WiWo History Durchbruch Der Schuster der Nation: Wie Adi Dassler seine Firma zum Erfolg brachte

Jahrzehntelang stattete Adidas die deutschen Fußballer aus. Ab 2027 ist damit Schluss. Dabei gab es eine Zeit, in der die Marke mit den drei Streifen das sportliche Nonplusultra war – vor allem unter Gründer Adi Dassler.

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Auch nachfolgenden Generationen klingt es noch im Ohr: „Rahn schießt! Tooor! Tooor! Tooor!“ So bejubelte Radio-Kommentator Herbert Zimmermann den entscheidenden Treffer Deutschlands gegen Ungarn bei der Fußball-WM 1954. Es war das „Wunder von Bern“ – und nicht nur der Verdienst Helmut Rahns, sondern auch von Adolf („Adi“) Dassler. Er war es schließlich gewesen, der in der Halbzeitpause die Schraubstollen an den Schuhen der deutschen Spieler angebracht und ihnen so auf dem regennassen Rasen einen entscheidenden Vorteil verschafft hatte. Für Dassler und sein Unternehmen „Adidas“ bedeutete der Sieg in Bern den internationalen Durchbruch.

Dabei war es 1954 bereits über 30 Jahre her, dass er – der gelernte Bäcker – im fränkischen Herzogenaurach mit der Produktion von Sportschuhen begann. Dassler war selbst ein begeisterter Athlet und überzeugt davon, dass besseres Schuhwerk auch bessere Leistungen hervorbringe. Für jede Sportart müsse es den richtigen Schuh geben – diese Idee trieb ihn an.

1923 gründete er mit seinem Bruder Rudolf die Firma „Gebrüder Dassler Schuhfabrik“ – noch in der elterlichen Waschküche, aber schnell mit guter Auftragslage. Die Nachfrage nach Sportschuhen zog an, Mitarbeiter konnten eingestellt, die Produktion ausgebaut werden. Schon bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 waren die Dassler-Schuhe ungemein populär.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Bruch zwischen den Brüdern. Und während Rudolf „Puma“ gründete, ließ Adolf 1949 die Marke „Adidas“ eintragen. Es handelte sich hierbei um ein Akronym, das sich aus dem Spitznamen Adi und den ersten drei Buchstaben seines Nachnamens zusammensetzte. Bereits ein Jahr zuvor hatte er einen Fußballschuh entwickelt, der seitlich drei parallel angebrachte Riemen zur Stabilisierung aufwies. Was eigentlich als technische Weiterentwicklung gedacht war, wurde schließlich zum Markensymbol von Adidas. Dassler verstand sein Handwerk und pflegte gute Kontakte zu Sepp Herberger, dem damaligen Nationaltrainer.

Bei der WM 1954 durfte er Zeugwart der deutschen Mannschaft sein – und nutzte das Momentum des überraschenden Siegs, um Adidas noch enger an den nationalen und internationalen Profisport zu binden. Es entstand eine jahrzehntelange Symbiose zwischen Adidas und dem DFB (Deutscher Fußball-Bund), die 2027 zugunsten von US-Konkurrent Nike ein Ende finden wird.

Übrigens: So ideenreich Dassler auch gewesen sein mag, der Erfinder des Schraubstollens war er nicht. Ähnliche Systeme hatte es bereits in den 1920ern gegeben; das erste Patent auf „Fußballstiefel o.dgl. mit auswechselbaren Gleitschutzstollen“ meldete 1949 der gebürtige Oberschlesier Alexander Salot an. Den Spitznamen „Schuster der Nation“ hatte sich Dassler, der bis zu seinem Tod 1978 mehrere hundert Patente vor allem im Sportschuhbereich anmeldete, vermutlich trotzdem verdient.

Dieser Artikel erscheint in unserer Reihe WiWo History.

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