Bitcoin Wie gefährlich sind die neuen Bitcoin-Spot-ETFs?

Allein der Bitcoin-ETF vom Anbieter BlackRock verzeichnet seit Start Mittelzuflüsse in Höhe von 6,7 Milliarden Dollar. Quelle: REUTERS

Der Bitcoin knackt die Marke von 56.000 Dollar. Vor allem die neuen Bitcoin-Spot-ETFs treiben die Kurse. Manche Kritiker befürchten Gefahren fürs Finanzsystem. Nur: Für Anleger gibt es noch ein viel realistischeres Risiko.

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Larry Fink startet das Jahr mit einer großen Shoppingtour. Seit Mitte Januar hat die Wall-Street-Ikone bereits über 100.000 Bitcoin gekauft. Nicht etwa von seinem eigenen Geld oder für sich, sondern für Anleger, die in den neuen Bitcoin-ETF seines Unternehmens investieren, dem weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock. Das Interesse ist groß: Gut sechs Wochen nach Start des neuen Indexfonds haben Anleger bereits 6,7 Milliarden Dollar investiert, wie Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg zeigen.

Von der Geldschwemme profitiert nicht nur Marktführer BlackRock, sondern auch Anbieter wie Fidelity und Grayscale. Nachdem die US-Börsenaufsicht SEC vor sechs Wochen ihre Anträge auf spezielle Bitcoin-ETFs nach einer langen Zitterpartie durchgewunken hatte, können Anleger einfach wie noch nie in die Kryptowährung investieren.

Marktbeobachter erwarten, dass schon bald institutionelle Investoren in großem Stil bei Bitcoin und Co. mitmischen wollen. Und schon jetzt zieht es massenhaft Privatanleger ins Krypto-Abenteuer: „Die Anleger verspüren weiterhin Heißhunger auf Bitcoin, auch wenn sich nun langsam, aber sicher erste Überhitzungserscheinungen bemerkbar machen“, sagt Timo Emden von gleichnamigen Analysehaus Emden Research.

Tatsächlich scheinen die neuen Bitcoin-ETFs den Kurs der Digitalwährung deutlich zu treiben. Im letzten Monat zog der Kurs um ein Drittel an und notierte zuletzt bei etwa 55.600 Dollar. Innerhalb kürzester Zeit nähert sich die Kryptowährung der dritten Zehntausender-Marken. Und wenn es nach Branchenkennern geht, dann ist mit dem Aufwärtstrend noch lange nicht Schluss.

Warnungen vor den Bitcoin-Spot-ETFs

Allerdings ruft die Erfolgswelle des Bitcoins auch Kritik und Warnungen hervor. Aus Sicht mancher Experten stellen die Bitcoin-ETFs nämlich ein Risiko für das klassische Finanzsystem dar. „Wenn Anleger Geld in diese Produkte stecken, erhöht sich das Risiko einer viel stärkeren Verflechtung zwischen dem Kern des Finanzsystems und dem Krypto-Ökosystem erheblich“, sagte Dennis Kelleher, Chef der US-NGO Better Markets, der Nachrichtenagentur Reuters.

Nach Angaben der Großbank Wells Fargo ist die Volatilität beim Bitcoin etwa dreimal so hoch wie bei Aktien. Steigende Kurse sind tendenziell ein Magnet für Anleger, noch mehr Anteile zu kaufen. Gleichzeitig steigt bei fallenden Kursen die Gefahr, dass Investoren Kryptowerte verkaufen und den Abwärtsdruck befeuern. Im schlimmsten Fall, so die Kritiker, könnten die teils starken Marktschwankungen beim Bitcoin die Anbieter vor Probleme stellen, nämlich wenn sich der ETF-Kurs vom Bitcoin abkoppelt.

Die ETFs sind eins zu eins mit physischen Bitcoins hinterlegt, müssen also immer ausreichend Digitalmünzen im Bestand haben. Das macht die Indexfonds für Anleger sicherer, weil im Fall eines Bankruns – also wenn plötzlich sehr viele Investoren ihre Kryptowerte in Fiatgeld wie Dollar eintauschen wollen – genügend Gegenwert zur Verfügung steht.

„Der Bitcoin ist schlicht zu klein“

Für die Anbieter ist die physische Hinterlegung aber komplex: In einem steigenden Markt müssen sie immer höhere Summen aufwenden, um mehr Kryptoeinheiten zu kaufen. Sollte es aber zu einem deutlichen Abverkauf kommen – vom Höchststand im November 2021 bei 69.000 Dollar zum letzten Tiefststand im Bereich von 16.000 Dollar ein Jahr darauf gab der Kurs über 70 Prozent nach –, drohen die Emittenten, auf massenhaft wertgeminderten Digitalmünzen zu sitzen. Braut sich hier also wirklich ein Problem für die Anbieter oder gar fürs gesamte Finanzsystem zusammen?

Deutsche Experten geben Entwarnung. „Dass die Wertentwicklungen zwischen dem ETF-Preis und dem Basispreis auseinanderdriften, passiert bei liquiden ETFs sehr selten“, sagt Maximilian Brucker, der sich beim Finanz-Datenservice WM Gruppe mit digitalen Vermögenswerten beschäftigt.


Wissenswertes zum Thema Bitcoin (BTC):

„Der Bitcoin ist 24/7 handelbar, hat ein hohes Tradingvolumen und ist damit sehr liquide. Bisher haben die Bitcoin-ETFs außerdem genau das Gegenteil einer Entkopplung bewirkt,“ so Bruckner. Er spielt damit auf das Produkt des US-Anbieters Grayscale an, der nach der Zulassung seinen Bitcoin-Fonds in einen -ETF umgewandelt hat. Über eine spezielle Discount-Struktur konnten Anleger dort Bitcoin mit einem Abschlag von teilweise bis zu 40 Prozent handeln. Nach Umwandlung in einen ETF verschwand dieser Discount jedoch – obwohl Anleger massiv Geld aus dem ETF abgezogen haben.

Auch Analyst Emden erwartet keine Probleme für den Finanzmarkt. „Der Bitcoin ist noch immer schlicht zu klein, um einen großen Schaden anzustellen“, sagt er. Die Marktkapitalisierung vom Bitcoin liegt bei etwas über einer Billion Dollar und bringt damit etwa ein Drittel von Microsofts Wert auf die Börsenwaage. „Anders als bei dem Techkonzern aber sind beim Bitcoin die Verstrickungen in die Realwirtschaft überschaubar und betreffen nur einige Unternehmen, die sich im Ökosystem von Kryptowährungen gebildet haben – etwa Kryptobörsen oder Miningfirmen“, sagt Emden.

Bitcoin-Kurs: Kommen Anleger zu spät zur Bitcoin-Party?

Wie gering die Ansteckungsgefahren noch sind, zeigte sich zum Beispiel, als der Stablecoin TerraUSD im Mai 2022 kollabierte. Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert immer einem Dollar entsprechen soll und die beispielsweise mit Fiatwährungen oder auch Anleihen gedeckt sind. Terra verlor diese Koppelung – und damit auch seine Existenzberechtigung. Doch selbst nach dem Crash des Stablecoins gab es keine nennenswerten Verwerfungen am Bondmarkt. Allenfalls einige wenige Krypto-Spezialunternehmen wie Celsius oder die Berliner Neobank Nuri wurden mit in den Abwärtssog gerissen.

Auch Ali Masarwah, Chef des Finanzdienstleisters Envestor, sorgt sich im Zuge der ETF-Zulassung nicht um Systemrisiken. „Sollten nun BlackRock und Co. dazu übergehen, auch die Preise abstrusester, allenfalls Meme-würdiger Coins mittels ETFs abzubilden, könnte sich das bei einem Hype  möglicherweise anders darstellen“, so Masarwah. „Aber soweit sind wir noch nicht. Schließlich haben die großen ETF-Anbieter ein Reputationsrisiko zu befürchten.“ 

Das Finanzsystem mögen die Bitcoin-ETFs nicht also bedrohen. Für Anleger gibt es aber sehr wohl ein ganz realistisches Risiko. Wenn die großen Anbieter ihren Bitcoin-Bestand immer weiter aufstocken und damit den Kurs der Digitalwährung treiben, wird der Einstieg für Neuinvestoren immer teurer. Allein am 13. Februar hat sich BlackRock 12.800 Digitalmünzen einverleibt. Das sind zehnmal so viele wie täglich durchs Mining entstehen. Auch an durchschnittlichen Tagen war die Nachfrage zuletzt höher als das Neuangebot.

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Wer bei der Party mitspielen will, muss also vorerst immer höhere Kurse in Kauf nehmen – und darauf spekulieren, dass die Optimisten mit ihren Kursprognosen richtig liegen. Die Hausse nährt die Hausse, die Baisse aber auch die Baisse.

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