Lieferdienst unter der Lupe Was wird aus dem Dax-Absteiger? Die große Delivery-Hero-Analyse

Vorstandschef Niklas Östberg muss den Essenslieferdienst Delivery Hero auf Rendite trimmen. Aber ist das überhaupt möglich?  Dieser Frage ist WirtschaftsWoche-Reporterin Melanie Bergermann im Rahmen eines investigativen Onlineprojekts nachgegangen.

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Mehrere Milliarden Euro haben Investoren in Delivery Hero gepumpt, um einen der weltgrößten Lieferdienste zu formen. Doch das viele Geld bewirkte nicht nur Gutes, der Newcomer verdiente operativ noch nie Geld. Chef Niklas Östberg muss den Dax-Absteiger auf Rendite trimmen. Aber ist das überhaupt möglich?

Dieser Frage ist WirtschaftsWoche-Investigativ-Reporterin Melanie Bergermann, die an der Aufdeckung der Wirecard-Affäre beteiligt war, im Rahmen eines großen Onlineprojekts nachgegangen. Sie hat dazu offizielle Quellen ausgewertet, aber auch Datenanbieter in Deutschland und anderen Ländern beauftragt. Dazu kommen die Ergebnisse diverser Interviews mit Branchenkennern und Unternehmensinsidern. WirtschaftsWoche-Autor Stephan Knieps zeichnet dazu ein Porträt von Unternehmenschef Östberg.

Eine detaillierte Bilanzanalyse mit Unterstützung der Expertin und Fachbuch-Autorin Carola Rinker deutet etwa darauf hin, dass das Geschäft von Delivery Hero in vielerlei Hinsicht weniger skalierbar ist. So sind die direkt mit der Erzielung des Umsatzes zusammenhängenden Kosten in den vergangenen Jahren stark gestiegen, statt zu fallen. Ebenso laufen beispielsweise die Lieferkosten des vor allem in Asien und dem Mittleren Osten sowie in Nordafrika aktiven Konzerns mit mehr als drei Milliarden Euro im vergangenen Jahr aus dem Ruder.

2023 soll Delivery Hero zum ersten Mal Gewinn machen – nach einem Milliarden-Verlust im vergangenen Jahr. Möglich ist das. Nur rentiert sich ein Investment in die Aktie damit noch lange nicht. Eine Detail-Analyse.
von Melanie Bergermann, Stephan Knieps

Recherchen zeigen: In einigen Teilen der Welt könnten sie sogar kurzfristig noch steigen. Berechnungen der Redaktion zu den Lieferkosten, verglichen mit den von Delivery Hero veranschlagten Liefergebühren für einige Länder zeigen, dass es äußerst schwer wird, mit dem firmeneigenen Lieferservice schwarze Zahlen zu schreiben. Delivery Hero und seine Wettbewerber versprechen Investoren zwar  hohe Gewinne, wenn sie einen Markt einmal erobert haben. Exklusive Erhebungen des Datenanalyse-Unternehmens Hase+Igel zeigen aber, dass die Kosten für einen Monopolisten in der Lieferbranche nicht so schnell sinken wie erhofft.

Auf der anderen Seite gibt es auch einige Punkte, die für eine erfolgreiche Zukunft der Firma sprechen. So wächst der Markt für Essenslieferungen in vielen Teilen der Welt. Nach exklusiv für die WirtschaftsWoche erhobenen Daten hat sich vor allem die Coronapandemie als Wachstums-Turbo erwiesen. Ebenso ist zu erwarten, dass Wettbewerber von Delivery Hero in dem einen oder anderen Land schneller kapitulieren als gedacht. Auch verbrannte Delivery Hero im vergangenen Jahr mit jeder ausgelieferten Bestellung weniger als zuvor.

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