König + Korell - Bauen mit Schilf, Papier und Holz

Aus der WirtschaftsWoche NR. 28 vom 03.07.1997 Amtlicher Segen

Wie bei allen Architekten dreht sich auch bei ihnen alles um Stil und Statik. Doch im Gegensatz zu ihren Berufskollegen bauen Jörn König und Joachim Korell nicht auf Stein, Stahl und Beton. Wenn ihre Bauherren Richtfest feiern, haben sie andere Materialien unter Dach und Fach gebracht. Aus Holz, Altpapier und Schilf ziehen sie ihre Bio-Häuser hoch, "die eine kostengünstige und gesunde Alternative zum Massivhaus bieten", betont Joachim Korell, Geschäftsführer des Kasseler Architekturbüros König + Korell. Vor den Toren der Documenta-Stadt ist demnächst zu sehen, was sich mit baubiologisch einwandfreien Materialien und einem Schuss Öko-Charme alles anstellen lässt. "Grenzen in der Gestaltung gibt es kaum- weder innen noch außen", so Biobau-Partner König. Seit November 1996 arbeiten beide zusammen, entwerfen Grundrisse, prüfen die statischen Qualitäten ihrer Rohstoffe und versuchen, Öko-Skeptiker von ihrem Naturereignis zu überzeugen. Die Bio-Bauten lassen sich bis zu 20 Prozent billiger herstellen als konservative Massivkonstruktionen. "Die Nachfrage ist erstaunlich gut", freut sich König besonders über das Interesse von jungen Familien. Dafür nimmt er auch in Kauf, dass er manchmal bis zu 16 Stunden am Tag dienstverpflichtet ist. Als starken Partner bei der Vermarktung ihrer Öko-Häuser konnten die Architekten mittlerweile Deutschlands zweitgrößten Bausparer, die BHW, gewinnen. Ansonsten ist König vom Engagement der Kreditinstitute enttäuscht. "Die kann man vergessen, keinen Pfennig bekommt man von denen", geht der begeisterte Drachenflieger auch heute noch in die Luft, wenn er sich an Gespräche mit Bankern erinnert, "als ob biologisch Bauen etwas mit Jesuslatschen und Vollbärten zu tun hätte." Dafür haben König und Kompagnon Korell aber die Behörden überzeugt: Baugenehmigung oder Brandschutzzeugnis- alles bekam seinen amtlichen Segen.