Mehr Erfolg mit Englisch
Quelle: imago images

9 Beckenbauerisms und Schäubleisms, die unforgettlich sind!

Mit Franz Beckenbauer und Wolfgang Schäuble sind keine Lichtgestalten englischer Sprachkompetenz abgetreten. Doch wir konnten von ihnen trotzdem etwas für unser Englisch lernen: Spontaneität, Selbstironie – und a little bit of Schwindelei. Eine Kolumne.

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1. Als Franz Beckenbauer starb, musste ich zuerst an das herrliche Wort denken, das er immer wieder gesagt hat: „Sexess“! Einfach so, frei heraus, das war so unverstellt wie unverkrampft – der perfekte Mix aus englischen Wörtern und bayerischer Aussprache. Ein Kunstwort, das Sex, Exzess und Success vereint, und das vielleicht ein Lebensmotto von Franz Beckenbauer war, egal ob auf einer Weihnachtsfeier des FCB oder verschwitzt nach einem gewonnenen Spiel. Für mich ist „Sexess“ bestes „English made in Germany“. Kurz und knapp, ein bisschen größenwahnsinnig, kreativ und dazu ein zeitgemäßes Kofferwort wie Fifagate, Bribemaggedon, Worldcupocalypse – oder „Sommernightmare“. Ein sagenhafter Beckenbauerism auf jeden Fall, den jeder kennen sollte. Hier kaisergerecht die Nummer eins.

2. Als Wolfgang Schäuble starb, musste ich zuerst an die Weisheit denken, die er stets zitierte, um seine englischsprachlichen Unzulänglichkeiten auf der internationalen Bühne zu rechtfertigen: „Schlechtes Englisch ist die am meisten gesprochene Sprache der Welt.“ Und über sich selbst räumte er ein: „Englisch ist bei mir immer ein interessantes Experiment.“

3. Franz Beckenbauer wollte sich mit Englisch aus der Affäre ziehen: Er verstehe „complicated legal English“ nicht, lautete seine Antwort auf die Fragen, die ihm Michael Garcia, der Sonderermittler der FIFA, zur Vergabe der WM in Russland 2018 und Katar 2022 vorgelegt hatte. Als Beckenbauer daraufhin im Sommer 2014 für 90 Tage von allen internationalen Spielen gesperrt wurde, bemerkte er: Herrgottszeiten, das fällt ja mitten in die WM, die wir gewinnen werden! He therefore agreed to cooperate and the ban on him was lifted. Und die Moral der Geschichte? Versuchen kann man es ja mal.

4. Unvergessen sind auch Schäubles Sampler aus seiner Heimatsprache Badisch und dem Englischen. Ganz vorne: seine Variante von „over isch“ – aus und vorbei. Da sprach der strenge Uberschäuble.

5. Beckenbauer hat die „Null“ im Spielstand gerne zu dem gemacht, was sie ist: nix. Also „nothing“. Keine Frage, das war hard-hitting, also ziemlich teutonisch und ließ keinen Platz für Interpretationen. Weder „zero“ noch „nil“ oder „love“. Nix is nix! „Vier null“ war demnach: „Four nothing“.

6. Unter Schäuble kursierte im Finanzministerium eine Liste mit englischsprachigen Patzern des Ministers – weniger zur Belustigung als vielmehr zur Unterstützung: Was will der Chef sagen? Und wie können wir ihn unterstützen, wenn es ihm nicht gelingt? So wie im Dezember 2012, als Schäuble vor der Weltöffentlichkeit erklärte: „It will not be happen, that there will be Staatsbankrott in Greece.“ Rechts daneben dann die Übersetzung, damit er sie beim nächsten Mal parat hat: There will be no national bankruptcy in Greece. Dazu gleich noch die verständliche Aussprache: bänk-rap-si. So eine Liste hat ihren Reiz. Eine Art Dekodierungsmaschine für den Chef. Könnten wahrscheinlich viele gebrauchen – nicht nur für Englisch-Deutsch.

7. Auch Beckenbauer hat sich gelegentlich für sein Englisch entschuldigt – und damit Sympathiepunkte gesammelt. 1977 erklärte er beim Antritt im Club New York Cosmos, er könne kaum mehr sagen als Yes and No. Die erste Pressekonferenz begann er mit den Worten: „Dear Ladies and Gentlemen. Excuse me. My English is very bad. I hope you can understand me.“ Wer würde sich das heute noch herausnehmen? Vorbildlich!

8. Als Schäuble 2017 beim Weltwirtschaftsforum in Davos über den Brexit befragt wurde, gab er in beinahe Oettinger'scher Manier eine deutsche Redewendung zum Besten: „You never eat as hot as it is cooked.“ Immerhin hatte er das Publikum vorher gewarnt: „You know in Germany there's a saying …“ Die Moderatorin lachte, doch verstanden hat sie ihn nicht. Verständliches Englisch wäre gewesen: Things are never as bad as they seem. Oder: Nothing is as bad as it looks. Der Trost: Dasselbe gilt meistens auch für unsere schlimmsten Patzer!

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9. Genauso milde möchte ich den letzten Beckerbauerism bewerten – selbst wenn es für die FIFA schmerzhaft war, dass der Franz ihr (Exekutiv-) Komitee stets ausgesprochen hat wie „comedy“. Ich finde das angemessen. Denn egal ob Fußball oder das Englisch von Fußballern: Es soll uns am Ende unterhalten!

Lesen Sie auch: Make it good! – und andere englischsprachige Patzer, die man vermeiden sollte

Unser Kolumnist ist u. a. Autor des Bestsellers „Hello in the Round! Der Trouble mit unserem Englisch und wie man ihn shootet“. Das Buch ist bei C.H. Beck erschienen.

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