Rettungskredit für Galeria Karstadt Kaufhof Knallharte Auflagen für Warenhauskönig René Benko

Eigentümer der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist die Signa-Holding von René Benko. Quelle: dpa

460 Millionen Euro für einen notorischen Krisenkonzern? Die Entscheidung, Galeria Karstadt Kaufhof mit einem Staatskredit über Wasser zu halten, wirft Fragen auf. Doch die Konditionen des Darlehens haben es in sich.

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Die Bundesregierung will dem letzten großen deutschen Warenhauskonzern nach mit einem Darlehen von bis zu 460 Millionen Euro unter die Arme greifen. Der Ausschuss des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) gab am Mittwoch grünes Licht für ein sogenanntes Nachrangdarlehen für Galeria Karstadt Kaufhof (GKK).

Die Coronakrise hatte das ohnehin angeschlagene Unternehmen massiv getroffen. Bereits während des ersten Lockdowns im April vergangenen Jahres hatte der Konzern Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren gesucht. Erst Ende September hatte er das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Es sollte dem Warenhauskonzern eigentlich durch die Schließung von mehr als 40 Filialen, den Abbau von rund 4000 Stellen und die Streichung von mehr zwei Milliarden Euro Schulden einen Neustart ermöglichen. Doch dann kam der zweite Lockdown. 

Mitten im Weihnachtsgeschäft – der umsatzstärksten Zeit des Jahres – mussten die 131 Warenhäuser schließen. Abholstationen und das Onlinegeschäft konnten dem Umsatzausfall nicht kompensieren. Das Unternehmen verbrenne pro Monat rund 100 Millionen Euro, berichten mit dem Deal befasste Kreise. 

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Nach Informationen des Online-Magazins „Business Insider“ war der wirtschaftliche Druck offenbar derart groß, dass GKK schon in wenigen Tagen frisches Geld brauchte. Deshalb wolle die Bundesregierung bereits Anfang Februar 250 Millionen Euro überweisen, den Rest kann das Unternehmen Ende Februar und Ende März abrufen.

Die Hilfsmaßnahmen sind allerdings an umfangreiche Auflagen und rechtliche Vorgaben geknüpft, heißt es aus dem Umfeld des WSF. So sollen der Warenbestand des Unternehmens und die Markenrechte an den Staat als Sicherheit verpfändet worden sein. Ebenso wie etliche der rund 130 Filial-Immobilien. Sie dürften aus dem Portfolio der Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko stammen. Signa ist Eigentümer der Warenhauskette. Für den Kredit müsse der Konzern hohe Zinsen zahlen, die je nach Höhe der abgerufenen Kreditsumme bis in den hohen einstelligen Bereich anwachsen. 

Benko muss bluten 

Benko, der die Warenhauskette schon im vergangenen Jahr mit insgesamt 550 Millionen Euro stützte, wird nun erneut zur Kasse gebeten und steuert neben den Sicherheiten für den Staatskredit offenbar auch eigenes Geld bei. Dem Vernehmen nach sei ein Gesellschafterbeitrag von 20 Prozent vereinbart worden, maximal 100 Millionen Euro. Die Summe bezieht sich wohl auf ein Szenario, in dem der Lockdown noch bis März oder April dauert. Die tatsächliche Summe kann also geringer ausfallen und dürfte sich aus Investitionen und dem Verzicht auf Mieteinnahmen zusammensetzen. ​​​​​


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GKK-Chef Miguel Müllenbach zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert. In einem Mitarbeiterbrief schrieb er, der Überbrückungskredit werde dem Konzern die nötige Liquidität in den nächsten Wochen und Monaten der Pandemie sichern. Der Konzern könne dank der Hilfen die geplanten Investitionen in die Zukunft von Galeria weiter voll umsetzen. „Jetzt kämpfen wir weiter. Es geht um rund 17.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und zigtausende Jobs bei unseren Lieferanten und Partnern“, schrieb er. Müllenbach versprach, GKK werde das Darlehen mit Zinsen zurückzahlen. „Der Steuerzahler hat durch diesen Kredit weder ein Risiko noch einen Nachteil.“ 

Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßte den Staatskredit. „Wir halten es für richtig, dass ein Unternehmen, das so viel Bedeutung für unsere Innenstädte hat, jetzt unterstützt wird“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der Nachrichtenagentur dpa. Galeria Karstadt Kaufhof sei ein Frequenzbringer und wichtig auch für das Überleben anderer Händler an den Standorten.

Der Warenhauskonzern hatte am Mittwoch vom staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) grünes Licht für ein Darlehen von bis zu 460 Millionen Euro bekommen, das dem Konzern in den nächsten Wochen und Monaten die nötige Liquidität in der Pandemie sichern soll.

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Zuvor hatten bereits die Lufthansa, der Reisekonzern Tui und weitere Unternehmen Hilfen vom staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten. Die Bundesregierung hatte den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) im März 2020 gegründet, um in der Corona-Krise große Unternehmen mit Garantien und Kapitalhilfen zu unterstützen und Arbeitsplätze zu erhalten. GKK beschäftigt rund 18.000 Mitarbeiter. 

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