Zulauf: Die Weltwirtschaft ist im Wandel. Seit den frühen Achtzigern schreiben die USA stetig steigende Defizite. Das bedeutete für den Rest der Welt eine gewaltige Stimulierung. Nun schrumpfen diese Defizite wieder, weil der US-Arbeitsmarkt wieder wettbewerbsfähiger wird und die Industrie vom Energieboom profitiert. Das bremst die Wirtschaft in den Überschussländern. Ich habe Probleme mit der Meinung, dass sich die Weltwirtschaft normalisiere. Die Leute glauben, das an Statistiken wie dem Einkaufsmanagerindex ablesen zu können. Aber das sind Stimmungsbarometer, die von der Börse bewegt werden. Und die Börse wird primär von der lockeren Geldpolitik der Fed getrieben.
Was folgt daraus?
Zulauf: Die Weltwirtschaft wird enttäuschen. In China verlangsamt sich das Wachstum dramatisch. Das bedeutet Rezession für die Schwellenländer und gedämpfte Rohstoffpreise. In Europa gibt es praktisch kein Wachstum. Die USA könnten mit 2,5 bis 3,0 Prozent Wachstum die Ausnahme bilden. Dann könnte der Dollar aufwerten.
Marc, teilen Sie diese Ansicht?
Marc Faber: Zunächst. Kaum jemand kann eine noch schlechtere Meinung über die Fed haben als ich. An deren Spitze steht eine unfähige Gruppe von Wissenschaftlern. Die haben keine Ahnung davon, was in der Welt passiert. Sie glauben, man könne mit Gelddrucken Jobs schaffen. Aber sie werden die Welt in den Bankrott reißen. Ex-Fed-Chef Bernanke hat gesagt, das Ziel des dritten Anleihekaufprogramms QE3 sei gewesen, die langfristigen Renditen zu drücken. Tatsächlich erreichten die Renditen ihr Tief am 25. Juli 2012. Seither sind sie gestiegen. Diese Politik hat versagt.
Ziel von QE war es auch, die Arbeitslosenrate zu senken. Und die ist gefallen.
Faber: Nach dem Zweiten Weltkrieg steckte Hongkong in der Depression. Aber die Wirtschaft entwickelte sich rasch unter der Führung des britischen Finanzstaatssekretärs Sir John James Cowperthwaite. Gefragt, wie er dieses Wirtschaftswunder hinbekommen habe, antwortete er, er habe gar nichts getan – nur andere daran gehindert, schlechte Maßnahmen zu ergreifen.
Was wollen Sie uns damit sagen?
Faber: Die US-Beschäftigung wäre ohne die Gelddruckerei der letzten Jahre noch stärker gestiegen. Die Fed hat richtig gehandelt und das Finanzsystem in der Krise gerettet. Nur hatte sie diese Finanzkrise mit ihrer lockeren Geldpolitik seit den späten Neunzigerjahren erst verursacht. Aber Frau Yellen könnte auch auf einem Pulverfass sitzen, Benzin darübergießen und sich eine Zigarette anzünden – sie würde die Gefahr nicht erkennen.
Mario Gabelli: Sie raucht nicht.
Fred Hickey: Als die lockere Geldpolitik erst die Technologieblase und dann die Blase am US-Häusermarkt entstehen ließ, wuchs die US-Wirtschaft mit mehr als sechs Prozent pro Jahr. Jetzt haben wir zwei Prozent Wachstum und Blasen bei Immobilien, Kunst, Farmland, Hochzinsanleihen und schicken Autos.
Faber: Und bei staatlicher Regulierung.
Hickey: Das Finanzvermögen privater US-Haushalte stieg zwischen 2009 und 2013 um rund 30 Billionen Dollar auf geschätzt 80 Billionen Dollar. Was passiert, wenn ein Teil dieser 30 Billionen durch einen Rückgang der Börsen wieder verloren geht?
Faber: Wer besitzt diese 30 Billionen? Nicht der Normalbürger.