Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Januar zusammen 2,1 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das ist der stärkste Zuwachs seit Januar 2023, als es 2,9 Prozent waren. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet, nachdem es im Januar bereits ein Wachstum von 1,3 Prozent gegeben hatte.
Damit „verfestigen sich die Anzeichen für eine allmähliche konjunkturelle Bodenbildung“, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. Zuvor hätten schon Frühindikatoren wie die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe und Stimmungsbarometer wie das Ifo-Geschäftsklima darauf hingedeutet. Das sehen auch Ökonomen so.
„Das zweite Plus in Folge deutet auf eine Stabilisierung der gebeutelten Industrieproduktion hin – zumal sich auch die energieintensiven Branchen wie die chemische Industrie erneut erholt haben“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Die Belastung durch die zurückliegenden Erhöhungen von Leitzinsen und Energiekosten lässt langsam nach.“ Im Sommerhalbjahr dürfte die Rezession in Deutschland enden. Ungelöste Strukturprobleme würden jedoch gegen eine kräftige Erholung sprechen.
Schneller schlau: Rezession
Der Begriff Rezession bedeutet Rückgang und stammt aus dem Lateinischen. Es handelt sich um eine Rezession, wenn die Wirtschaft nicht wächst, sondern schrumpft – sich also in einem Abschwung beziehungsweise Rückgang befindet. Für die Bemessung der Konjunktur dient das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Offiziell tritt eine sogenannte technische Rezession ein, wenn das BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresquartalen nicht wächst, sondern zurückgeht.
Die Rezession ist eine der vier Phasen, die der Konjunkturzyklus einer Volkswirtschaft durchlaufen kann. Sie folgt auf die Phase der Hochkonjunktur und kann im schlimmsten Fall in eine Depression übergehen. Auf eine Depression folgt dann früher oder später ein Aufschwung.
Eine Rezession zeichnet sich durch unterschiedliche Merkmale aus. Dazu gehören unter anderem:
- Rückgang der Nachfrage
- überfüllte Lager
- Abbau von Überstunden und beginnende Kurzarbeit
- Entlassung von Arbeitskräften
- ausbleibende Investitionen
- teilweise Stilllegung von Produktionsanlagen
- stagnierende oder sinkende Preise, Löhne und Zinsen
- fallende Börsenkurse
Zu den Ursachen einer Rezession gehören unterschiedliche Punkte, die sich nur schwerlich verallgemeinern lassen. Aktuell wirkt sich etwa der Krieg in der Ukraine erheblich auf die Konjunktur in Europa und den USA aus.
In einer Rezession halten Unternehmen und private Haushalte ihr Geld in der Regel beisammen. Zu den Folgen einer Rezession zählen steigende Arbeitslosenzahlen, außerdem arbeiten mehr Menschen in Kurzarbeit. Beides führt zu geringerer Nachfrage. Denn wenn die Bürger weniger Geld verdienen, konsumieren sie auch weniger. Dies ist wiederum schlecht für Unternehmen, die dadurch weniger verkaufen und auf ihren Lagerbeständen sitzen bleiben. Die fehlenden Einnahmen können zu weiteren Entlassungen führen, sodass die Arbeitslosigkeit weiter steigt.
Auch Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Job sind, stehen in einer Rezession vor Problemen. Denn wer sich um eine neue Stelle bewirbt, dürfte während einer Rezession Schwierigkeiten haben eine entsprechende Stelle zu finden – denn geht es Unternehmen wirtschaftlich schlechter, stoppen sie Neueinstellungen.
Durch eine steigende Inflation sinkt die Kaufkraft der Menschen. Durch eine sinkende Kaufkraft sinkt wiederum die Konsumbereitschaft der Menschen, da sie ihr Geld beisammen halten, statt es für Waren und Güter auszugeben.
Die Industrieproduktion allein nahm um 1,9 Prozent zu. Dieser Anstieg ist weitgehend auf die Produktionszuwächse in der Automobilindustrie (+5,7 Prozent) sowie der chemischen Industrie (+4,6 Prozent) zurückzuführen. Dagegen wurde der Ausstoß im ebenfalls gewichtigen Bereich Maschinenbau etwas heruntergefahren (-1,0 Prozent), so das Ministerium.
Das gute Abschneiden im Februar ist auch dem Baugewerbe zu verdanken: Hier gab es ein Plus von 7,9 Prozent. Dagegen sank die Energieerzeugung um 6,5 Prozent.
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