Quelle: REUTERS

Börsenwoche 449: Editorial E-Auto-Start-ups: Das Ende vom Anfang

Noch vor zwei Jahren waren die Hoffnungen riesig. Nun stehen Anleger vor einem Scherbenhaufen. Denn die Geschäftsmodelle gehen nicht auf. Ein Kommentar.

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Während an der Börse die künstliche Intelligenz gefeiert wird, geht einem anderen Trendthema gerade die Puste aus. Der Elektromobilität werden weiterhin gute Langfristaussichten bescheinigt. Bei einigen Herstellern sieht es gerade jedoch düster aus. In diesem Jahr könnte eine harte Auslese erfolgen. Zum einen verlangsamt sich das Wachstum deutlich, zum anderen ist es schwieriger als gedacht, die Produktion hochzufahren.

Der Absatz von E-Autos (inklusive Plug-in-Hybriden) wuchs im letzten Jahr global um 30 Prozent. Im Vorjahr waren noch 54 Prozent drin. In Deutschland ist die Entwicklung deutlich markanter. Das Absatzwachstum von reinen E-Autos ging von 30 Prozent in 2022 auf 11 Prozent im vergangenen Jahr zurück. Die letzten Monate sind dramatisch gezeichnet vom Wegfall der Subventionen: Von Dezember auf Januar hat sich die Zulassungszahl bei E-Autos mehr als halbiert.

Die großen Hersteller wappnen sich bereits. VW, Ford und GM haben alle ihre E-Auto-Produktion gedrosselt. Sie haben den Luxus, mit ihrem Verbrennergeschäft den Wegfall zu kompensieren. Reine E-Auto-Hersteller können das nicht – und kommen deshalb in Bedrängnis. Besonders die Zukunft der aufstrebenden amerikanischen Hersteller ist in Gefahr.

Der etablierte Branchenprimus Tesla macht sich seinen Vorsprung zunutze und senkt seit einem Jahr kräftig die Preise. Die Einstiegsversionen der Kassenschlager Model 3 und Model Y sind in den USA bereits günstiger als der Neuwagendurchschnitt. Mittelfristig droht außerdem heftige Konkurrenz aus China, besonders in Europa. Die amerikanischen Neugründungen spüren nun, wie schwer die Skalierung einer effizienten Industrieproduktion ist.



Für die börsennotierten E-Auto-Hersteller Faraday Future, Fisker, Lucid, Nikola und Rivian geht es ums Überleben. Vorletzte Woche haben die schwachen Quartalszahlen von Lucid und Rivian die Börse wachgerüttelt. Truck-Spezialist Rivian will dieses Jahr knapp weniger Autos als im Vorjahr produzieren, gerade einmal 57.000 Einheiten. Lucid will zwar sieben Prozent wachsen, aber würde damit bei gerade einmal 9000 Einheiten landen.

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Faraday, Fisker und Nikola haben vor ein paar Monaten überhaupt erst mit Auslieferungen begonnen. Nikola beißt sich an Wasserstoff- und E-Lastwagen die Zähne aus. Die übrigen vier Hersteller – Faraday, Fisker, Nikola und Rivian – suchen alle die Rettung im Premiumsegment, das sich allerdings als übersättigt herausstellt. Es ist kaum noch skizzierbar, wie diese Unternehmen schwarze Zahlen erreichen wollen. Der Konkurrenzdruck ist schlichtweg zu groß.

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Viel wahrscheinlicher ist, dass ihnen bald das Kapital ausgeht. Lang vorbei sind die Zeiten, als die Aktien von E-Auto-Start-ups mit fantastischen Bewertungen belohnt wurden (siehe Grafik). Die fünf Aktien sind im Vergleich zu ihren Allzeithochs jeweils mindestens 94 Prozent im Minus – Faraday kommt auf Minus von 99,99 Prozent. Die Blase ist geplatzt. Letzte Woche zeichnete sich sogar schon ein konkreter Pleitekandidat unter den Unternehmen ab: Fisker musste im Rahmen seiner Quartalszahlen vor dem Bankrott warnen. Sie werden wohl nicht die Letzten bleiben.

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