Nach P&C, Hallhuber, Reno Modeversender Madeleine meldet Insolvenz an

Der fränkische Modeversender Madeleine muss saniert werden. Das Unternehmen verkauft seine Mode über den Online-Shop, Läden gibt es inzwischen nicht mehr. Quelle: Presse

Mit Madeleine kämpft der nächste Modeanbieter ums Überleben. Die Unternehmenschefin spricht von einer „explosiven Mischung“ für die gesamte Branche, sieht aber gute Chancen, das Unternehmen neu aufzustellen.

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Die wirtschaftlichen Probleme in der deutschen Modebranche bringen immer mehr Unternehmen in Schwierigkeiten. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat nun der fränkische Modeversender Madeleine Insolvenz angemeldet.

„Die hohe Inflation hat bei Madeleine auf allen Ebenen zu erheblichen Kostensteigerungen geführt. Zugleich halten sich unsere Kundinnen angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten bei ihren Ausgaben zurück oder das Geld wird für andere Bereiche ausgegeben“, begründete Geschäftsführerin Daniela Angerer den Schritt. „Das ist eine explosive Mischung für uns wie für die gesamte Modebranche“, sagte sie der WirtschaftsWoche. 

Angerer will Madeleine in den kommenden Monaten „neu aufstellen und dem Unternehmen eine langfristige Perspektive geben.“ Der Geschäftsbetrieb soll dafür trotz der Insolvenz ohne Einschränkungen weiterlaufen. „Ziel ist es, das beantragte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bis Jahresende mit dem Einstieg eines Investors oder einer anderen Sanierungslösung abzuschließen“, kündigte Restrukturierungsexperte Detlef Specovius gegenüber der WirtschaftsWoche an. Der Jurist und Partner der Kanzlei Schultze & Braun unterstützt und berät die Geschäftsführung im Rahmen der Sanierung gemeinsam mit seinen Kollegen Michael Böhner und Christoph von Wilcken. „Die Löhne und Gehälter der rund 230 Mitarbeitenden sind über das Insolvenzgeld für die nächsten drei Monate gesichert“, sagte Specovius. 

Madeleine verkauft als Versandhändler seit mehr als 40 Jahren Damenbekleidung und gehörte einst zur Quelle-Gruppe. So soll das Unternehmen nach Madeleine Schickedanz, der Tochter von Quelle-Eigentümer Grete und Gustav Schickedanz benannt worden sein. 

Seit 2015 ist Madeleine Teil der TriStyle Group, die wiederum mehrheitlich im Besitz des Finanzinvestor Equistone Partners Europe ist. TriStyle konzentriert sich nach eigenen Angaben auf den wachsenden Markt für hochwertige Damenmode in der Zielgruppe 45plus und ist auch Eigentümer des Modeversandhändlers Peter Hahn. Auf der TriStyle-Homepage ist von einem Gesamtumsatz von 610 Millionen Euro die Rede. Weitere Unternehmen der Gruppe und die Auslandsgesellschaften von Madeleine sind von der Insolvenz nicht betroffen. 

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Schon 2021 hatte Equistone Madeleine zum Verkauf gestellt – offensichtlich ohne Erfolg. Nun konnten die Gesellschafter und Finanzierer nicht von einem weiteren Engagement überzeugt werden. Deshalb wird dem Vernehmen nach nun im Zuge der Eigenverwaltung eine Aufstellung aus neuem Investor und neuer Finanzierung angestrebt. 



Reno, Hallhuber und Co: Eine Branche im Krisenmodus

Es gehe aber auch darum, die eigenen Hausaufgaben zu machen, sagte Madeleine-Chefin Angerer: Das Unternehmen habe in der Corona-Zeit sehr stark seine Handschrift verändert. „Es wurden vor allem Casual-Outfits präsentiert. Damit hat man sich sehr von den ursprünglichen Markenwerten entfernt“, so Angerer. Madeleine stehe aber für angezogene, moderne Eleganz, „das soll die Marke in Zukunft wieder klar transportieren.“

Schon in den vergangenen Monaten haben zahlreiche Modeanbieter die Reißleine gezogen und Insolvenz angemeldet. Der Düsseldorfer Modefilialist Peek & Cloppenburg zählt dazu, ebenso der Schuhhändler Reno, der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, die Einzelhandelssparte von Gerry Weber, Hallhuber, der Herrenmodehersteller Ahlers  und der Versandhändler Klingel. Zuletzt hatte zudem der Spielwarenhersteller Haba angekündigt seine vor allem für Kinder- und Sportkleidung bekannte Marke Jako-o einzustellen. Der Geschäftsbereich werde aufgrund der langwierigen wirtschaftlichen Probleme keine Zukunft mehr haben, teilte Haba mit. 

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