Standort-Politik Der richtige Vorstoß zur richtigen Zeit

Mehr als 70 CEOs fordern Industrial Deal. Quelle: imago images

Über 70 europäische Top-Unternehmen fordern einen „Industrial Deal“ für Europa. Das mag nicht uneigennützig sein, setzt aber den richtigen Impuls: Die globale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie muss endlich zur politischen Chefsache werden. Ein Kommentar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Wenn sich namhafte europäische Unternehmen gemeinsam zu Wort melden, sollte die Politik hellhörig werden. Am Dienstag haben über 70 überwiegend energieintensive Industriekonzerne eine „Antwerpener Erklärung“ verabschiedet, darunter BASF, Heidelberg Materials, Evonik, Bayer und Covestro.

Die Forderung der Unternehmen an die Politik: In der nächsten Legislaturperiode bis 2029 soll die EU-Kommission neben ihrem „Green Deal“ auch einen „Industrial Deal“ auf die Agenda setzen. Dazu zählen mehr unternehmerische Freiheit und weniger Brüsseler Regulierungswut, wettbewerbsfähige Energiepreise, eine gesicherte Rohstoffversorgung und mehr Staatsgelder für die Finanzierung grüner Technologie.

Wirtschaftspolitisch stand der „Green Deal“ klar im Zentrum der zu Ende gehenden Legislaturperiode in Brüssel. Eine erkennbare Strategie, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu stärken, gab es hingegen nicht. Stattdessen prasselten immer neue Vorgaben auf die Wirtschaft hernieder, EU-Vorstöße wie die Lieferkettenrichtline, die Chemikalienverordnung Reach oder umfangreiche Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit brachten vor allem viele Mittelständler in Rage.

Doch mehr und mehr setzt sich die Einsicht durch, dass dem Umwelt- und Klimaschutz nicht gedient ist, wenn Wertschöpfung und Wohlstand in Europa langfristig wegbrechen. Die industrielle Transformation lässt sich nur mit leistungsfähigen und international kompetitiven Volkswirtschaften finanzieren – da mögen Degrowth-Aktivisten noch so eloquent von einer grünen Agrar- und Subsistenzwirtschaft ohne qualmende Schornsteine fabulieren.     

Natürlich ist die Antwerpener Deklaration auch industrieller Lobbyismus. Natürlich haben die Unternehmen dabei auch ihre eigenen Geschäfte im Blick. Und natürlich spielt auch das Schielen auf zusätzliche staatliche Subventionen eine Rolle.  

Vorwerk-Chef „So kann man doch nicht testen! Das ist ein No-Brainer!“

Vorwerk-Chef Thomas Stoffmehl ärgert sich über eine Test-Niederlage der Kult-Küchenmaschine aus Wuppertal. Überhaupt geht einiges schief bei Thermomix, Kobold-Staubsaugern und dem Vorwerk-Hoffnungsträger Nexaro.

Wärmepumpen Um den Heizungsmarkt zu erobern, kommt es nicht auf die Qualität der Wärmepumpe an

Asiatische Hersteller, hieß es vor einem Jahr, würden bald den deutschen Markt fluten mit ihren Wärmepumpen. Jetzt zeigt sich: Es ist so weit.

Rezept zum Reichwerden? Das steckt hinter dem System von Deven Schuller

Ein selbsternannter Finanzexperte will seinen Kunden laut eigener Aussage dabei helfen, finanzielle Freiheit zu erreichen, und pflastert das Internet mit Werbung. Was steckt dahinter? Ein Selbstversuch.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Gleichwohl ist dieser Vorstoß, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft politisch zu institutionalisieren, das richtige Signal zur richtigen Zeit. Die globale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie muss endlich zur politischen Chefsache werden. Nicht nur in den Nationalstaaten, sondern auch in Brüssel.

Dieser Beitrag entstammt dem WiWo-Newsletter Daily Punch. Der Newsletter liefert Ihnen den täglichen Kommentar aus der WiWo-Redaktion ins Postfach. Immer auf den Punkt, immer mit Punch. Außerdem im Punch: der Überblick über die fünf wichtigsten Themen des Tages. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%