EZB Lohnwachstum in der Eurozone verlangsamt sich

Die Tariflöhne sind bis Ende 2023 um 4,5 Prozent gestiegen. Damit ist das Wachstum schwächer, aber immer noch hoch. Die Daten sind ein wichtiger Faktor für die Geldpolitik der EZB.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Quelle: imago images/Westend61

Das Lohnwachstum in der Eurozone hat sich im vierten Quartal 2023 abgeschwächt. Das zeigen neue Daten der Europäischen Zentralbank (EZB). Demnach sind die Tariflöhne bis Ende 2023 um 4,5 Prozent gestiegen.

Das Lohnwachstum ist damit zwar immer noch hoch, liegt aber unter dem Rekordwert von 4,7 Prozent, der in den vorangegangenen drei Monaten – also im dritten Quartal – in der Eurozone erreicht wurde, wie der EZB-Tariflohnindikator am Dienstag zeigte.

Das beruhigt die Befürchtungen, dass steigende Löhne die Inflation über dem Zielwert der Notenbank von zwei Prozent halten könnten. Die Entwicklung der Löhne ist ein sehr wichtiger Einflussfaktor hinsichtlich der Frage, ob und wann die Zinsen im Euro-Raum sinken.

Führende EZB-Notenbanker haben in den vergangenen Wochen regelmäßig betont, ihre geldpolitischen Entscheidungen an diesen Daten auszurichten. Löhne sind ein zentraler Inflationstreiber, wenngleich das Wachstum an Dynamik verloren hat.

Viele Notenbanker werden nun noch genauer auf die Zahlen für das erste Quartal 2024 achten, die im Mai veröffentlicht werden. „Die Verlangsamung des Lohnwachstums Ende letzten Jahres sollte eine gewisse Erleichterung darüber bringen, dass sich die befürchtete Lohn-Preis-Spirale in der Eurozone nicht entfalten wird“, sagte Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei ING. Aber „die EZB wird auf jeden Fall die Daten zum Lohnwachstum im ersten Quartal abwarten wollen, bevor sie über Zinssenkungen entscheidet. Es gibt keinen Grund, unsere Forderung nach einer ersten Zinssenkung im Juni zu ändern“.

Lagarde: Löhne als „zunehmend wichtige Triebkraft der Inflationsdynamik“

EZB-Präsidentin Christine Lagarde bezeichnete in der vergangenen Woche die Löhne als „zunehmend wichtige Triebkraft der Inflationsdynamik in den kommenden Quartalen“ und warnte gleichzeitig vor „übereilten Entscheidungen“ über eine Lockerung der Geldpolitik, ohne die Gewissheit zu haben, dass der Preisanstieg wieder auf das Zwei-Prozent-Ziel zusteuert.

Die EZB geht davon aus, dass die Lohnerhöhungen begrenzt sein werden, da die Unternehmen die höheren Kosten langsamer an die Verbraucher weitergeben. Während einige Notenbanker dies für möglich halten, argumentieren andere – wie der Österreicher Robert Holzmann –, dass die Unternehmen die steigenden Lohnkosten wahrscheinlich nicht auffangen können.

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte am Freitag, dass die schwache Produktivität „die Auswirkungen des derzeitigen starken Wachstums der Nominallöhne auf die Lohnstückkosten der Unternehmen verschärft“, was das Risiko erhöhe, dass die Unternehmen die höheren Lohnkosten auf die Verbraucher abwälzen und die Rückkehr der Inflation auf zwei Prozent verzögern. Für das Jahr 2023 insgesamt meldete die EZB einen Anstieg der ausgehandelten Löhne um 4,5 Prozent – gegenüber 2,9 Prozent im Jahr 2022 und 1,4 Prozent im Jahr 2021.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%