Braucht die Welt Themenfonds? Fondsanbieter sagen: Auf jeden Fall! Kein Wunder: Wenn sie zu jedem Trend das passende Produkt anbieten, können sie ohne viel Mühe neues Anlegergeld einsammeln – und noch dazu hohe Preise aufrufen, denn die Nachfrage ist ja da. Momentan bekommt künstliche Intelligenz große Aufmerksamkeit von Investoren. Schon jetzt gibt es viele Fonds speziell zu diesem Thema, und es dürften noch mehr werden. Aber erinnern Sie sich noch an Fonds mit Sport-, Telekom- oder Golfstaatenaktien? Nicht? Eben.
Fonds, die angesagte Investmentthemen bedienen, werden am laufenden Band aufgelegt. Oft aber kommen sie erst auf den Markt, wenn der Trend schon weit gelaufen und das meiste Geld verdient worden ist. Sie verschwinden dann genauso schnell von der Bildfläche, wie sie gekommen sind. Drei Viertel der Fonds in der Scope-Kategorie „Aktien Branchen und Themen“ sind noch keine fünf Jahre am Markt. Und jene, denen ein etwas längeres Leben beschert ist, können oft nicht überzeugen.
Von asiatischer Infrastruktur über Wasserstoff: Im Schnitt bleiben Themenfonds hinter breit gestreuten globalen Aktienfonds zurück, ob über drei, fünf oder zehn Jahre hinweg. Das dürfte auch daran liegen, dass Themenfonds überdurchschnittlich teuer sind. Bei aktiv verwalteten Produkten dieser Art liegen die laufenden Kosten im Mittel bei 1,85 Prozent. Globale Aktienfonds ohne Themenfokus kosten durchschnittlich „nur“ 1,59 Prozent.
Themenfonds haben gravierende Schwächen. Sie sind zu teuer und können den breiten Markt oft nicht schlagen. Es gibt deshalb viele Anlageexperten, die grundsätzlich von einem Investment in Themenfonds abraten. Ich sehe das allerdings etwas anders. Denn: Wenn schon nicht auf der Renditeseite, so haben die Produkte doch wenigstens für die Risikostreuung einen gewissen Nutzen. Seien wir ehrlich: Fonds und ETFs, die auf den ersten Blick sehr breit gestreut sind, weisen oft erhebliche Klumpenrisiken auf. So wird die Entwicklung des globalen Aktienindex MSCI World – und von Fonds, die sich daran orientieren – maßgeblich von US-Technologieaktien bestimmt. Wer Fonds zu anders gelagerten Themen beimischt, erhöht die Diversifikation seines Portfolios. In bestimmten Marktphasen können Themenfonds dann helfen, Verluste zu begrenzen.
Von Ebitda bis US-GAAP: Kürzel, die Anleger kennen sollten
United States Generally Accepted Accounting Principles, der Bilanzstandard der Vereinigten Staaten.
International Financial Reporting Standards. Internationaler Bilanzstandard (Anwendung in 144 Ländern). Seit 2005 in Deutschland Pflicht für den Konzernabschluss aller Unternehmen, die Anleihen oder Aktien öffentlich notiert haben.
Handelsgesetzbuch. Nach wie vor Bilanzstandard für den Einzelabschluss aller Unternehmen in Deutschland. Der Einzelabschluss umfasst weniger Töchter als der Konzernabschluss, ist aber Bemessungsgrundlage für Ausschüttungen wie Dividenden.
Geschäfts- und Firmenwerte (Goodwill) sind eine Vermögensposition in der Bilanz, die die Prämie auf die erworbenen Vermögen übernommener Unternehmen widerspiegeln
Ergebnis vor Steuern, Zinsen, regelmäßigen Abschreibungen und Sonderabschreibungen auf aufgekaufte Unternehmen (Firmenwerte/Goodwill). Schönwetterkennzahl, die keinem Bilanzstandard unterliegt. Wird von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich errechnet. Wird zudem oft auch noch bereinigt. Gewisse Aussagekraft im Verhältnis zum Schuldenstand (je geringer die Relation zwischen Ebitda zu Schulden, desto besser steht das Unternehmen da).
Ergebnis vor Steuern, Zinsen, regelmäßigen Abschreibungen. Ebenfalls eine Schönwetterkennzahl (siehe Ebitda).
Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Kann als operatives Ergebnis (Betriebsergebnis) herhalten, falls keine außerordentlichen Zinsausgaben oder -einnahmen anfallen. Auch hier bereinigen Unternehmen gerne.
Ergebnis vor Steuern, nach Steuern ergibt sich der Nettogewinn (Jahresüberschuss) als Kernkennzahl für den Aktionär. Aus dem Jahresüberschuss errechnet sich das EPS: Ergebnis je Aktie (Earnings per Share), wenn die Anzahl der Aktien eines Unternehmens durch den Nettogewinn geteilt wird. Der aktuelle Aktienkurs geteilt durch das EPS wiederum ergibt das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Irrelevant, weil oft schwierig nachvollziehbar und/oder gewinnpolitisch motiviert, sind für Aktionäre sogenannte Pro-forma-, bereinigte Gewinne oder Pro-forma-, bereinigte EPS.
Nicht falsch verstehen: Themenfonds sind kein Muss. Aber sie sind eben auch nicht das Teufelszeug, als das sie manchmal dargestellt werden. Wer investieren will, sollte einige Punkte beachten: Erstens sollte ein Themenfonds nicht übermäßig teuer sein, denn hohe Kosten drücken auf die Rendite.
Zweitens sollte das Fondsportfolio als Top-Positionen keine Aktien enthalten, die gefühlt in jedem zweiten Fonds vertreten sind – zum Beispiel Microsoft, Apple oder Amazon. Drittens darf das Anlagethema keine zu kleine Nische sein. Statt auf künstliche Intelligenz sollten Anleger etwa besser auf Digitalisierung setzen.
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