Das renommierte britische Wirtschaftsmagazin „Economist“ wendet sich in einer aktuellen Analyse dem deutschen Bundeskanzler zu – und das Urteil fällt nicht gut aus. Unter der Überschrift „Warum Olaf Scholz nicht Angela Merkel ist – Deutschland ist unfähig und unwillig, Europa zu führen“ zeichnet das Magazin ein vernichtendes Bild von Scholz.
Anders als bei einigen seiner Vorgänger, insbesondere Angela Merkel und Helmut Kohl, gelte nun wieder das Bonmot von Henry Kissinger: In Europa wisse man einfach nicht, wen man anrufen solle. Der „Economist“ spitzt zu: „Eine Google-Suche verrät, dass der Führer Deutschlands ein Mann namens Olaf Scholz ist, aber wer das nicht weiß, dem sei verziehen, so farblos und unbeeindruckend ist er.“
Der Artikel hebt hervor, dass unter Scholz' Führung Deutschland seine historische Rolle als treibende Kraft in Europa verloren habe. Vergleiche werden gezogen zu den Zeiten von Helmut Kohl und Angela Merkel, in denen Deutschland entscheidend für die Richtung Europas war. Heute, so der „Economist“, sei Scholz nahezu unsichtbar, während er sich mit einer schwächelnden SPD und einer brüchigen Koalition herumschlagen müsse: „Die meiste Zeit muss er damit verbringen, seine wackelige Dreierkoalition zu stützen.“
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Das habe Auswirkungen weit über Deutschland hinaus. Scholz hinterlasse durch seine Abwesenheit ein führerloses Europa. Dabei brauche Europa ein starkes Deutschland, um Herausforderungen wie den Ukraine-Krieg meistern zu können.
Die Analyse stellt auch die Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich in den Fokus, insbesondere die zwischen Scholz und Präsident Emmanuel Macron. Trotz der traditionell starken Achse zwischen diesen beiden Ländern urteilt das Magazin, dass „Mr. Scholz und Mr. Macron sich schlecht verstehen, teils wegen ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten, aber auch wegen unvereinbarer Ansichten.“ Diese Spannungen werden als ein Hindernis für eine effektive Führung Europas gesehen.
Abschließend stellt der „Economist“ fest, dass andere europäische Führungsfiguren wie Ursula von der Leyen und Donald Tusk zwar aktiv sind, dies jedoch nicht ausreiche, um die aktuellen Herausforderungen Europas zu bewältigen. Der Artikel endet mit einem kritischen Ausblick auf die Zukunft Europas und betont die Notwendigkeit einer stärkeren Führung, insbesondere in Anbetracht des sich abzeichnenden Rückzugs der USA aus ihrer Rolle als europäischer Sicherheitsgarant. Der „Economist“ resümiert: „Europas Führer blicken nach innen, statt sich den Herausforderungen zu stellen.“
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