Bonify nach Datenpanne wieder online Das kann die neue Schufa-App (nicht)

n der Bonify-App können sich Nutzer kostenlos ihre Schufa-Auskunft anzeigen lassen – wenn es funktioniert. Quelle: dpa

Wer einen Kredit benötigt oder eine Wohnung mieten will, braucht einen guten Schufa-Score. Mit der Bonify-App will die Auskunftei nun ihr Image verbessern – und für mehr Transparenz sorgen. Klappt das? Ein Selbstversuch.

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Die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Kennen Sie Ihren Schufa-Basis-Score? Nein? Dann geht es Ihnen wie mir – und vermutlich wie vielen anderen Deutschen. Eigentlich ist das seltsam, denn der Schufa-Score ist im Alltag von entscheidender Bedeutung.

Als Verbraucher sind wir darauf angewiesen, dass die größte Auskunftei in Deutschland uns für kreditwürdig hält. Ob es darum geht ein Auto zu kaufen, eine Wohnung zu mieten oder nur das 49-Euro-Ticket zu buchen. Alles hängt von der Schufa ab. Und von der Richtigkeit ihrer Daten.

Der Schufa-Score hat die Form eines Prozentwerts, der die Wahrscheinlichkeit für die Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen angibt: Ein Wert oberhalb von 95 Prozent gilt als gut, ab 97 Prozent ist der Score sehr gut (100 Prozent sind nicht möglich, da immer ein Restrisiko für einen Zahlungsausfall bleibt). Bei einem Wert unter 70 können schon alltägliche Geschäfte enorm schwierig werden.

Einfacher, schneller – besser?

Wie genau der Algorithmus funktioniert, will die Schufa nicht offenlegen. Fest steht aber, dass jemand, der häufiger umzieht oder mehrere Kreditkarten benutzt, einen schlechteren Score bekommt. Für den Algorithmus sind das nämlich Indizien, dass eine Zahlungsstörung vorliegen könnte. Die Daten können zudem unvollständig sein, es kann zu Verwechslungen oder Identitätsbetrug kommen. Regelmäßig seinen Score zu checken, kann also sinnvoll sein.

Mehr Transparenz für Verbraucher oder versteckte Datensammlung? Mit der neuen Schufa-App können Verbraucher jederzeit ihren Score einsehen. Doch die Verbraucherzentrale warnt vor der App.

Bis jetzt konnte man seinen Basis-Score lediglich über die Website der Schufa beantragen. Gemäß Artikel 15 der Datenschutzgrundverordnung haben Verbraucher das Recht zu erfahren, welche Informationen die Auskunftei über die jeweilige Person gespeichert hat. Eine kostenlose Datenkopie wird dann in der Regel nach einigen Tagen per Post zugestellt.

Mit der Bonify-App soll das nun deutlich schneller gehen. Der Start verlief allerdings holprig, besser gesagt: chaotisch. Nachdem eine Hackerin eine Datenpanne festgestellt hatte, musste die Schufa die App schon kurz nach dem Start wieder vom Netz nehmen. Für die Auskunftei, der seit Jahren ohnehin der Ruf einer Datenkrake anhängt, ein PR-Desaster.

Wie kreditwürdig bin ich?

Nach knapp zwei Wochen ist die App wieder online. Also genug der vielen Erklärungen, ich will jetzt endlich meinen Schufa-Score wissen! Vorab noch eine kurzer Selbstcheck: Habe ich immer schön brav meine Rechnungen bezahlt? Na ja, geht so. Bin ich oft umgezogen? Was, zum Teufel, heißt oft? Und benutze ich mehrere Kreditkarten? Nein, der Geldbeutel quillt eh schon vor Karten über. Also los: Mein persönliches Ziel ist ein Score von über 90. Sollte doch nicht so schwer sein. Oder?

Ich gehe auf bonify.de und klicke auf „jetzt kostenlos Bonität abrufen“. Zur Registrierung werden zwei Wege angeboten: Zum einen ist es möglich, sich mit dem Personalausweis über ein Identverfahren des Anbieters IDNow anzumelden. Die andere Option ist die Registrierung mit dem eigenen Bankkonto. Genau wie Verbraucherschützer empfehlen, wähle ich die erste Möglichkeit.

Anschließend muss ich mit dem Handy die Vor- und Rückseite meines Personalausweises scannen und durch Schwenken der Karte die eingravierten Hologramme zum Beweis der Echtheit zeigen. Das geht alles ganz fix und sehr einfach. Nach zwei Minuten bin ich fertig und Bonify sagt: „Verifizierungsdaten erfolgreich übermittelt.“




Zurück auf Los

Es ist so weit, gleich werde ich meinen Schufa-Score erfahren. Doch dann die Enttäuschung: Dort, wo eigentlich mein Score stehen sollte, ploppt eine Fehlermeldung auf: „Leider konnten wir dich für die Schufa-Basisscore nicht eindeutig identifizieren.“ Darunter eine Verlinkung, die mich auf die Website der Schufa führt – um meinen Score postalisch zu beantragen.

Gehe zurück auf Los, gehe nicht über die App, und erhalte heute keine Auskunft, so kommt mir das gerade vor.

Ich kontaktiere die Pressestelle, ob das Problem möglicherweise bei mir liegt. Antwort: nein! Es läge daran, dass aktuell im Hintergrund noch Anpassungen an der App vorgenommen würden. Deshalb könne es vereinzelt in den nächsten Tagen „beim Anmeldeprozess noch zu Verzögerungen und Re-Identifizierungen kommen“.

Weil ich eh schon registriert bin, schaue ich, was die App sonst noch zu bieten hat. Es gibt einen Finanzmanager, der mir beibringen will, wie ich meine Ersparnisse optimiere, ein Angebot für eine Master Card Gold von Bonify, und ein „Spezialangebot“ für einen Kredit in Höhe von 10.000 Euro für mich. Jetzt weiß ich zumindest, wie der Anbieter Geld verdient.

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Ich klicke auf „Ausloggen“. In dieser Form hilft mir die App nicht weiter. Immerhin: Bis 2024 will die Schufa zusätzliche Funktionen einbauen lassen. Die App soll zu einem „persönlichen Datencockpit“ werden, indem man Einflüsse auf seinen Score simulieren kann. Auf diese Weise könnten Verbraucher dann spielerisch erfahren, wie ein Ratenkredit oder die Kündigung einer Kreditkarte den Score beeinflussen. Das hätte (im guten Sinne) etwas Erzieherisches – und deutlich mehr Charme als ein ausgedrucktes Blatt Papier in der Post. Wer weiß, vielleicht mache ich dann einen weiteren Selbstversuch.

Lesen Sie auch: Darf der Vermieter eigentlich nach einer Schufa-Auskunft fragen? 

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