Der Chemikalienhändler Brenntag nimmt seine bisher größte Übernahme ins Visier. Das Essener Unternehmen, das schon die Nummer eins der Branche ist, steht in Verhandlungen mit dem US-Konkurrenten Univar, wie Brenntag und Univar in der Nacht zum Samstag bestätigten.
Brenntag-Vorstandschef Christian Kohlpaintner hatte erst kürzlich erklärt, das Unternehmen sehe sich den nordamerikanischen Markt mit verstärktem Interesse an. Er sei „robuster als viele Leute denken“ und könnte attraktiver sein als der europäische, der unter der Energiekrise leidet. Univar wird an der New Yorker Börse mit mehr als fünf Milliarden Dollar bewertet, Brenntag kommt in Frankfurt auf einen Marktwert von rund elf Milliarden Euro.
Bei den Anlegern kamen die Pläne zunächst nicht gut an. Die Brenntag-Aktie lag am Montagmorgen knapp neun Prozent im Minus bei 62,30 Euro.
Brenntag und Univar kämen zusammen auf drei Milliarden Euro Gewinn
Zusammen kämen Brenntag und Univar auf einen Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Euro und auf einen operativen Gewinn von fast drei Milliarden. Brenntag peilt für das laufende Jahr ein operatives Ergebnis von rund 1,85 Milliarden Euro an, Univar nimmt 1,06 Milliarden Dollar ins Visier.
Die Gespräche stehen aber offenbar noch am Anfang, wie die beiden Unternehmen klarmachten. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge, die als erste über die Pläne berichtet hatte, könnte es noch einige Monate bis zu einer Grundsatzentscheidung dauern. Bisher gebe es keine konkreten Ergebnisse oder Vereinbarungen, erklärte Brenntag. „Daher ist derzeit nicht absehbar, ob irgendeine Form von Transaktion stattfinden wird.“ Univar sprach von einer „vorläufigen Interessenbekundung“ von Brenntag.
Brenntag trotzt der Konjunkturkrise dank seiner führenden Position und kann bei den Kunden Preissteigerungen durchsetzen. Kohlpaintner hatte Anfang des Monats ausdrücklich weitere Firmenübernahmen ins Visier genommen: „Brenntag sieht strategische Fusionen und Übernahmen als Motor für zukünftiges Wachstum“, hieß es damals.
Brenntag wolle das jährliche Budget dafür auf 400 bis 500 Millionen Euro verdoppeln. Zuletzt hatte das in den Leitindex Dax aufgerückte Unternehmen nur kleinere Firmen gekauft.
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