Facebook-Konzern Trumps neuer Wahlhelfer? Investor Peter Thiel verlässt Meta-Verwaltungsrat

Der milliardenschwere Tech-Investor Peter Thiel verlässt den Verwaltungsrat der Facebook-Muttergesellschaft Meta. Quelle: dpa

Peter Thiel gibt seine Position im Verwaltungsrat des Facebook-Konzerns Meta ab. Ein Grund könnte Thiels stärker werdendes Augenmerk für die US-Politik sein. Berichten zufolge will er die Agenda der Republikaner und des ehemaligen Präsidenten Donald Trump bei den Zwischenwahlen 2022 unterstützen.

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Der Tech-Milliardär und Trump-Unterstützer Peter Thiel verlässt nach vielen Jahren den Verwaltungsrat des Facebook-Konzerns Meta. Laut US-Medien will sich der 54-Jährige stärker in der Politik engagieren und bei den Zwischenwahlen in diesem Jahr die Agenda von Ex-Präsident Donald Trump und Kandidaten der republikanischen Partei unterstützen.

Thiel war einer der ersten Investoren des Online-Netzwerks und seit 2005 Verwaltungsrat des Unternehmens. Der in Frankfurt geborene und in den USA aufgewachsene Unternehmer machte an der Seite von Elon Musk als Mitgründer des Bezahldienstes Paypal ein Vermögen und wurde durch den frühen Einstieg bei Facebook noch reicher. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf rund 2,6 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro).

Doch Thiel ist mittlerweile nicht nur in große Namen im Silicon Valley wie Amazon, SpaceX oder Airbnb investiert, sondern auch in immer mehr deutsche Start-ups. In die Online-Bank N26 hat er Millionen gesteckt und auch beim Online-Broker Trade Republic ist Thiel investiert. Eine seiner neuesten Errungenschaften ist das Berliner Fintech Moss.

Thiel werde bis zur anstehenden Hauptversammlung im Verwaltungsrat bleiben, teilte Meta nach US-Börsenschluss am Montag mit und nannte keine Gründe für seinen Abgang. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg dankte Thiel dafür, dass „er an uns glaubte, als viele andere es nicht taten“ – sowie für „viele Lehrstunden über Geschäft, Ökonomie und die Welt“.

Thiel hatte Trump schon vor der Präsidentschaftswahl 2016 unterstützt und danach beim Regierungswechsel geholfen. In der Tech-Hochburg Silicon Valley nahm er damit eine Außenseiterrolle ein. Er half aber, einen Antrittsbesuch der Technologie-Konzernchefs bei Trump zu organisieren. Die Verbindung hielt bis zum Ende von Trumps Präsidentschaft – angeblich über Stephen Bannon, Ex-Berater von Trump und selbsterklärter Vordenker eines neuen Nationalismus. Bannon musste seinen Posten im Weißen Haus bereits 2017 räumen, doch im Umfeld von Trump blieb er einflussreich.

Angesichts von Thiels Ansichten wurden Meta und Facebook immer wieder für seinen Verbleib in dem Gremium kritisiert. Die US-Verwaltungsräte haben eine ähnliche Kontrollaufgabe wie die deutschen Aufsichtsräte – bestimmen aber stärker die Strategie der Unternehmen mit.

Meta und Zuckerberg stehen selbst in der Kritik, unter anderem wegen Vorwürfen der Whistleblowerin Frances Haugen, sie sorgten sich mehr um Profit als um das Wohlergehen der Nutzer. Zuckerberg weist dies zurück.

Lesen Sie dazu auch den WiWo-Kommentar: Legt Facebook endlich die Fesseln an!

Für Aufmerksamkeit sorgte zuletzt ein Bericht der „New York Times“, demzufolge Thiels Investitionsfirma Founders Fund unter den Geldgebern eines Unternehmens ist, das zeitweise den Chatdienst WhatsApp hacken konnte. WhatsApp gehört zu Meta und wehrt sich vor Gericht gegen ähnliche Eingriffe des israelischen Überwachungssoftware-Spezialisten NSO.

Thiel habe beschlossen, es sei besser, den Meta-Verwaltungsrat zu verlassen, um das Unternehmen nicht in Kontroversen rund um die im Herbst anstehenden Kongresswahlen hineinzuziehen, schrieb das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf eine informierte Person.

Bei den Kongresswahlen könnten die Demokraten von Präsident Joe Biden die Mehrheit im Repräsentantenhaus und Senat an die Republikaner verlieren, was die Durchsetzung seiner Pläne weiter erschweren würde. Thiel wolle unter anderem zwei republikanische Senatskandidaten unterstützen: Blake Masters in Arizona und J.D. Vance in Ohio. Masters und Thiel kennen sich gut. Der 35jährige Wagniskapitalgeber dient als Präsident der Thiel Foundation. Zehn Millionen Dollar hat der Investor bereits in den Wahlkampf des Kandidaten gesteckt. Masters, ein selbsterklärter „America-First“-Konservativer, soll im Herbst den jüngst von den Demokraten eroberten Senatssitz im Südwesten der USA zurückerobern. Er zweifelt den Wahlsieg von Biden an, kritisiert Big Tech und will unter anderem die Visakategorie verbieten, die es Fachkräften erlaubt, in die USA einzuwandern. In Umfragen über den Vorwahlkampf der Republikaner liegt er derzeit im Mittelfeld.

Auch Vance erhielt die Thiels Finanzspritze früh. Der Investor zählt ebenfalls zum populistisch-nationalistischem Flügel der Republikaner, wettert gegen Tech-Konzerne und Einwanderung. Auch diesen Kandidaten kennt der Investor gut. Vance ist ein ehemaliger Mitarbeiter von Mithril Capital, einem von Thiel mit gegründetem Risikokapitalfonds. Thiel beteiligte sich vor einigen Jahren an einem Venture-Capital-Fonds von Vance. Zuletzt investierten beide Männer in die Videoplattform Rumble, die in rechtskonservativen Kreisen als Alternative zu YouTube genutzt wird.

Die Demokraten haben im Senat eine hauchdünne Mehrheit: Beide Parteien kommen auf jeweils 50 Stimmen. Vizepräsidentin Kamala Harris kann mit ihrem Votum Abstimmungen entscheiden, wenn es ein Patt gibt.

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