: Das Unternehmen nahm lediglich rund 902 Millionen Euro ein – 93 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor. Der Gewinn nach Steuern lag bei 61 Millionen Euro, ein Minus von knapp 15 Prozent.

„Ganz grundsätzlich denke ich aber schon, dass der Trend für uns spricht und uns durch diese herausfordernden Zeiten trägt,“ gibt sich Schupp dennoch optimistisch. „Wer die Zeit investiert, um schön zu kochen, isst auch gerne von einem schönen Teller. Das hat etwas mit Lebensstil zu tun.“ 

Beim Rückgang im Bereich Bad & Wellness spricht sie lieber von „einer Delle“ als von Krise. Auch wenn allein in Deutschland das Umsatzminus voriges Jahr insgesamt mehr als 37 Millionen Euro betrug und das Unternehmen im Geschäftsbericht unter anderem die Heizungsdebatte dafür verantwortlich macht. In der Baubranche seien viele Subventionen gestrichen worden, so Schupp. „Aber die Branche wird sich erholen, weil wir einfach die Wohnungen brauchen“, sagt sie. „Das ist nicht nur ein deutsches Thema.“

Großer Sprung durch Übernahme

Große Hoffnung setzt Schupp dabei auf die gerade abgeschlossene Übernahme des belgischen Armaturenherstellers Ideal Standard. „Das hochprofitable Armaturengeschäft von Ideal Standard eröffnet uns neue Möglichkeiten. Wir bekommen dadurch eine einzigartige Herstellerkompetenz dazu, die wir heute so nicht haben und uns selber nicht hätten aufbauen können.“ Villeroy & Boch mache mit der Übernahme einen großen Sprung und schließe zu den führenden Badherstellern Europas auf. Größe und Skaleneffekte würden immer mehr eine Rolle spielen, so Schupp.

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Den Standort Deutschland stellt die neue Vorstandsvorsitzende nicht in Frage. Um Energiekosten einzusparen und das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2040 zu erreichen, wird die Umstellung der Brennöfen auf Wasserstoff geprüft.

Gabi Schupp muss Villeroy & Boch durch die Krise führen – und eine große Übernahme stemmen: Das ganze Interview mit der Unternehmenschefin lesen Sie hier.

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