Im Jahr 2022 erreichte die Inflationsrate einen Höhepunkt, im Jahresdurchschnitt ein Plus von 6,9 Prozent. In der Öffentlichkeit wurden vor allem die Rentner bemitleidet, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters kaum noch Möglichkeiten zum Sparen hatten und vom Staat nur geringe Anpassungen bekamen. Das Wirtschaftsinstitut IW hat sich in einer Studie daher die Belastung der Preissteigerungen auf Rentnerhaushalte angeschaut. Das Ergebnis: Es gibt keinen merklichen Unterschied zu anderen Haushalten.
„Rentner sind ähnlich stark von der hohen Inflation betroffen gewesen wie sonstige Haushalte in der Bevölkerung“, berichtet IW-Ökonom und Studienautor Maximilian Stockhausen. Die gestiegenen Lebensmittelpreise und Energiekosten haben zwar vor allem einkommensschwachen Gruppen wie Rentnern zugesetzt; zumal diese ihr Einkommen nicht durch einen Jobwechsel oder Erspartes aufbessern können. Auf der anderen Seite fahren Senioren seltener ein Auto und müssen daher weniger tanken als andere Haushalte. Daher gleichen sich die Belastungen an.
Kaum Inflation im Gesundheitssektor
Das Institut der Deutschen Wirtschaft weist in seiner Studie dennoch auf einen signifikanten Unterschied hin: die Inflationsrate innerhalb der Rentnergruppen. Die Autoren unterteilen die Personen in gesetzlich versicherte Rentner, Beamte im Ruhestand und Rentner aus berufsständischen Versorgungswerken, also etwa Ärzte, Juristen oder Steuerberater. Demnach waren Pensionäre in den letzten zwei Jahren – auch im Vergleich zu Haushalten ohne Rentner – am wenigsten von der Inflation betroffen.
Die Inflationsrate lag in dieser Gruppe 2022 bei 7,0 Prozent, im Jahr darauf bei 5,3 Prozent. Für Beamte im Ruhestand hatten die Preissteigerungen also die geringsten Konsequenzen. Die Studienautoren begründen das mit den Kosten für Gesundheitsleistungen, die im Vergleich zu Nahrungsmitteln oder Strom kaum teurer geworden sind. Da diese Gruppe privat versichert ist und somit für Arztbehandlungen und Medikamente in Vorkasse gehen muss, nimmt das Segment Gesundheit auch einen hohen Stellenwert in der Ausgabenkalkulation ein. Heißt: Pensionäre geben viel Geld für einen Bereich aus, der kaum von der Inflation betroffen ist, was sich wiederum positiv auf die Gesamtbelastung auswirkt.
Rechnet man mit einer Rückerstattung der Beihilfe von rund 70 Prozent der Kosten, nähert sich die Inflationsrate der Pensionäre zwar an die anderen Vergleichsgruppen an. Vor allem 2023 ähneln sich die Prozentpunkte sehr. Im Jahr 2022 war die Rate dennoch niedriger als die der anderen Rentner: 7,8 Prozent im Jahr 2022 und 5,7 Prozent im vorigen Jahr. Den größten Unterschied zwischen den Ruheständlern gab es jedoch auf monatliche Sicht. Zum Jahresende 2022, als die Inflation ihren Höhepunkt erreichte, lag die Differenz zwischen Pensionären (ohne Beihilfe) und Rentnern in der Gesetzlichen Rentenversicherung bei knapp zwei Prozentpunkten.
Das Kölner Wirtschaftsinstitut resümiert daraus: Die Entlastungen einkommensschwacher Haushalte seien notwendig gewesen. Weil die Inflation seit einigen Monaten aber wieder sinke, brauche es vorerst keine weiteren Maßnahmen.
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