Chemieindustrie Evonik streicht 2000 Stellen

Die Chemiekrise belastet Evonik. Quelle: REUTERS

Die branchenweite Krise belastet den Spezialchemiekonzern Evonik: Der Umsatz und Gewinn brechen 2023 ein. Nun will Evonik rund 2000 Stellen abbauen – vor allem in Deutschland.

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Der Spezialchemiekonzern Evonik reagiert mit einem forcierten Abbau von Stellen auf die Branchenkrise. Evonik wolle bis 2026 bis zu 2000 der aktuell rund 33.000 Arbeitsplätze streichen, rund 1500 davon in Deutschland, teilte der Essener Konzern am Montag mit. Vor allem im Management sollen die Streichungen ansetzen. Die Kosten sollen mit dem Programm um rund 400 Millionen Euro gedrückt werden, der Konzern soll schlanker und effizienter werden. Nach einem Einbruch von Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr rechnet Evonik 2024 mit nur geringem Wachstum.

„Für das Jahr 2024 erwartet Evonik bisher keine echte konjunkturelle Erholung“, teilte der Konzern mit. Der operative Ertrag (bereinigtes Ebitda) werde bei einem Umsatz von 15 bis 17 Milliarden Euro voraussichtlich in einer Spanne von 1,7 bis zwei Milliarden Euro liegen. Sachinvestitionen würden zudem begrenzt.

Im vergangenen Jahr hatte Evonik in der Branchenkrise deutlich Federn gelassen. Der Konzern, der Produkte von Aminosäuren für die Tier-Mast bis hin zu Lipiden für Impfstoffe herstellt, hatte ein bereinigtes Ebitda von knapp 1,7 (Vorjahr: 2,5) Milliarden Euro bei einem um 17 Prozent auf 15 Milliarden Euro geschrumpften Umsatz eingefahren. Die Anteilseigner rund um die Essener RAG-Stiftung sollen trotz des Gewinneinbruchs eine unveränderte Dividende von 1,17 Euro je Aktie erhalten. „Die vielen Krisen weltweit haben uns das Ergebnis verhagelt“, sagte Vorstandschef Christian Kullmann. Insgesamt sei Evonik aber „mit einem blauen Auge davongekommen“. Die Rahmenbedingungen würden indes „nicht leichter“: „Daher werden wir unseren grundlegenden Konzernumbau fortsetzen“, betonte Kullmann.

Evonik steht mit den Rückgängen nicht allen. Die Chemie-Branche leidet unter noch immer vergleichsweise hohen Energiepreisen und der schwächelnden Konjunktur. „Wir befinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie lange wir es durchschreiten müssen“, hatte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, jüngst gesagt. Die Nachfrage nach Produkten der Branche verzeichne eine Schwächephase. Evonik-Konkurrent Covestro, dessen Chef Steilemann ist, hatte im vergangenen Jahr einen Rückgang des Umsatzes um 20 Prozent verbucht. Branchenprimus BASF meldete für 2023 einen Gewinn- und Umsatzeinbruch. BASF reagiert mit Sparprogrammen und einem Abbau von Stellen.

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Evonik hatte bereits im vergangenen Sommer die Jahresziele zusammenstreichen müssen. Auch der Essener Konzern hatte mit einem Sparprogramm auf den Einbruch reagiert. Nun plant er vor allem im Management Kürzungen – die Zahl der Hierarchieebenen soll etwa reduziert werden. „Wir dürfen uns auch bei leichten Erholungssignalen nichts vormachen: Was wir derzeit erleben, ist keine konjunkturelle Schwankung, sondern eine massive, konsequente Veränderung unseres wirtschaftlichen Umfelds“, sagte Kullmann.

Lesen Sie auch: Die Probleme der BASF spiegeln den Zustand Deutschlands

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