Dem legendären Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe) ist nicht anzusehen, wie prekär die Lage ist: Hunderte Besucher quetschen sich gleichzeitig durch das Erdgeschoss. Beim Bäcker in der Lebensmittelabteilung stehen die Kunden Schlange. So wie sonst auch. Dabei hat die Gesellschaft, die das KaDeWe, das Premiumkaufhaus Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg betreibt, vor einigen Wochen Insolvenz angemeldet.
Mittlerweile wurde die Beratungsgesellschaft Roland Berger damit beauftragt, Kaufinteressenten zu suchen. In einer Präsentation mit dem Titel „Project Prestige“ ist von einer „einzigartigen Chance“ die Rede. Wegen der Premiumlage der Häuser, wegen der mehr als zwölf Millionen Besucher im Jahr und der 800.000 Kundenkarten. Der Bruttoumsatz der KaDeWe-Gruppe habe zuletzt bei 863 Millionen Euro im Jahr gelegen. Zudem gebe es weiteres Potenzial, wenn erst einmal der Umbau des Carsch-Hauses in Düsseldorf abgeschlossen und das im Bau befindliche Lamarr in der Wiener Innenstadt fertig sei. Bevorzugt werde ein Paketverkauf aller Standorte. Einzelne Häuser abzugeben werde aber nicht ausgeschlossen.
Auffällig ist, dass die Präsentation zwar viele gut klingende Signalwörter enthält, aber nur wenige Details zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven der Luxuskaufhauskette. Die KaDeWe-Gruppe ist wie auch ihre Schwester Galeria zusammengeklappt, weil sie zu hohe Mieten zahlte. Zur künftigen Miethöhe ist in der Präsentation aber nichts zu lesen. Sie soll auch noch gar nicht feststehen. Das wiederum dürfte den Verkauf an einen Außenstehenden schwierig gestalten.
Wahrscheinlicher ist, dass die thailändische Central Group zugreift. Sie hält bereits etwas mehr als 50 Prozent der Anteile an der KaDeWe-Gruppe. Der Rest liegt bei der insolventen Signa Gruppe des österreichischen Investors René Benko. Die Central Group hat erst im vergangenen Jahr knapp die Hälfte des KaDeWe-Gebäudes erworben und auch in das Carsch-Haus investiert. Das könnte künftige Mietverhandlungen erleichtern.
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