Tages- und Festgeld Diese Banken geizen bei den Zinsen

Quelle: Getty Images

Noch immer zahlen viele Sparkassen und Volksbanken nur mickrige Zinsen auf Tages- und Festgeld. Einzelne Institute sogar gar keine. Der Vergleich lohnt sich, denn es gibt auch Top-Angebote – mit 4,05 Prozent Zinsen.

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Banken bekommen bei der Europäischen Zentralbank noch immer vier Prozent Zinsen für kurzfristige Einlagen. Doch viele Banken geben diese kaum oder gar nicht an ihre Kunden weiter. Dieser Geiz zahlt sich für die Institute finanziell aus. Für die Kunden ist er ein Graus.

Besonders knauserig haben sich zuletzt Sparkassen und Genossenschaftsbanken gezeigt, also Banken, die eigentlich dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Das Verbraucherportal Biallo hat sich die Zinsen von mehr als 670 Genossenschaftsbanken, inklusive PSD- und Sparda-Banken, und 350 Sparkassen angesehen. Das Ergebnis: Sparkassen- und Genossenschaftskunden bekommen im Schnitt deutlich weniger Zinsen als Kunden bundesweiter Anbieter.

Besonders groß sind die Unterschiede beim Tagesgeld: Während bundesweite Anbieter immerhin 2,25 Prozent Zinsen zahlen, sind es bei Genossenschaftsbanken 0,74 Prozent und bei Sparkassen sogar nur 0,65 Prozent (siehe Tabelle).



Überregionale Banken zahlen mehr Zinsen

„Ein Grund für die niedrigen Zinsen der Sparkassen und Genossenschaftsbanken dürfte sein, dass sie kaum mit anderen Banken um Einlagen konkurrieren“, sagt Biallo-Experte Rudolf Krux. „Überregionale Banken müssen sich dagegen auf verschiedenen Zinsportalen dem Vergleich stellen – mit den oft attraktiven Onlinebanken und auch mit vielen ausländischen Geldhäusern, die seit Jahren ebenfalls um deutsche Spareinlagen werben.“

Auffallend ist deshalb, dass die wenigen genossenschaftlichen Institute, die landesweit um Kunden werben, oft vergleichsweise hohe Zinsen zahlen. Das Tagesgeld der Raiffeisenbank im Hochtaunus (Meine Bank) bietet etwa für sechs Monate garantierte 3,35 Prozent. Danach gilt der ebenfalls überdurchschnittliche variable Zins von derzeit 2,50 Prozent. Die Kieler Volksbank bietet auf dem Papier noch höhere Zinsen, aber erst ab einem Anlagebetrag von einer halben Million Euro – und dann auch nur für jeden Euro, der darüber liegt.



Einige Institute schießen jedoch den Vogel ab: Sie bieten zwar Tagesgeld an, zahlen aber keine Zinsen darauf. Besonders ärgerlich ist dies, wenn zusätzlich auch noch eine Kontoführungsgebühr anfällt, wie etwa bei den Sparkassen Donnersberg und Werra-Meißner, sagt Krux. Immerhin: Anders als so manche private Bank beteiligen sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken immerhin kaum an Lockangeboten mit hohen Zinssätzen, kurzen Laufzeiten und komplizierten Konditionen.

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Besser sieht es bei Festzinsangeboten aus. Hier gibt es bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Schnitt für alle untersuchten Laufzeiten über zwei Prozent Jahreszinsen, Sparbriefe eingeschlossen. Einzelne Banken heben sich sogar im Guten von der Masse ab.

Positiv fällt etwa die Sparkasse Emden auf. Die Bank zahlt für Sparkassenbriefe über alle Laufzeiten von einem bis zu zehn Jahren mindestens drei Prozent Jahreszinsen, und das bereits ab einem Anlagebetrag von 1000 Euro, wie die Auswertung von Biallo zeigt.  

Sparer im Süden und Osten bekommen am wenigsten

Eine weitere Erkenntnis: Im Zinsvergleich nach Bundesländern schneiden beim Tagesgeld besonders die Banken im Süden der Republik schlecht ab. In Baden-Württemberg zahlen Genossenschaftsbanken im Schnitt nur 0,58 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. In den Stadtstaaten Bremen und Hamburg sind es hingegen 2,35 respektive 1,25 Prozent.

In den östlichen Bundesländern wiederum sind die Festgeldzinsen oft besonders niedrig. Sparkassen zahlen für einen Anlagebetrag in Höhe von 10.000 Euro und einer Laufzeit von einem Jahr in Brandenburg im Schnitt nur 1,75 Prozent. In Schleswig-Holstein sind es hingegen 2,49 Prozent.

Top-Angebote gibt es woanders

Mit den besten Angeboten am Markt kann – oder will – keine Sparkasse oder Genossenschaftsbank mithalten. Die SBI Frankfurt etwa bietet aktuell vier Prozent Zinsen für zwölfmonatiges Festgeld, allerdings erst ab einem Anlagebetrag von 20.000 Euro. Und die niederländische DHB-Bank wirbt beim Tagesgeld mit 4,05 Prozent Zinsen. Das gilt jedoch nur für Neukunden und nur garantiert für drei Monate. Für Bestandskunden gibt es Zinsen in Höhe von 2,9 Prozent.



Die deutschen Sparer scheinen inzwischen mehr und mehr bereit, ihre Bank für attraktive Zinssätze zu wechseln oder zumindest ein zusätzliches Konto bei einem anderen Anbieter zu eröffnen. Der weit verbreitete Geiz der Sparkassen und Genossenschaftsbanken hat also Folgen, zeigt eine Analyse des Beratungsunternehmens PwC: Ihre Einlagen sind 2023 geschrumpft – erstmals seit dem Jahr 2000.

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