EU-Austritt Großbritanniens Eine Chronik der Brexit-Ereignisse

Brexit im Überblick: Eine Chronik Quelle: imago images

Fast drei Jahre nach dem Referendum ist noch immer nicht sicher, wie es weitergeht. Die Brexit-Debatte scheint immer chaotischer und unüberschaubarer zu werden. Die wichtigsten Ereignisse finden Sie hier im Überblick.

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Die Briten haben im Rahmen eines Referendums am 23. Juni 2016 mit einer knappen Mehrheit für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Seitdem beherrscht der Brexit den öffentlichen Diskurs in Großbritannien und dem Rest Europas. Vor allem über die Rahmenbedingungen für das Ausscheiden und die künftigen Beziehungen zur EU wird gestritten.

Für viele Unternehmen in Europa bedeutet die Unklarheit um den Austritt Großbritanniens eine große Unsicherheit und erschwert eine langfristige Planung. Auch Reisende oder Briten, die in anderen europäischen Ländern leben, leiden unter der Ungewissheit.

Der nicht enden wollende Streit um den Brexit-Kurs lässt viele Beobachter verwirrt und unzufrieden zurück. Wir haben die bedeutendsten Ereignisse auf einen Blick für Sie zusammengefasst.

Der Verlauf des Brexits in der aktuellen Zusammenfassung 2021

1. Januar 2021: Handelsabkommen zwischen EU und Großbritannien tritt vorläufig in Kraft

Das Brexit-Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien tritt zum 1. Januar 2021 vorläufig in Kraft. Die Verhandlungen zum Abkommen wurden an Heiligabend 2020 abgeschlossen, darauf folgte die Zustimmung durch das britische Unterhaus und die 27 EU-Mitgliedsländer. Jetzt muss nur noch das EU-Parlament nachträglich zustimmen, damit das Handelsabkommen ordentlich in Kraft tritt.

21. November 2020: Großbritannien vereinbart Handelsabkommen mit Kanada

Großbritannien und Kanada vereinbaren ein Handelsabkommen. Das Abkommen beinhaltet, dass Großbritannien nach dem Brexit zu den gleichen Konditionen mit Kanada handeln kann, wie vor dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs. 

Boris Johnson und sein kanadischer Kollege Justin Trudeau haben zuvor in einer Videoschalte ein vorläufiges Freihandelsabkommen vereinbart, das die Vorteile des EU-Kanada-Abkommens Ceta fortschreibt.

16. November 2020: Handelsabkommen mit der EU bleibt weiterhin ungewiss

Großbritannien signalisiert in der Endphase der Brexit-Verhandlungen, dass das man auch ohne ein Handelsabkommen mit der EU auskommen könne. 

Boris Johnson lässt mitteilen, er werde keine Vorschläge akzeptieren, die die Hoheitsrechte Großbritanniens aushöhlen. Falls die EU die Souveränitätsrechte des Landes nicht akzeptiere, werde sich Großbritannien mit einem ähnlichen Status der Handelsbeziehungen zur EU begnügen, wie ihn etwa Australien innehabe.

13. November 2020: Johnsons Chefberater Cummings tritt ab

Kurz nach dem Rücktritt von Kommunikationschef Lee Cain, tritt nun auch Boris Johnsons Chefberater Dominic Cummings zurück. Grund für diese Entwicklung ist vermutlich ein Machtkampf in der britischen Regierung. Cummings und Cain waren die beiden führenden Köpfe des „Vote Leave“-Lagers in der Regierungszentrale.

12. November 2020: Johnsons Kommunikationschef tritt zurück

Lee Cain, Kommunikationschef von Premierminister Boris Johnson, tritt von seinem Amt zurück. Sein Abgang schwächt das Brexit-Lager. Lee Cain gehört zu den wichtigsten Vertretern des „Vote Leave“-Lagers - jener Truppe um Chefberater Dominic Cummings, die 2016 das Brexit-Referendum gewann und 2019 Johnson an die Macht brachte.

9. November 2020: US-Wahl erhöht Druck auf Johnson

Die Wahl Joe Biden zum US-Präsidenten erhöht den Druck auf den britischen Premierminister Boris Johnson, ein Handelsabkommen mit der EU abzuschließen. Biden ist kein Brexit-Fan wie der amtierende Präsident Donald Trump. Viel mehr betrachtet Biden Großbritanniens Abkehr von der EU als Fehler. Ein Scheitern der Gespräche mit Brüssel würde daher laut Experten auch die „special relationship“ mit Washington belasten.

23. Oktober 2020: Großbritannien und Japan unterzeichnen Freihandelsabkommen

Japan und Großbritannien einigen sich auf ein bilaterales Freihandelsabkommen. Dieses soll nach Ablauf der derzeitigen Brexit-Übergangsphase in Kraft treten. Japans Außenminister Toshimitsu Motegi und die britische Ministerin für internationalen Handel, Liz Truss, unterzeichnen in Tokio einen entsprechenden Vertrag. Damit ebnen sie den Weg, damit das Abkommen am 1. Januar 2021 in Kraft treten kann.

20. Oktober 2020: Johnson demonstriert Härte

Der britische Premierminister demonstriert im Brexit-Streit mit der EU über eine Handelsvereinbarung weiterhin Härte. Johnson lässt über einen Sprecher mitteilen, dass die Gespräche mit der EU de facto zu Ende seien, da diese ihre Verhandlungsposition nicht zu ändern bereit sei. Demnach droht zu diesem Zeitpunkt ein harter Brexit.

EU-Chefunterhändler Michel Barnier hatte via Twitter bekanntgegeben, dass die Staatengemeinschaft bereit sei, die Freihandelsgespräche diese Woche in London zu intensivieren, und zwar „zu allen Themen und basierend auf Vertragstexten.“

11. Oktober 2020: Boris Johnson im Gespräch mit Angela Merkel

Die Brexit-Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien kommen weiterhin nicht richtig voran. Im Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über den angestrebten Brexit-Handelspakt betont Johnson, dass ein Deal für beide Seiten positiv sei.

06. Oktober 2020: Deal oder No-Deal Brexit? 

Langsam wird die Zeit für einen Deal mit Großbritannien immer knapper. Der Countdown für einen Brexit ohne Vertrag hat bereits begonnen und aufgrund der Verhandlungsfrist bis zum 15. Oktober 2020, die vom britischen Premier Boris Johnson ausgesetzt wurde, erwarten viele Experten, dass sich die Gespräche wohl bis in den November ziehen werden. 

Weiter versucht der EU-Chefunterhändler Michael Barnier in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas eine Möglichkeit zu finden, den Deal über den Austritt des Vereinigten Königreichs zeitnah abzuschließen.

Trotz aller Versuche mit einer Lösung an Premierminister Boris Johnson heran zu treten, lässt dieser weiterhin keinen Willen erkennen vom umstrittenen Binnenmarktgesetz abzutreten.

02. Oktober 2020: Brexit-Streit weiter ohne Einigung

Weiterhin gibt es keinen Durchbruch im Streit um den Austritt Großbritanniens aus der EU. Michael Barnier erklärt, die EU hätte nach wie vor unüberwindbare und ernste Differenzen mit Großbritannien. Und auch ein weiterer Vertreter der EU gab zu verstehen, dass unter den 27 Mitgliedstaaten die Skepsis über einen Deal mit Großbritannien weiter wächst.

01. Oktober 2020: Formelle Beschwerde der EU-Kommission

Acht Monate nach dem Brexit streiten Brüssel und London offen über ihren mühsam ausgehandelten Austrittsvertrag. Stein des Anstoßes ist das britische Binnenmarktgesetz. Jetzt zieht die EU-Kommission das nächste Register.

Die EU-Kommission macht ihre Drohung wahr und legt formal Beschwerde gegen das britische Binnenmarktgesetz ein. Es soll Teile des Nordirlandprotokolls umgehen. Laut Ursula von der Leyen würde der Gesetzentwurf gegen den Ausstiegsvertrag verstoßen. Außerdem hat die Vorsitzende der EU-Kommission angekündigt rechtliche Schritte wegen des Bruchs mit dem Brexit-Vertrag einzuleiten.

01. Juli 2020: Keine Verlängerung der Übergangsphase

Die im Austrittsabkommen festgelegte Übergangsphase wird am 31. Dezember 2020 enden, da die Frist über eine Entscheidung zur Verlängerung der Übergangsphase für den 1. Juli 2020 datiert war. Das Vereinigte Königreich hat diese Frist jedoch verstreichen lassen. Das heißt, dass Großbritannien ab dem 1. Januar 2021 nicht mehr Teil des Binnenmarktes und der Zollunion ist.

01. Februar 2020: Das Vereinigte Königreich tritt aus der EU aus

Seit dem 1. Februar 2020 ist Großbritannien offiziell aus der Europäischen Union ausgetreten. Bis zum 1. Juli 2020 soll über eine Verlängerung der Übergangsphase verhandelt werden.

29. Januar 2020: Das EU-Parlament stimmt über den Brexit ab

Am Mittwoch haben die Abgeordneten in Brüssel für das Austrittsabkommen der Briten gestimmt und somit den Weg für den Brexit frei gemacht. Bei der Abstimmung votierten 621 Abgeordnete für den Austrittsvertrage, 49 Abgeordnete waren dagegen und 13 enthielten sich. Vor dem britischen EU-Austritt am 31. Januar um Mitternacht (MEZ) müssen auch die verbleibenden 27 EU-Staaten dem Vertrag zustimmen.

Der wichtigste Punkt im Vertrag ist eine geplante Übergangsfrist bis zum Jahresende, in der sich im Alltag fast nichts ändert. Großbritannien bleibt in dieser Zeit weiterhin im EU-Binnenmarkt und in der Zollunion. Auch beim Reisen und im Warenverkehr bleibt alles wie gehabt. In der elfmonatigen Frist soll geklärt werden, wie es ab 2021 weitergeht. Das sind die aktuellsten News zum Brexit.

22. Januar 2020: Der Brexit kann kommen

Ein Abkommen über den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union hat das britische Parlament passiert, nachdem vom Oberhaus einen Tag zuvor vorgenommene Änderungen vom Unterhaus rückgängig gemacht wurden. Jetzt muss nur noch die Queen das Gesetz unterzeichnen. Das EU-Parlament muss dem Scheidungsdeal auch noch zustimmen. Eine Abstimmung wird am 29. Januar 2020 erwartet, denn bereits zwei Tage später, am 31. Januar, soll Großbritannien die EU verlassen. Das sind die aktuellen News zum Brexit.

12. Dezember 2019: Neuwahlen des britischen Parlaments

Am Donnerstag haben die Briten das Parlament neu gewählt. Premierminister Boris Johnson erringt bei den Wahlen die absolute Mehrheit im britischen Unterhaus. Johnson verkündete, dass seine Regierung „ein machtvolles Mandat erhalten [habe], den Brexit durchzuziehen.“ Als Termin für den Brexit ist der 31. Januar vorgesehen.

29. Oktober 2019: Abgeordnete stimmen für Neuwahlen

Die Londoner Abgeordneten sprechen sich mit 438 zu 20 Stimmen dafür aus, die eigentlich für das Jahr 2022 geplanten Wahlen vorzuziehen. Das neue britische Parlament soll somit bereits am 12. Dezember 2019 gewählt werden. Der Brexit-Deal, der zwischen der EU und Boris Johnson vereinbart wurde, scheint vorerst vom Tisch zu sein.


Boris Johnson hat eine Abstimmung über vorgezogene Neuwahlen verloren. Bei einer zweiten Abstimmung will Labour nun aber mitziehen. Für Brexit-Gegner werden die Wahlen zum letzten Versuch den EU-Austritt noch zu stoppen.
von Sascha Zastiral


28. Oktober 2019: Brexit-Aufschub bis zum 31. Januar 2020

Die verbleibenden EU-Staaten haben sich für einen weiteren Brexit-Aufschub entschieden. Nachdem Frankreich sich eigentlich gegen einen Aufschub ausgesprochen hat, votiert der französische Staatspräsiden Emmanuel Macron doch noch für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union bis spätestens Ende Januar.

22. Oktober 2019: Befürwortung des Brexit-Gesetzes

Am Dienstag stimmte ein Mehrheit der Parlamentarier für den Brexit-Gesetzentwurf der Regierung. Britischer Premier Boris Johnson muss jedoch eine weitere Niederlage einstecken: In der zweiten Abstimmung wurde nur knapp gegen sein Zeitplan für den EU-Austritt gestimmt. Großbritanniens EU-Austritt erfolgt somit nicht schon am 31. Oktober 2019. Die wichtigste Frage ist nun, ob die Europäische Union einer Fristverlängerung zustimmt oder nicht.

21. Oktober 2019: Abstimmung über den Brexit-Deal wird abgelehnt

John Bercow, der britische Politiker der Konservativen Partei und Untersprecher, lehnte eine erneute Abstimmung über den Brexit-Vertrag ab. Grund für diese Ablehnung sei die unveränderten Umstände. Bercow schlägt, anstelle einer Abstimmung, die Verschiebung des Ratifizierungsgesetzes vor.

19. Oktober 2019: Großbritanniens EU-Austritt wird ein weiteres Mal verschoben

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hatte gehofft, dass er einen triumphalen Sieg einfahren kann. In einer Sondersitzung des Unterhauses am Samstag sollten die Abgeordneten über den Brexit-Deal abstimmen. Statt eines Sieges, bescherten ihm die Abgeordneten eine blamable Niederlage: Sie stimmten mit einer Mehrheit von 16 Abgeordneten für einen Änderungsantrag des ehemaligen konservativen Abgeordneten Oliver Letwin, der heute als unabhängiger Abgeordneter im Parlament sitzt. Letwin ist einer der 21 Tory-Parlamentarier, die Johnson Anfang September aus der konservativen Fraktion geworfen hat, weil sie gegen die Regierung gestimmt haben. Oliver Letwins Änderungsantrag besagt, dass das Unterhaus seine Zustimmung zu Johnsons Brexit-Deal zurückhält, solange nicht die begleitenden Gesetze verabschiedet wurden, die notwendig sind, um dem Brexit einen rechtlichen Rahmen zu geben.

Die Regierung zog daraufhin die Abstimmung über das Brexit-Abkommen zurück und Premier Boris Johnson war rechtlich dazu gezwungen, die EU bis zum Samstagabend um eine Verschiebung des Brexit-Termins am 31. Oktober bis Ende Januar 2020 zu bitten. Dieser Aufforderung kam Johnson nicht nach, sondern wies Diplomaten an, einen nicht unterschriebenen Brief mit einem Antrag auf eine Verschiebung des Brexit-Termins an die EU zu schicken.



17. Oktober 2019: Brexit-Verhandlungen in Brüssel

Unmittelbar vor dem EU-Gipfel haben Großbritannien und die Europäische Union eine Einigung im Brexit-Streit verkündet. Offenbar hat der Chefunterhändler der EU, Michael Barnier, sein Ziel erreicht: Die Chancen steigen, dass ein Austrittsabkommen zustande kommt und der britische EU-Austritt geregelt vollzogen werden kann. Michael Barnier und sein britischer Amtskollege Stephen Barclay haben es geschafft, sich auf eine Regelung für die künftige irische EU-Außengrenze zu einigen. Diese Regelung besagt, dass Irland im EU-Zollgebiet und im europäischen Binnenmarkt bleibt, bis es zu einem Freihandelsvertrag zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Königreich kommt. Der EU-Chefunterhändler appelliert an das britische Unterhaus, Verantwortung zu zeigen und das Brexit-Abkommen anzunehmen.

Der Brexit-Streit scheint gelöst zu sein. Ein Problem gibt es jedoch noch: Der britische Premier Boris Johnson kann nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Brexit-Vertrag auch vom britischen Unterhaus ratifiziert wird, da sich die nordirischen DUP-Abgeordneten gegen dieses Abkommen sträuben. Sie waren von Beginn an gegen diese Regelung, da diese Nordirland von Großbritannien trennt.

24. September 2019: Das oberste Gericht von Großbritannien fällt sein Urteil zur Zwangspause

Boris Johnson muss eine Niederlage hinnehmen. Der Supreme Court verurteil die Zwangspause des britischen Parlaments als rechtswidrig. Dem Entsprechend nimmt das britische Parlament seine Arbeit wieder auf und viele Abgeordnete fordern den Rücktritt des Premiers.

04. September 2019: Parlament erteilt Boris Johnson eine Abfuhr

Das Parlament lehnt mehrere Anliegen von Boris Johnson ab. Einige Abgeordnete brachten ein Gesetz auf den Weg, welches es Boris Johnson verbietet einen ungeordneten Brexit durchzuziehen, falls bis zum 31. Oktober keine Einigung mit der EU erzielt werden kann. Demnach müsste die britische Regierung in diesem Fall eine Verlängerung der Brexit-Verhandlungen bis zum 31. Januar 2020 zu beantragen. Die Parlamentarier stimmten in allen drei Lesungen dem Gesetzentwurf zu.

Außerdem schlug der Premier Neuwahlen für den 15. Oktober vor, was von den Parlamentariern abgelehnt wurde.

28. August 2019: Boris Johnson verordnet dem Parlament eine Zwangspause

Premier Johnson bittet Queen Elisabeth II. die gegenwärtige Sitzungsphase des britischen Parlaments schon in der zweiten Septemberwoche zu beenden. Diese kommt dem Wunsch Johnsons nach. Dementsprechend wird das Parlament erst wieder am 14. Oktober zusammenkommen.

21. August 2019: Premier Johnson reist zu Kanzlerin Merkel nach Berlin

Der britische Premier reist nach Berlin, nachdem er zuvor in einem Brief an den EU-Ratspräsidenten Donald Tusk angekündigt hat, den Ausstiegsvertrag - besonders den Backstop - neu verhandeln zu wollen. Sowohl Donald Tusk als auch Bundeskanzlerin Merkel stellten allerdings klar, dass sie an dieser Version der Backstop-Klausel im Brexit-Vertrag festhalten werden.

24. Juli 2019: Johnson wird zum neuen britischen Premierminister ernannt

Boris Johnson ist von Königin Elizabeth II. zum neuen Premierminister Großbritanniens ernannt worden und darf seine Residenz in der Downing Street beziehen. Kurz nach dem Regierungswechsel krempelt Johnson das Kabinett um. 13 Ministerposten werden neu besetzt, die meisten davon durch Brexit-Hardliner. Vier Gegner des Brexit-Kurses kommen einem Rausschmiss zuvor und gehen freiwillig, darunter auch der Justizminister.
Boris Johnsons Personalentscheidungen machen den politischen Kurs seiner Regierung deutlich: Der bisherige Brexit-Minister, Dominic Raab, wird neuer Außerminister. Priti Patel, ebenfalls bekennende Brexit-Verfechterin, wird neue britische Innenministerin. Auch seine Antrittsrede dürfte in Brüssel die Alarmglocken schrillen lassen. Der neue britische Premierminister kündigte an, das Brexit-Referendum neu verhandeln zu wollen. Brüssel erklärt sich aber zu keinen neuen Verhandlungen bereit. Einen denkbaren No-Deal-Brexit kann Johnson nicht alleine durchringen, dazu fehlt seiner Partei eine eigene Mehrheit. Beim EU-Austritt bleibt das Parlament und die britische Bevölkerung weiter tief gespalten.



23. Juli 2019: Boris Johnson wird neuer Parteichef der Conservative Party

Der Nachfolger von Theresa May steht fest: Boris Johnson wird neuer Tory-Chef und soll in den nächsten Tagen auch zum neuen britischen Premierminister ernannt werden. Johnson gilt als Brexit-Hardliner und will Großbritannien am 31. Oktober 2019 aus der EU führen. Dafür nimmt er auch ein No-Deal-Brexit in Kauf.

09. Juli 2019: Labour-Chef Corbyn fordert zweites Brexit-Referendum

Der Chef der britischen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, fordert vom künftigen Premierminister ein zweites Brexit-Referendum. Im Gegensatz zu seiner bisherigen Strategie sprach sich Corbyn in seinem Schreiben an alle Mitglieder der Oppositionspartei für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union aus. Ende des Monats könnte Boris Johnson zum neuen Premierminister ernannt werden und somit die Nachfolge von Theresa May antreten.

07. Juni 2019: Theresa May tritt zurück

Heute tritt die britische Premierministerin als Parteivorsitzende der Tories zurück. Wer Theresa Mays Nachfolge antritt, ist noch unklar. Bewerber gibt es genug, sehr gute Chancen auf den Chefposten dürfte wohl Ex-Außenminister Boris Johnson haben.

24. Mai 2019: Die Premierministerin verkündet ihren Rücktritt in London

Die britische Premierministerin Theresa May gibt bekannt, dass sie als Parteichefin zurücktreten wird. Drei Mal scheiterte May vor dem Parlament mit ihrem Brexit-Deal. Ihr Amt will sie am 7. Juni niederlegen, damit dürften auch ihre Tage als Premierministerin gezählt sein.

22. Mai 2019: Theresa May kämpft weiter mit ihrem neuen Brexit-Deal

Die britische Premierministerin Theresa May will das Parlament über ihren neuen Brexit-Plan informieren und stellt ein zweites Referendum zum EU-Austritt in Aussicht. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die Abgeordneten des britischen Unterhauses ihrem Brexit-Gesetzesentwurf zustimmen.

An der Europawahl 2019 am 23. Mai muss Großbritannien teilnehmen. Damit ist auch klar, dass es keinen EU-Austritt Großbritanniens zum 22. Mai geben wird.

11. April 2019: Großbritannien darf vorerst in der EU bleiben

Bis spät in die Nacht diskutieren die restlichen 27 EU-Mitgliedsstaaten über einen weiteren Brexit-Aufschub für Großbritannien. Jetzt steht fest: Theresa May bekommt eine Fristverlängerung bis zum 31. Oktober. Damit hat die britische Regierungschefin weitere sechs Monate Zeit, um sich mit dem Parlament auf einen Deal zu einigen. Noch besteht die Chance, dass es zu einem früheren EU-Austritt Großbritanniens am 22. Mai und vor der Europawahl 2019 kommt. Zuvor war May jedoch schon drei Mal mit ihrem Vorschlag gescheitert. Wie es mit dem Brexit und der Zukunft von Theresa May weitergeht, bleibt abzuwarten.

09. April 2019: Brüssel könnte Großbritannien eine weitere Brexit-Verlängerung gewähren

Drei Tage vor dem Austrittstermin am kommenden Freitag empfängt Kanzlerin Angela Merkel die britische Regierungschefin May in Berlin. Beide wollen einen chaotischen Brexit ohne Abkommen verhindern. Theresa May hält an ihrem Vorschlag, den EU-Austritt auf den 30. Juni zu verlegen, fest. EU-Ratspräsident Donald Tusk spricht sich erneut für einen Flexi-Brexit aus. Als weitere Termine für den EU-Austritt Großbritanniens stehen Dezember 2019 und März 2020 im Raum. Eine Forderung für die Gewährung einer Fristverlängerung ist die Teilnahme Großbritanniens an der Europawahl am 23. Mai. Ob es zu einer Fristverlängerung kommen wird, werden die restlichen 27 EU-Staaten auf einem Brexit-Sondergipfel entscheiden.


Erst brockte David Cameron den Briten das EU-Referendum ein. Dann tauchte er lange ab. Heute verdient der Ex-Premierminister am Brexit – und verdingt sich ausgerechnet als Wirtschaftsberater.
von Sascha Zastiral


05. April 2019: Großbritannien und die EU erwägen einen erneuten Aufschub des Brexit

EU-Ratspräsident Donald Tusk spricht sich für eine flexible Frist von bis zu zwölf Monaten aus. In diesem Fall müsse Großbritannien aber an der Europawahl teilnehmen, was viele Abgeordnete in London ablehnen. Die britische Premierministerin Theresa May schlägt hingegen eine Verlängerung bis zum 30. Juni vor. Einzelne EU-Mitgliedsstaaten zeigen sich skeptisch. Eine endgültige Entscheidung wird auf dem EU-Sondergipfel nächsten Mittwoch erwartet. Gibt es bis zum 12. April kein Übereinkommen, wird Großbritannien an diesem Tag einen ungeregelten Brexit nicht verhindern können.

02. April 2019: Regierungschefin May will eine weitere Fristverlängerung beantragen

Theresa May setzt auf einen erneuten Brexit-Aufschub und eine Kompromisssuche mit der Opposition, um einen chaotischen EU-Austritt Großbritanniens ohne Abkommen am 12. April zu verhindern. Wie lange die Fristverlängerung sein soll, sagte May nicht. Die Anspannung der Briten macht sich auch in der Europäischen Union bemerkbar, schließlich steht wenige Tage vor dem Brexit immer noch kein genauer Fahrplan fest.

29. März 2019: Theresa May scheitert zum dritten Mal im Parlament

Premierministerin May muss erneut eine Niederlage einstecken. Das britische Unterhaus hat ihren Vorschlag zum Brexit-Abkommen mit 344 zu 286 Stimmen abgelehnt. Ein ungeordneter Brexit am 12. April oder eine längere Verschiebung des EU-Austritts mit der Teilnahme der Briten an der Europawahl Ende Mai sind möglich.

27. März 2019: Parlament stimmt über Alternativen zu Theresa Mays Brexit-Deal ab

Das britische Parlament nimmt den Brexit selbst in die Hand. Gegen den Willen der Regierung suchen die Abgeordneten nach einer Alternative für das ausgehandelte Brexit-Abkommen. In der Abstimmung setzt sich jedoch keine der acht Varianten durch. Theresa May versucht derweil, ihren Deal doch noch durchzusetzen und stellt dafür sogar ihren Rücktritt in Aussicht. Bald soll der Deal dem Parlament erneut zur Abstimmung vorgelegt werden.

20. März 2019: Theresa May bittet die EU um einen Brexit-Aufschub

Theresa May bittet die Europäische Union um eine Fristverlängerung. Sie schlägt einen Aufschub bis zum 30. Juni vor. Stattdessen bekommt Großbritannien bis zum 22. Mai Zeit, aus der EU auszuscheiden, wenn das Parlament in einer dritten Abstimmung für das Austrittsabkommen stimmt. Bei einem erneuten Nein zu dem Deal hat das Land nur bis zum 12. April Zeit, sein weiteres Vorgehen festzulegen. Der ursprüngliche Austrittstermin ist damit vom Tisch.

14. März 2019: Großbritannien lehnt ein zweites Brexit-Referendum ab

Das Parlament lehnt ein erneutes Referendum über den Verbleib in der EU entschieden ab. Stattdessen stimmt es für eine Verschiebung des Austrittstermins. Einer solchen Fristverlängerung muss jedoch noch durch die Europäische Union zugestimmt werden. Premierministerin Theresa May soll nun einen entsprechenden Antrag stellen.


Die Kapitalflucht aus London hat schon weit vor dem Brexit begonnen, Banken und Vermögensverwalter ziehen Teile ihres Geschäfts ab. Viele wählen Dublin als neue Heimat - aber Frankfurt hat einen anderen Vorteil.
von Saskia Littmann


13. März 2019: Britisches Parlament stimmt gegen No-Deal-Brexit

Nachdem das britische Unterhaus Theresa Mays Abkommen zweimal mit großer Deutlichkeit abgelehnt hat, stimmt es nun auch gegen einen Brexit ohne Abkommen. Doch die Zeit drängt. Wenn bis zum 29. März keine Einigung zwischen EU und Großbritannien erzielt worden ist, wird ein ungeordneter EU-Austritt trotz Ablehnung durch das Parlament stattfinden. Eine Verschiebung des Brexits scheint nun die einzige mögliche Lösung.

12. März 2019: Parlament stimmt erneut gegen das Brexit-Abkommen

Nachdem Theresa May der EU einige wenige Zugeständnisse abringen konnte, sucht sie erneut die Zustimmung des Parlaments. Bei der zweiten Abstimmung stimmen die Abgeordneten in London erneut mit einer großen Mehrheit gegen das vorgelegte Abkommen.

15. Januar 2019: Niederlage für Theresa May

Das britische Unterhaus lehnt das von EU und Theresa May ausgehandelte Brexit-Abkommen ab, zwei Drittel stimmen gegen den Vertrag. Die britische Premierministerin kassiert eine krachende Niederlage. Da die Zeit bis zum Brexit am 29.03.2019 knapp wird, wird ein harter Brexit nun immer wahrscheinlicher.  

25. November 2018: EU verabschiedet Brexit-Vertrag

Die 27 verbleibenden EU-Staaten stimmen dem Vertrag für den EU-Austritt Großbritanniens zu. Unklar ist jedoch, ob das britische Unterhaus dem Deal zustimmen wird, den Theresa May für ihr Land ausgehandelt hat. Ein No-Deal-Brexit ist somit noch nicht vom Tisch.

14. November 2018: EU und Großbritannien legen einen Entwurf für ein Austrittsabkommen vor

Theresa May und die EU legen einen Entwurf für ein Abkommen vor, das den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union regelt. Der Deal enthält Pläne für eine mehrmonatige Übergangsfrist nach dem offiziellen Brexit-Termin sowie einen Lösungsvorschlag für die Nordirland-Frage.

19. Juni 2017: Brexit-Verhandlungen beginnen

Knapp ein Jahr nach dem Referendum der Briten beginnen die Verhandlungen zum Brexit in Brüssel. Die größten Themen bei den Gesprächen sind die Rechte von EU-Bürgern in Großbritannien und Briten in der EU, die finanziellen Pflichten Großbritanniens gegenüber der EU und die Grenzregelung zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland.


Mit dem Brexit droht Spediteuren am Eurotunnel Chaos. Blick hinter die Kulissen einer Branche, die sich auf das Schlimmste einstellt, während London und Brüssel mit ungewissem Ausgang nach einer Lösung suchen.
von Stefan Reccius


08. Juni 2017: Theresa May muss bei den Wahlen eine Niederlage einstecken

Wider Erwarten muss Theresa May bei den Wahlen ein enttäuschendes Ergebnis hinnehmen. Ihre Partei verfehlt nicht nur die absolute Mehrheit, sondern büßt auch einige Sitze ein. Trotz der Niederlage tritt die Premierministerin nicht zurück.

18. April 2017: Theresa May kündigt vorgezogene Neuwahlen an

Theresa May kündigt überraschend Neuwahlen für den 8. Juni an. Umfragen deuten darauf hin, dass May ihre Mehrheit im britischen Unterhaus ausbauen und so ihre Position für die Brexit-Verhandlungen stärken will.

29. März 2017: Großbritannien stellt Austrittsantrag an die EU

Am 29.03.2017 leitet Theresa May mit einem formalen Brief an die EU den Austritt ihres Landes ein. Damit steht fest, dass der Brexit innerhalb von zwei Jahren fertig verhandelt sein muss und Großbritannien die EU zum Stichtag des 29.03.2019 verlassen soll.

13. Juli 2016: Theresa May tritt Camerons Nachfolge an

Theresa May, amtierende Innenministerin, wird nach dem historischen Brexit-Referendum und David Camerons Rücktritt von den Briten zur neuen Premierministerin gewählt. Die schwierigste Aufgabe für die ursprüngliche Brexit-Gegnerin wird es sein, Großbritannien aus der EU zu führen.

24. Juni 2016: David Cameron tritt zurück

Premierminister David Cameron, der für einen Verbleib in der EU geworben hatte, erklärt am Tag nach dem Referendum seinen Rücktritt.

23. Juni 2016: Briten stimmen für den EU-Ausstieg

Die Briten stimmen beim Referendum mit einer knappen Mehrheit von 52% für einen Austritt aus der EU. Das Ergebnis überrascht viele und sorgt für Unruhe an den Finanzmärkten.

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